Pressburger Treffen

Unser traditionelles Pressburger Treffen

Wenn jemand auch nur mit einem Wort das Treffen der Pressburger erwähnt, so scheinen in meinem Gedächtnis die vielen turbulenten Nachmittage und Abende auf, die wir seit der Gründung des Karpatendeutschen Vereins in unserer Stadt organisieren konnten. Wenn ich in meinen Erinnerungen krame, finde ich so manches aus unseren Anfängen.

Zum Beispiel rief mich kurz nach der Wende im Herbst 1989 ein mir damals unbekannter Herr Ing. Roth an, stellte sich als Zipser Landsmann vor und fragte, ob ich mich an der Gründung einer Organisation der Karpatendeutschen beteiligen wolle. Nach meiner Zusage trafen wir uns in der Carlton-Halle zu einem Gespräch. Wir waren die ersten sechs Personen, die sich in unserer Stadt trafen, aber das war wohl auch der Grundstein für viele nachfolgende Pressburger Treffen.

Erwachen aus einem schlechten Traum

Es ist bekannt, dass aller Anfang schwer ist, aber wir empfanden das nicht so. Es war wie ein Erwachen aus einem Jahrzehnte langen schlechten Traum und es tat Not, unseren Landsleuten neues Selbstbewusstsein und Lebensfreude zu beschaffen. Wir hatten damals kein Geld, kein Telefon, keine Schreibmaschine. Es mussten Räumlichkeiten für kommende Veranstaltungen besorgt und auch ein Jahresprogramm vorbereitet werden. Aber vor allem fehlte es uns an der so notwendigen Erfahrung. Aber mit viel Enthusiasmus ist es uns immer gelungen, unsere „Pressburger Treffen“ auf die Bühne zu bringen.

Wir konnten zum ersten Treffen eine große Halle in der ehemaligen Dynamitka (Chemické závody J. Dimitrova) mieten, später den Moyzes-Saal an der Pressburger Uni, einen Speisesaal in der Firma Doprastav, wo wir dann auch ein kleine Büro mieten konnten. Danach übersiedelten wir ins Hotel Kyjev und auch in verschiedene Studentenwohnheime. Wer von unseren „Alten“ erinnert sich nicht gerne an alle diese frohen Stunden? Wenn es nun in den letzten Jahren um uns stiller wird, wollen wir diese Tradition so lang wie möglich beibehalten.

2019 brachte Änderungen mit sich

Das Jahr 2019 brachte in unserer Region viele Neuerungen, unser Regionsvorsitzender Herr Prof. Otto Sobek ist gestorben und wir letzte aktive Mitarbeiter können nun auch nicht mehr so wie früher arbeiten. So kam die bange Frage: Wie soll es weiter gehen? Aber wie bekannt, wenn die Not am größten, ist Hilfe am nächsten.

Unser seit dem Beginn im Jahre 1990 tätiger RNDr. Michael Stolár übernahm die Leitung der Region Pressburg. Die Leitung der Ortsgruppe Pressburg übernahm von der Gründerin des Vereins in Pressburg und Jahre lang aktiven Rosi Stolar-Hoffmann Ing. Judita Kubincová, die vor ihrer Pensionierung im Goethe-Institut tätig war. Wir sind sehr dankbar, dass sie sich zu dieser – nicht leichten Tätigkeit – bereit erklärt haben. Wobei wir ganz besonders auch für die große Hilfe unserem Landesvorsitzenden, Herrn RNDr. Ondrej Pöss, zu Dank verpflichtet sind.

Vorbereitungen gingen flott voran

Der Saal im Deutschen Kulturhaus in Ratzersdorf/Rača wurde bestellt, hunderte Einladungen wurden verschickt, auch haben sich drei Grundschulen bereit erklärt, mit ihrem lustigen Programm aufzutreten. Für die Bewirtung war so wie bisher unser Andi Wagner zuständig.

Ein Problem war, dass die Zahl der „Singenden Omas“ nunmehr auf vier Singende geschrumpft ist und sie so nicht mehr auftreten können. Ohne das deutsche Volkslied kann es aber kein Pressburger Treffen geben und so wandten wir uns an unsere alten, lieben Freunde von den Ungarndeutschen in Gahling bei Wieselburg/Mosony, die Singgruppe „Lindenblüte“, die uns dann auch prompt ihre Teilnahme zugesagt haben.

Neue Freunde und Ratzersdorfer Wein

Neue Freunde, zwei Familien mit deutschen Vorfahren aus Ratzersdorf, haben sich gemeldet und uns bei der Versorgung und Organisation geholfen. Die Famillie Hulansky lieferte guten Ratzersdorfer Wein. Die Famillie Kompauer half bei der Besorgung der Musiker so, dass die Ratzersdorfer Dušan Kozorovský und Jaroslav Bielčik mit ihren Darbietungen zur guten Laune beitrugen. Beide Familien haben so maßgebend zum optimistischen Rahmen des Festes beigetragen.

Für einen feierlichen Beginn sorgten die sehr musikbegabten Kinder der in Pressburg lebenden amerikanischen Familie Lesan mit Variationen auf einen Choral von Johann Sebastian Bach und eine Komposition von Šostakovič.

Es folgte der Landesvorsitzende des Karpatendeutschen Vereins Dr. Ondrej Pöss mit einer Festansprache voller freundlicher und aufmunternder Worte. Wir konnten auch diesmal zahlreiche Ehrengäste und Landsleute begrüßen. Herr Konsul Holger Theissen von der Botschaft der Bundesrepublik und das Vorstandsmitglied der Karpatendeutschen Landsmannschaft Österreich Stephan Sághy beehrten uns mit ihren Ansprachen. Dieser Teil der Veranstaltung wurde durch einige Worte über die Geschichte der insgesamt 27 Pressburger Treffen von RNDr. Michael Stolár beendet.

Die weitere Moderation übernahm unser junges Mitglied PhDr. Michaela Posch. Der sehr fundierter Vortrag unseres Landesvorsitzenden über die Geschichte der Karpatendeutschen von RNDr. Ondrej Pöss erntete großen Beifall.

Frischen Wind brachten die Grundschüler

Auch diesmal erfreuten uns die Kinder der Grundschulen „Hlboká“, „Za kasárnou“ und aus Theben – Neudorf (Dev. Nová Ves) mit ihrem lustigen und diesmal besonders gut einstudierten Programm.

Ein Höhepunkt des Nachmittags waren aber dann doch unsere Freunde, die Sänger des Chors „Lindenblüten“. Ihr erfrischender Auftritt veranlasste unsere Omas zum Mitsingen auf der Bühne.

Zum Abschluss sangen wir dann mit ihnen ein altes ungarisches Lied, das Rosi Stolár verdeutscht hat – „Vergiss mein nicht“ (Kék nefeljts). Aber dann ging es los mit forscher Musik von den neuen Ratzersdorfer Freunden, die unsere „Alten“ sogar zu einem Tänzchen verführt haben und einen frohen Abschluss dieses Abends bildete.

Dieses Pressburger Treffen 2019 hat uns zu einer neuen optimistischen Auffassung für eine weitere gute und für die kleine Minderheit so lebenswichtige Tätigkeit gebracht.

(st)