Denglisch

Die deutsche Sprache in der Krise

Unter der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus leiden heutzutage nicht nur die Menschen, deren Zusammenleben, die Wirtschaft sondern auch die deutsche Sprache, die ohnehin schon über 7500 englische oder amerikanische Wörter zu verkraften hat. Das hat der Verein Deutsche Sprache gemeinsam mit dem österreichischen Verein Muttersprache und dem Schweizer Sprachkreis Deutsch ermittelt und in einem Anglizismenindex veröffentlicht.

Nur etwa ein Fünftel davon sind als nützlich eingestuft. Die Corona-Krise beschert uns nun eine Fülle weiterer englischer Begriffe, mit denen die Benutzer ihre Kenntnisse zur Schau stellen wollen oder einfach nur gedankenlos daherreden beziehungsweise -schreiben. Leser und Hörer werden so vielfach gezwungen bei Wikipedia und /oder Wörterbüchern nachzulesen, was gemeint sein könnte.

Die bisher wohl am meisten genannten Schlagwörter sind der „Shutdown“ (Schließen, Herunterfahren) und der „Lockdown“ (Ausgangssperre). Gemeint sind in beiden Fällen, die behördlich angeordneten Beschränkungen für das öffentliche und private Leben. Der Begriff des „Social Distancing“ geistert durch manche Veröffentlichung, er wird allerdings falsch angewendet, denn es geht meistens nicht um soziale Distanz, sondern um den physischen Abstand zwischen den Menschen, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.

Superspreader, Homeschooling und Homeoffice

Der nicht neue Begriff des „Homeoffice“ (Heimbüro) erlebt einen großen Aufschwung. Dabei wird er in England und den USA nicht im gleichen Sinne wie bei uns verwendet. Die Engländer sagen „work from home“, warum sagen wir nicht auch schlicht „von zu Hause arbeiten“? In der Diskussion um die Lockerung der Einschränkungen ist von einer „On-Off-Strategie“ die Rede. Dabei sind die deutschen Wörter „an“ und „aus“ genauso kurz und griffig. Nicht wenige verwenden den Ausdruck „Superspreader“ (Superverteiler), das sind zum Beispiel Infizierte (Angesteckte), die nachts durch die Bars ziehen und das Virus an viele andere weiterreichen. Das unschöne, sehr oft verwendete Wort „Homeschooling“ heißt übersetzt ursprünglich Heimunterricht. Gemeint wird heute der digitale Fernunterricht.

Neu ist der Begriff des „Containment Scouts“, vom Bundesgesundheitsministerium eingeführt, das zur Unterstützung der Gesundheitsämter studentische Hilfskräfte zur Verfolgung von sogenannten Infektionsketten einsetzt. Man könnte sagen „Kontaktverfolger“, aber das wäre ja viel zu einfach. So wird das englische Wort „Containment“, für das es neben „Eindämmung“ mehr als vierzig Bedeutungen gibt, ergänzt um den „Scout“, (Kundschafter, Aufspürer), und so entsteht ein neuer Begriff, unter dem sich nur wenige ohne nähere Erläuterung etwas vorstellen können. Das Bundesverwaltungsamt hat die Anwerbungsaktion mit großem Erfolg durchgeführt und bedankt sich im Netz mit einem herzlichen „thank you“. Armes Deutschland!

Eingewanderte Wörter im Mantakischen

Ich bin kein Feind von Fremdwörtern. Sie sind vielfach nützlich und tragen häufig zur Bereicherung der eigenen Sprache bei. So gibt es auch im Mantakischen Worte, die aus anderen Sprachen übernommen wurden. Neben verschiedenen slowakischen Begriffen, wird zum Beispiel für Fahrrad das Wort „ Bizickl „(engl. Bicycle) und für Hausschuhe das türkische Wort „ Paputschen“ verwendet. Das mantakische Wort „Budar“ (Klo) soll vom französischen Budoir abstammen.

Ich würde mir wünschen, wenn vor allem unsere Politiker, Behörden und Berichterstatter in Presse, Rundfunk und Fernsehen sich um eine klar verständliche Sprache ohne ein Übermaß von Anglizismen bemühen würden und für neue Sachverhalte auch mal einen deutschen Begriff erschaffen könnten. Das wäre „total cool“.

Rudolf Göllner