Schadirattam Medzev Metzenseifen Vilma Bröstl

„Die Jugendlichen geben mir Kraft“

Voller Elan leitet Vilma Bröstl seit 28 Jahren die Jugend-Tanzgruppe Schadirattam im ostslowakischen Metzenseifen/Medzev. Wir sprachen mit ihr über die deutsche Mundart in ihrer Heimatstadt, ihre Pläne und wie sie es schafft, die Jugendlichen schon so viele Jahre zu motivieren.

Karpatenblatt: Wie ist es denn in Metzenseifen um die deutsche Sprache bestellt?

Vilma Bröstl: Bei uns sprechen die Leute auch immer noch mantakisch, aber immer weniger. Früher hat fast jeder mantakisch gesprochen. Jetzt gibt es schon viele gemischte Ehen, daher sprechen zu Hause viele slowakisch. Leider gibt es immer weniger, die die deutsche Mundart sprechen. Das ist bei uns so wie in anderen Städtchen.

KB: Woher kommt denn diese deutsche Mundart?

VB: Man sagt, dass sie aus mehreren Orten in Deutschland kommt. Aus welchem Ort genau unsere Mundart stammt, kann man nicht sagen. Aber es ist eine alte deutsche Sprache, die sich nicht weiter entwickelt hat, sie ist so geblieben, wie sie damals war.

KB: In der Slowakei gibt es ja viele verschiedene deutsche Mundarten. Würden Sie sich denn beispielsweise verstehen, wenn Sie mantakisch sprechen und eine andere Person hopgärtnerisch, die Mundart aus Hopgarten?

Tanzgruppe Schadirattam Metzenseifen Medzev
Die Schadirattam-Tanzgruppe aus Medzev/Metzenseifen bei ihrem Auftritt auf dem Kultur- und Begegnungsfest

VB: Wir gehen schon seit 27 Jahren auf das Fest der Karpatendeutschen nach Hopgarten, daher verstehen wir uns schon. Wir sprechen schließlich schon eine lange Zeit miteinander. Es gibt in den Mundarten aber viele unterschiedliche Wörter. Inzwischen wissen wir schon welche Wörter was bedeuten und können in der Mundart miteinander reden. Aber es ist nicht ganz einfach. Die Mundarten sind ähnlich, aber nicht gleich.

KB: Sie setzen sich ja stark für die Jugend in Metzenseifen ein. Was organisieren Sie hier für die Jugend?

VB: Ich leite die Tanzgruppe Schadirattam. Sie wurde im Dezember 1991 gegründet. Wir haben mit 20 Jugendlichen angefangen, inzwischen hatten wir 150/160 Jugendliche. In der derzeitigen Schadirattam-Tanzgruppe sind schon Kinder von der ersten Tanzgruppe. Wir reisen auch viel. Wir waren beispielsweise in Deutschland, in Hopgarten, in Pressburg, in Kesmark, in Ungarn, in Polen. Jetzt habe ich wieder neue junge Mitglieder. Wenn alle da sind, habe ich zusammen 30 Jugendliche.

KB: Das ist ja eine ganz stattliche Zahl, dafür dass Metzenseifen 4000 Einwohner hat. Was bedeutet denn das Wort Schadirattam?

VB: Das kommt von einem alten Metzenseifener Tanz, den die Leute bei Festen oder Hochzeiten getanzt haben. Wenn wir tanzen gegangen sind, haben wir immer gesagt: „Schadirattam“. Deswegen haben wir auch die Tanzgruppe so benannt.

KB: Wie oft treffen Sie sich, um zu üben?

VB: Einmal die Woche am Freitag. Viele Jugendliche sind in der Mittelschule in Kaschau oder studieren, daher können wir uns nur einmal pro Woche treffen.

Vilma Bröstlova und Tänzerinnen von Schadirattam
Vilma Bröstl übt seit 1995 mit der Schadirattam-Gruppe in Metzenseifen deutsche Volkstänze ein.

KB: Sie engagieren sich schon 28 Jahre für die Tanzgruppe. Was gibt Ihnen das?

VB: Ich bin Lehrerin und war immer mit den Jugendlichen zusammen. Das gibt mir Kraft. Aber ich muss mich auch aufopfern, wenn ich sie behalten will. Wir fahren öfter für zwei oder drei Tage weg. Wenn wir nur in der Früh fahren würden und am Abend zurück, würden sie schnell die Lust verlieren.

KB: Wie schaffen Sie es denn die jungen Leute so zu motivieren?

VB: Wir machen auch ein bisschen Spaß. Wir tanzen nicht nur, sondern sitzen auch zusammen und plaudern ein wenig. Es ist wie mit den Kindern in der Schule: Wenn sie immer nur hören „Du musst das machen und das“, dann verlieren sie die Lust. Darum mache ich es so. Die Jugendlichen treffen sich am Freitag und danach gehen sie zusammen weg.

KB: Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Schadirattam?

VB: Hoffentlich habe ich noch so viel Kraft, dass ich es noch ein paar Jahre machen kann. Dann wünsche ich mir, dass mein Enkelkind Mirka die Tanzgruppe leitet. Sie hat auch in der Tanzgruppe getanzt und ist jetzt mit ihrem kleinen Jungen zu Hause. Ich hoffe, dass sie Schadirattam nach mir übernimmt.

Red