Berühmte Zipser: Pfarrer und Historiker Samuel Weber
Samuel Weber zählt zu den vielseitigen Gelehrten seiner Zeit. Seine Verdienste erwarb er sich nicht nur in den 47 Jahren Tätigkeit als Geistlicher in Zipser Bela/Spišská Belá, sondern auch mit historischen, geologischen und botanischen Arbeiten sowie als Förderer des Tourismus in der Hohen Tatra.
In der Ehe des Johann Samuel Weber, von Beruf Gerber und langjähriger Richter der Stadt Deutschendorf/Poprad, mit Johanna Hirth wurden acht Kinder geboren. Samuel, am 26. März 1835 getauft, war der Älteste von fünf Söhnen. Zu diesen gehört der später als Mundartdichter bekannte Rudolf .
Vier Schulen bis zum Abitur
Samuel begann seine Schulzeit 1841 in der evangelischen Schule des etwa acht Kilometer nördlich von Deutschendorf gelegenen Ortes Mühlenbach/Mlynica. Seine weiteren Stationen waren Poprad (1846), Kesmark/Kežmarok (1848) und Leutschau/Levoča (1854), wo er am katholischen Gymnasium die Reifeprüfung (Matura) bestand.
Danach (1854-1857) ging er zum Studium der Theologie nach Eperies/Prešov. Dort traf er einen seiner Lehrer aus Levoča/Leutschau wieder, den großartigen Pädagogen Michal Hlavaček (1803-1885). Leutschau ehrte Hlavaček, indem die Stadt eine Straße nach ihm benannte.
Ein üblicher Berufseinstieg
Nach dem Studium in Eperies ging Samuel den Weg vieler Absolventen, er nahm eine Stelle als Erzieher an. Nicht in irgendeiner, er kam im August 1857 in die Familie des Zipser Obergespan Graf Ágost Csáky. Dort war er Lehrer und Erzieher von Sohn Albin (1841-1912), dem späteren Politiker und von 1888 bis 1894 ungarischen Minister für Religion und Erziehung und dessen jüngeren Brüdern Sándor (1848-1902), Felix (1849-1928) und Vidor (1850-1927). Samuel lernte in dem herrschaftlichen Haus in Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves selbst auch dazu, nämlich die französische Sprache.
Nochmals Studium – in Jena
Von 1859 bis 1860 ging Samuel nach Jena, wo er an der Universität Theologie, Geschichte, Geographie und Naturwissenschaften studierte. Danach kam er voller Schaffenskraft und Tatendrang in die Zips zurück.
Es scheint fast so, als ob sich sein Leben von nun an im Zeitraffer vollzog. Er übernahm in Zipser Bela/Spišská Belá zuerst eine Stelle als Kaplan, dann als Pfarrer, wurde Mitglied der ungarischen protestantischen Vereinigung, kam in den Verwaltungsrat der ungarischen evangelischen Literaturgesellschaft und heiratete 1863 die zwanzigjährige Maria Steiner (1843-1899).
In die Leitung der ungarischen Karpatenkirche wurde er 1883 gewählt. Auch das gesellschaftliche Leben im Ort lag Samuel Weber am Herzen. Er gehörte nicht nur dem Gemeinderat an, sondern war Mitglied und Gründer örtlicher Verbände. Dazu zählten der Unternehmerverband, Gesangs-, Schießverein, die Feuerwehr und die Theaterfreunde.
Aktiv für Natur und Geschichte der Zips
Seine Liebe galt der Tatra. Er war neben Friedrich Scholz eine der sechs Personen, die im Jahr 1873 den Ungarischen Karpatenverein (Magyarországi Kárpátegylet, MKE; slowakisch: Uhorský karpatský spolok; nach 1918 nur Karpathenverein) ins Leben riefen. Von 1883 bis 1890 führte er hier die Funktion des Vizepräsidenten aus. Samuel Weber beschäftigte sich mit der Geschichte und Botanik der Tatra.
Die Ergebnisse seiner Arbeit sind in verschiedenen Büchern dokumentiert. Zu den bekanntesten gehören seine „Geschichte der Stadt Zipser Bela“, die „Geschichte der Stadt Leibitz“, die „Zipser Geschichts- und Zeitbilder“ und seine „Monographie der evangelischen Gemeinde A.C. Bela“.
Weitere Anerkennung gebührt Weber für seine biographische und genealogische Forschung. Hier sind vor allem die Biographie des Kesmarker Georg Buchholtz, veröffentlicht 1892 in Budapest, und die Arbeit über die Adelsfamilie Horvát Stančič (Horváth Stansith de Gradecz) zu nennen.
Einer fehlt
Die Krönung ist aber sein 482 Seiten umfassendes Buch „Ehrenhalle verdienstvoller Zipser des IX. Jahrhunderts“, in dem er 141 Persönlichkeiten aufführt. Einer fehlt dort jedoch – er selbst. Geehrt wurde er aber doch, von Kaiser Franz Josef. Dieser würdigte Webers Verdienste mit dem Orden der Eisernen Krone III. Klasse. Samuel Weber starb am 18. Mai 1908 in Zipser Bela, der Stadt, in der er fast ein halbes Jahrhundert tätig war.
Dr. Heinz Schleusener