Slowakeiweit: Freiwilllige berichten

Viel gelernt beim Freiwilligendienst

Bewaldete Berge um uns herum, mitten im Grünen, weit und breit keine Siedlung, geschweige denn Stadt zu sehen und ich – sitze auf einem Pferd. Das erste Mal in meinem Leben. Es ist ein erhabenes Gefühl, Kontrolle über ein so mächtiges und starkes Tier zu haben. Eine Stunde lang mache ich etwas, dass ich vorher noch nie gemacht habe. Das war auf unserem Zwischenseminar in Žarnovica, in der Mittelslowakei. So neuartig wie dieses Gefühl war, ist auch meine Zeit hier in Bratislava.

Es fängt mit den ganz alltäglichen Dingen an. Das erste Mal eine Glühbirne wechseln (das erste Mal ging gut, beim zweiten Mal saß ich erstmal im Dunkeln), das erste Mal Wäsche waschen, Kochen lernen: Alles neu für mich. Für mich, der vorher in einer kleinen Gemeinde in Deutschland von einer liebevollen Mutter umsorgt und bemuttert wurde.

Slowakeiweit: Freiwillige berichten, die Geschichte von Adrian Kaske

Ein beeindruckendes Erlebnis: zum ersten Mal auf einem Pferd zu sitzen.

Sich auf Slowakisch durchschlagen

Mit der Sprache war es am Anfang ähnlich neu und ungewohnt: Der Kassierer und ich kommen an der Kasse nicht weiter. Ich will nur ein Kissen kaufen, aber nach drei Slowakisch-Stunden reichen meine Sprachkenntnisse hierfür nicht aus. Neben uns steht eine betagtere Dame, die nach ein paar Versuchen eingreift. „Entschuldigung, kann ich etwas für Sie übersetzen?“ Puh, Erleichterung. Dank der Dame bekam ich das Kissen dann. Aber mitten in Bratislava, in der Slowakei hatte ich nicht erwartet, mit meinem Deutsch weiterzukommen.

Um solchen Situationen vorzubeugen, habe ich mittlerweile wieder etwas Neues gelernt. Eine Sprache. Zwar spreche ich alles andere als perfekt slowakisch, aber für ein bisschen Smalltalk und den Supermarkteinkauf reicht es. (Ich bin mir sicher, dass ich nun auch ein Kissen auf Slowakisch kaufen könnte!) Danken muss ich hierfür meinem Lehrer Peter, der mich nicht nur mit neuen Vokabeln, sondern auch mit slowakischen Köstlichkeiten versorgt. Was beim Slowakisch-Lernen neben dem Unterricht immens geholfen hat, war der Kontakt mit den Kindern an der Schule, in der ich gearbeitet habe. Denn wenn ich in der ersten oder zweiten Klasse zu Gast war, kam ich mit meinen Deutsch- und Englisch-Kenntnissen meist nicht weit. Deswegen musste ich auf das, was ich an Slowakisch konnte, zurückgreifen und bekam gleichzeitig von den sechs bis sieben Jahre alten Kindern neue Wörter beigebracht. Was man dann nicht verbal kommunizieren konnte, wird eben mit Hand und Fuß erklärt.

Kulturweit-Freiwilligendienst

Wanderausflug mit den Schülern meiner Schule

Freude stiften

Das Schöne daran, ein bisschen Slowakisch gelernt zu haben, ist nicht nur, dass es mir den Alltag um ein Vielfaches erleichtert, sondern dass man mit der Sprache Freude stiften kann. Wenn ich mich auf Slowakisch unterhalte, merkt man zwar schnell, dass es nicht meine Muttersprache ist. Dennoch zaubert man nahezu jedem Gesprächspartner ein Lächeln ins Gesicht, wenn man zumindest versucht, Slowakisch zu sprechen.

Kulturweit-Freiwilliger

Mit anderen Freiwilligen auf der Feier zu 25 Jahren Goethe-Institut in der Slowakei

Das hängt sicherlich damit zusammen, dass die meisten Ausländer sich entweder zu kurz in der Slowakei aufhalten, um Slowakisch zu lernen oder sie denken sich: „Ach für das Bisschen, das ich hier bin, komm ich auch ganz gut mit Englisch und Deutsch zurecht“. Das führt dazu, so meine These, dass die Slowaken recht froh sind, wenn auch ein Ausländer versucht, ihre Sprache zu sprechen.

Nun Ja. So viel zu dem, was man als junger Mensch in seinem ersten längeren Auslandsaufenthalt so alles lernt und entdeckt. Im März angefangen, werde ich Ende August mit einem riesigen Koffer voller Erfahrungen und Erinnerungen schweren Herzens wieder nach Deutschland reisen.

Adrian Kaske