John Gabel – Der Erfinder aus Ober-Metzenseifen
Als Johannes Göbl 1872 geboren, mit 14 ausgewandert, lernte er erst in den USA richtig Deutsch zu lesen und zu schreiben. Anschließend erlernte er die englische Sprache, arbeitete als Mechaniker und Konstrukteur. Durch fleißige Arbeit und eigene Ideen erreichte er seinen Traum – Anerkennung, Selbständigkeit und Wohlstand.
Was direkt nach der Gründung von „The Automatic Machine & Tool Co.” im Oktober 1898 und der Ausstattung mit Arbeitsgeräten geschah, beschreibt John Gabel in seiner Autobiographie: „Der erste Mann, den ich engagierte, war Emil Müller als Modellbauer. Sobald ich die experimentelle Arbeit beendet hatte, begann Müller mit seiner Arbeit. Anstatt nachts zu schlafen, bereitete ich meine Arbeit für den nächsten Morgen vor. Unsere Arbeitszeit war 7:00 Uhr bis 17.30 Uhr, aber manchmal arbeitete ich bis Mitternacht.
Mitte Dezember kamen die Eisengussteile aus der Gießerei und ich stellte einen jungen Mann für die Montage ein. Vor Weihnachten hatte ich drei (Glücks-)Spielaen fertig und lieferte sie marktreif an Edward Mikkelsen, damit er sie in Schränke baut.”
Gabel will Werbung
Mikkelsen, der zwei Drittel der Firma hielt, wollte kein Geld für Werbung ausgeben. Von Gabel erfahren wir dazu: „Als Mikkelsen und ich das Geschäft aufnahmen, versprach ich ihm, dass ich einen neuen Automaten in drei Monaten fertigstellen lassen würde. Indem ich mich abarbeitete, hatte ich es in zwei Monaten geschafft. Auf diese Weise habe ich ihm mehr Geld gespart als die Werbekosten. Ich hatte das Gefühl, dass es Mikkelsen egal war, das Geschäft zu verbessern.
Ich kannte verschiedene Restaurants in der Stadt und bat sie, einige unserer Spielaen für einen Testbetrieb zu verwenden. Sie schienen diese zu mögen und ich bekam neue Bestellungen. Der Umsatz stieg dadurch aber nur langsam.”
Wirklicher Geschäftsstart 1899
„Im Februar 1899 bot Mikkelsen seine Aktien für 1500 Dollar an. Er meinte, dieses Geschäft sollte wirklich nur mir gehören, er wollte aber weiterhin die Schränke bauen. Mir gefiel das. Ich wusste aber nicht, woher ich 1500 Dollar nehmen sollte. Am nächsten Morgen rief ich meine vier Männer zusammen. Ich erzählte ihnen vom Mikkelsen-Angebot und ob sie sich beteiligen würden.“
Mitarbeiter kaufen Aktien
Sie beteiligten sich. Im Februar gründeten sie eine Aktiengesellschaft, John Gabel wurde ihr Präsident. Es folgte der Umzug in größere Räume und der Aufschwung begann.
„In zwei Wochen nahm das Geschäft so stark zu, dass mehr Hilfe in der Werkstatt und ein Buchhalter nötig wurden. Ich arbeitete jeden Abend, um die Aufträge zu erfüllen. Mikkelsen erhielt von mir so viele Bestellungen von Schränken, dass er anrief, um herauszufinden, ob das richtig war. Trotz der harten Arbeit war ich glücklich. Ich hatte keine kaufmännische Ausbildung, aber ich war ein geborener Mechaniker und freute mich, Tag und Nacht in der Fabrik zu arbeiten.”
Glücksgriff Miss Rose Carey
„Ich engagierte eine junge Dame für die Büroarbeit, Miss Rose Carey. Sie war lahm, aber eine gute Arbeiterin und ehrlich. Jetzt war es notwendig, eine Schreibmaschine zu kaufen. Bei einem Gebrauchthändler bekam ich sie für 15,00 USD. Dann musste ich anfangen, Briefe zu diktieren. Mein Diktat war ungefähr so gut wie mein Briefeschreiben. Miss Carey bemerkte dies sofort. Es war nicht ihre Art, über meine Fehler zu lachen. Sie sagte: ‚Mr. Gabel, ich weiß, dass Sie in der Fabrik sehr beschäftigt und Ihre Gedanken in der Produktion sind. Wenn Sie mir andeuten, was Sie Ihren Kunden schreiben möchten, kann ich die Briefe schreiben. Lesen Sie diese dann durch und sagen mir, was zu korrigieren ist.‘ Miss Carey erwies sich als eine sehr vertrauenswürdige Assistentin.“
Etwa 25 Jahre später half sie John Gabel beim Zusammenstellen und Schreiben seiner Autobiografie.
Neues Leben beginnt
„Mein neues Leben begann 1899. In diesem Jahr passierten viele Dinge, an die ich mich immer erinnern werde. Im Sommer machte ich meine erste Geschäftsreise nach New York. Ich hielt am Hoffman House an, wo in der Lobby ein Gemälde im Wert von 20.000 US-Dollar ausgestellt war. Dies sowie die Stadt selbst und der Zwischenstopp an den Niagarafällen waren für mich wirklich aufregend. Spät im Sommer machte ich einen Ausflug nach Cleveland, um Verwandte zu besuchen, und den Ort meiner Ankunft in den USA (Baltimore).”
Gabel erfindet die Jukebox (Musikbox)
Weil ihm das Wechseln der Schallplatten zu mühselig erschien, entwarf er eine Maschine, die dies aisch vornahm – die Jukebox (Musikbox) war erfunden. Da einige Bundesstaaten das Aufstellen von Glücksspielaen verboten, konnte er nun Geräte produzieren, die er im ganzen Land und im Ausland verkaufen konnte.
Seine Musikbox wechselte nicht nur die Schallplatten, sondern auch die Nadeln. Gabel nutzte die Fortschritte in der Verstärkertechnik, um die Wiedergabequalität seiner Geräte immer weiter zu verbessern. Diese wurden international prämiiert und in die ganze Welt verkauft.
Sein Fleiß und Können hatten ihn zu einem wohlhabenden Mann gemacht, als er 1936 in den Ruhestand ging. Diesen genoss er bis zum 23. Dezember 1955, als er im Alter von 83 Jahren starb.
Damit enden die Auszüge aus der Biographie des John Gabel, der sein Schicksal als „von einer unsichtbaren Hand geführt” bezeichnete. Besonderer Dank geht an Rick Crandell, der Originaltexte und Bilder zur Verfügung stellte, sowie Bill Butterfield und Hildegard Stamann.
Dr. Heinz Schleusener