Kolumne: Schmidts Katze Mourinka
Čau, čau und mňau! Von hoch oben aus meiner neuen Heimat, dem Katzenhimmel, wünsche ich Ihnen allen ein gutes neues Jahr!
Ich muss aber zugeben, dass das Jahr 2019 nach meiner guten Sicht auf die Dinge nicht so leicht werden wird. Ich sag mal ein paar Stichworte: Handelskrieg zwischen den USA und China, neue Spannungen zwischen Russland und dem Westen, chaotische Brexit-Verhandlungen, stärker werdende Populisten, gewaltsame Proteste gegen die Eliten. Alte Gewissheiten gelten nicht mehr.
Die Wahlen zum Europaparlament im kommenden Mai könnten zum Alptraum des Jahres werden, wenn die Populisten massiv gewinnen, wie viele Beobachter es für möglich halten. Womit wir generell bei der Frage sind, worauf sich Zwei- und Vierbeiner in diesem neuen Jahr einrichten müssen.
Die Slowakische Republik lebt ja in keinem luftleeren Raum und muss sich gemeinsam mit den Partnern in EU und Nato den mit Sicherheit komplizierteren Gegebenheiten stellen. Dass dabei nicht mehr auf alle Verlass wie bisher sein wird, zeichnet sich ab. Stichwort Donald Trump. Nach dem geordneten oder wilden Brexit bricht zudem mit den Briten ein bislang sehr wichtiger Partner weg. Macrons Ideen gehen in Richtung stärkerer Zusammenarbeit innerhalb der verbleibenden EU. Etwas, was in Pressburg/Bratislava oder Prag nicht eben Jubelstürme auslöst. Berlin bremst, aber hier stellt sich die Frage, wer überhaupt Berlin ist?
Nach dem Wechsel an der Spitze der CDU von Angela Merkel hin zur neuen Chefkatze Annegret Kramp-Karrenbauer ist die weitere Entwicklung nicht nur in der Partei unsicher geworden. Auch Merkels Amtszeit als Chefin des Kanzleramts neigt sich dem Ende. Ob sie bis zum Ende der Legislaturperiode bleibt, ist zweifelhaft. Schon deshalb, weil AKK als Kanzlerin vor den kommenden Bundestagswahlen sehr viel größere Chancen auf einen Sieg hätte. Es wäre also durchaus logisch, wenn Merkel ihrer Nachfolgerin an der Parteispitze auch vorzeitig Platz an der Regierungsspitze machen würde.
Und die Slowakei selbst? Hier steht mit der Wahl eines neuen Präsidenten auch eine grundsätzliche Veränderung ins Haus. Dass ich sauer auf den jetzigen Oberkater Andrej Kiska bin, weil er nicht wieder kandidieren will, habe ich schon vor einiger Zeit geschrieben. Leider hat er meinen verbalen Wutanfall nicht gelesen oder nicht ernst genommen, weil er immer noch bei seiner Haltung geblieben ist.
Wer, bitte, soll ihm jetzt nachfolgen? Leute gibt es ausreichend. Aber der Chefsessel in dem hübschen Präsidentenpalais verlangt auch nach einem Menschen, der die nötige sittliche Reife für das höchste Amt im Staat mitbringt. Da wird es schon sehr viel düsterer im Angebot. Ich hätte mich ganz gut mit dem außenpolitisch äußerst bewanderten Kater Miroslav Lajčák anfreunden können. Aber der hat sich neulich mit seinem angekündigten Rücktritt, dem dann der Rücktritt vom Rücktritt folgte, nicht eben sonderlich geschickt angestellt. Das war zwar einigermaßen lustig. Aber es ist nicht die allererste Aufgabe des obersten slowakischen Chefkaters, einigermaßen lustig zu sein.
Ich bin ehrlich gesagt ziemlich ratlos, wer sich dem Rennen stellt und wie es ausgehen wird. Und ich würde dementsprechend auch keine Wette eingehen. Lassen wir uns also überraschen. Abwarten und ein Schälchen Kaffeesahne trinken!
Čau, čau und mňau!
Schmidts Katze Mourinka und ihr Butler Hans-Jörg Schmidt