Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky mňauky allerseits! Während mein Butler, der Herr Schmidt, an der dänischen Ostseeküste Urlaub macht, halte ich in Prag die Fahne hoch. Ich nutze die warmen Tage, um draußen im Garten im Liegestuhl zu liegen und viel zu lesen.
Nachdem ich mir allerlei Werke der Weltliteratur zu Gemüte geführt hatte, an der Spitze Josef Čapeks zauberhafte „Geschichten vom Hündchen und vom Kätzchen“, wollte ich mal etwas Leichteres lesen. Im Internet stieß ich dabei auf einen überraschenden Aufsatz aus dem früheren DDR-Bruderorgan von „Rudé právo“, das bis heute „Neues Deutschland“ heißt. In diesem Artikel schrieb eine gewisse Katharina Schwirkus eine Satire. Nein, ich dachte anfangs nur, das sei eine Satire. Je länger ich las, wurde mir klar, dass die Dame ganz ernst meinte, was sie da zu Papier gebracht hatte.
Die Überschrift lautete: „Lasst uns die Köter abschaffen“. Köter, das muss ich vielleicht erklären, ist ein ziemlich unfreundlicher Ausdruck für Hunde. Ich bin zugegeben kein großer Freund der Kläffer. Aber am Ende sind es Vierbeiner wie wir Katzen und sollten deshalb von uns auch geduldet werden. Entscheidend im Verhältnis von Mensch-Hund und Katze ist eh nur, dass wir Katzen die Weltherrschaft haben. Aber das wissen Sie als meine ständigen Leser schon.
Die Dame Schwirkus hatte es aber nicht nur auf die Hunde abgesehen, sondern auch auf uns Katzen: „Was haben die Vierbeiner in einer Großstadt überhaupt verloren? Nichts, genauso wenig wie Katzen.“
Und dann geht die Autorin in vermeintlich wissenschaftliche Details: „Neben ihren ekelhaften Ausscheidungen sind die Haustiere auch schlecht für das Klima. Denn sie fressen Fleisch und tragen damit zum Ausstoß von Kohlenstoffdioxid bei. (…) Je besser das Futter, desto schlechter ist die Bilanz für das Klima. Gerade wohlhabende und besonders tierliebe Besitzer*innen kaufen für ihren Begleiter Luxusnahrung, die zu 75 Prozent aus hochwertigem Fleisch bestehen. Durch die gute Versorgung steigt die Lebenserwartung der Tiere, was letztlich wiederum ihren ökologischen Fußabdruck weiter wachsen lässt.
In Deutschland übertreffen Katzen oftmals die Lebenserwartung von 15 Jahren. Wer dem Klima etwas Gutes tun will, sollte sich weder einen Hund, noch Katze anschaffen. Langfristig sollte die Züchtung der Vierbeiner eingestellt werden. Selbst auf dem Land stellen sie eine Belastung für die Umwelt dar.“
Und weiter: „Unabhängig davon, ob man es schafft, Katzen und Köter aus Großstädten zu verbannen, muss das romantische Bild von Haustieren endlich dekonstruiert werden. Kindern sollte schon in jungen Jahren klar gemacht werden, dass es absolut egoistisch ist, in einer Stadt einen Hund oder eine Katze zu halten. Das Thema könnte von den ‚Fridays For Future‘-Aktivist*innen aufgenommen werden. Zehn- bis achtzehn-jährige Schüler*innen, die eine Anhebung der Hundesteuer fordern, würden damit zeigen, wie ernst es ihnen mit dem Umweltschutz ist.“ Und so weiter und so fort.
Als ich mit dem Artikel fertig war, hatte ich erst einmal Schnapp-Atmung. Als es wieder einigermaßen ging, fragte ich mich, was sich Autoren von „Neues Deutschland“ morgens nach dem Frühstück so an komischen bunten Pillen einwerfen. Oder ob sie ihre Artikel gern nach durchzechter Nacht mit reichlich Restalkohol im Blut schreiben, der die Sinne vernebelt.
Natürlich kann jeder Zweibeiner eine furchtbar schlechte Meinung über uns Vierbeiner haben. Und er soll das gern auch in einer Zeitung aufschreiben, wenn die Chefredaktion das ermöglicht. Aber vielleicht wäre es im konkreten Fall doch besser, wenn sich die Dame mal in psychiatrische Behandlung begeben würde. Ihr Geist scheint mir „dekonstruiert“ zu sein. Vielleicht schicken wir ihr jetzt monatlich dieses wunderhübsche und lehrreiche Magazin aus Bratislava/Pressburg für Katzen und Politik. Denkbar, dass ihr die regelmäßige Lektüre hilft, wieder normal zu werden. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt