Der Gründer des Einsiedler Posaunenchores Matthias Danielis
Matthias Danielis stammt aus der Oberzips, sein Beruf als evangelischer Pfarrer führte ihn aber nach Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom. Dort ist er besonders als Gründer des ersten Posaunenchores bekannt.
Geboren wurde er am 8. März 1895 in Eisdorf in der Oberzips. Weil der Bauernsohn ein aufgeweckter und fleißiger Schüler war, besuchte er nach der Grundschule das Evangelische Lyzeum in Kesmark und studierte nach dem sehr gut bestandenen Abitur Theologie in Eperies/Prešov und in Budapest. Seine Ordination nahm am 26. September 1920 der Bischof Béla Kapi in Sopron vor. Seine Kaplan-Zeit dauerte nicht mal ein Jahr. Am 1. Juli 1921 begann seine Tätigkeit als evangelischer Pfarrer in Durelsdorf/Tvarožná.
Sein Weg nach Einsiedel
In Zipser Neudorf heiratete er Wilma Schwarz und Gott schenkte dem jungen, glücklichen Ehepaar sehr bald eine Tochter, die auf den Namen Elisabeth getauft wurde. Im Jahr 1923 verließ Pfarrer Alexander Schermann die Kirchengemeinde der ehemaligen Bergstadt Einsiedel an der Göllnitz. Die Einsiedler suchten einen neuen Geistlichen. Sie entschieden sich für den jungen eifrigen Oberzipser Prediger Matthias Danielis.
Am 17. Dezember 1923 wurde er in Einsiedel von den evangelischen Gläubigen herzlich empfangen und am letzten Adventssonntag, dem 23. Dezember, feierlich in sein Amt eingeführt. Die Installation vollzog im Auftrag des Seniors der Senioralschriftführer und Pfarrer Karl Hoffmann aus Göllnitz.
In Einsiedel herrschte Eintracht der beiden Konfessionen. Dazu hat Herr Danielis in seiner vierunddreißigjährigen Tätigkeit als Seelsorger beigetragen. Sein Werk ist auch das von den Gemeindemitgliedern in Gemeinschaftsarbeit errichtete „Luther-Haus“. In Anwesenheit von Bischof Scherer feierte man das 150-jährige Bestehen der seinerzeit unter schweren Opfern errichteten Kirche.
Im Sommer 1931 fuhr er nach Deutschland zum „Posaunengeneral Johannes Kuhlo“, lernte hervorragend nicht nur das Flügelhorn blasen, sondern auch einen Posaunenchor aufzubauen, zu dirigieren und zu führen. Nach seiner Heimkehr gründete er den ersten und sehr lange Zeit einzigen Posaunenchor in der Slowakei.
Chor bald im ganzen Land bekannt
Die Bläser erfreuten Hochzeitsgäste, begleiteten Gemeindemitglieder auf ihrem letzten Weg auf den Einsiedler Waldfriedhof und vielen Gottesdiensten gaben sie einen festlichen Rahmen. Als die Front nahte, versuchte der nimmermüde und immer ideenreiche Einsiedler Seelsorger die Instrumente zu retten. Er vergrub sie in der Sakristei. Weisungsgemäß und schweren Herzens verließ er im Januar 1945 die Gemeinde, blieb aber im Lande und kehrte wieder in sein Pfarrhaus zurück.
Nachdem es vielen Gläubigen gelungen ist, sich der Vertreibung zu entziehen, entschloss sich auch die Familie Danielis, in der Heimat zu bleiben. Nach wenigen Monaten stellte Herr Danielis Anträge an die Obrigkeit, in denen er um Genehmigung bat, Gottesdienste teilweise in deutscher Sprache zu halten, denn die Leute verstanden weder die Predigten noch die Mitteilungen. Zuerst wurde das Lied „Unsern Ausgang segne Gott“ deutsch gesungen, später immer mehr. Die Gottesdienste waren gut besucht, man fühlte sich in der Kirche heimisch. Man war froh, einen eigenen Pfarrer zu haben. Neben der Gemeinde Einsiedel betreute er auch Schmöllnitz und Stoss.
Wiederaufleben des Chores
Der Unterzipser „Kuhlo“ wollte den Posaunenchor wieder ins Leben rufen, doch von den vergrabenen Instrumenten wurde nur ein einziges gerettet. Mit Hilfe des jungen Theologiestudenten Ludwig Valentin, der später bis zu seinem Tode Pfarrer in Göllnitz war, gelang es dem eifrigen Musiker, gebrauchte Posaunen, Flügelhörner und andere Blasinstrumente aus Pressburg zu besorgen. Zu den fünf alten Bläsern meldeten sich junge Männer und Jungen.
Der Posaunenchor erreichte bald die Qualität des früheren. Die deutschen Bläser aus Einsiedel waren in der Mittel- und Ostslowakei bekannt. Den Kantor und zweiten Dirigenten Julius Matyko ersetzte die Tochter Elisabeth Danielis, die nicht nur bei den Bläsern, sondern in der ganzen Gemeinde sehr beliebt war. Vater und Tochter waren für uns Jungen nicht nur Dirigenten und „Musiklehrer“. Ihnen verdanken wir auch die Kenntnis der deutschen Sprache, die für uns Mantaken sehr wichtig war.
Im Jahr 1957 klagte er über Magenschmerzen. In Kaschau wurde er operiert. Er fühlte sich besser, war optimistisch, hoffte, bald wieder arbeiten zu können. Doch eine heimtückische Krankheit besiegte seinen Lebenswillen. Am 2. Januar 1958 schloss er seine Augen für immer. Bei dem Trauergottesdienst und der Beerdigung, an der neben einer ungewöhnlich großen Gemeinde der Bischof und 14 Pfarrer teilnahmen, sah man, wie geschätzt und beliebt er in der eigenen Gemeinde und Umgebung war.
(Aus dem Buch „Arbeiter in Gottes Weinberg“)
Ilse Stupák