Folklore und VW

Adler und Tauben – Nationen und Symbolik

Nationale Identität – mit diesem Stichwort assoziiert der Großteil der Deutschen Bevölkerung wohl spätestens seit der letzten Bundestagswahl zu allererst Begriffe wie „Leitkultur“ oder die Umbenennung des Bundesinnenministeriums in „Ministerium des Inneren, für Bau und Heimat“. Doch gerade für deutsche Minderheiten nimmt die Frage nach der eigenen nationalen Identität in Zeiten der Globalisierung eine besondere Rolle ein.

Zeitungskiosk
Der Zeitungskiosk, noch ein Original aus der kommunistischen Zeit – längst ist er nicht mehr das einzige Mittel zur Informationsbeschaffung.

Was macht eine Kultur aus? Geht es um Konservierung bestehender Werte und Traditionen? Ist der Austausch zwischen Nationen Teil der Entwicklung einer Gesellschaft oder bedroht die gegenseitige Beeinflussung die eigene, individuelle Identität?

Diese Gedanken bilden die Grundideen hinter der Kunstausstellung „Adler und Tauben“, die am 16. August in der Kunsthalle Bratislava eröffnet wird. Unter Leitung der Kuratoren Lenka Kukurová und Omar Mirza präsentieren hier bis zum 28. Oktober fünfzehn deutsche und slowakische Künstler ihre Arbeiten, die sich auf unterschiedlichste Arten mit dem Thema auseinandersetzen. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Bratislava/Pressburg anlässlich seines 25-jährigen Bestehens in der Slowakei. 

Nationale Symbole und deren Interpretation

Namensgebend für die Ausstellung sind Adler und Tauben. Die beiden Vögel sind Gegenstand der Arbeiten mehrerer Künstler, die sich vor allem mit deren Bedeutung als nationale Symbole und den verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten auseinandersetzen. So wird die Taube häufig als Metapher für das friedliche Wesen der „Taubennation“ Slowakei verwendet – Monika und Bohuš Kubinskí spielen in diesem Zusammenhang aber auf eine zweite Bedeutung an: Der Taubenschlag steht in der slowakischen Sprache für Chaos.

Adler aus Medallien
Suse Weber stellt sich die Frage, ob der deutsche Bundesadler auch für die ehemalige DDR steht.

Dagegen handelt es sich bei dem Adler wohl um das beliebteste Wappentier der Geschichte, der sowohl als Reichsadler in Deutschland als auch als Tatra-Adler in der Slowakei für Erhabenheit und Stolz steht – wie auch in zahlreichen anderen Ländern. Weltweit repräsentiert er die konträrsten Ideologien, was etwa Uli Westphal in seiner Arbeit aufgreift.

Mehr als Folklore

Ziel der Ausstellung sei, eine Diskussion anzustoßen über die Bedeutung von nationaler Identität im einundzwanzigsten Jahrhundert, über kulturellen Austausch und das Verhältnis zwischen Deutschland und der Slowakei. Es bestünden so viele verkitschte, veraltete Vorstellungen darüber, was „die slowakische Kultur“ ausmacht. Doch was, wenn die junge Generation sich nicht mehr damit zufrieden geben will? Eigentlich stecke doch viel mehr dahinter als Folkloremuster und -Tänze. „Wir möchten die Gäste dazu anregen, veraltete Vorstellungen und rechtes Gedankengut im öffentlichen Raum zu hinterfragen“, so Kuratorin Lenka Kukurová.

Hitler und Stalin
Wie würde Deutschland heute aussehen, wenn Hitler den Weltkrieg gewonnen hätte? – fragte sich Künstlerin Ivana Šateková.

Umgesetzt wird das durch eine vielseitige, distanzierte und humorvolle Betrachtung des Themas: Von Beiträgen aus der Popmusik über bildende Kunst und Projektionen werden verschiedenste Kunstformen dargeboten, die sich mit dem Wandel der Europäischen Union beschäftigen, bestehende Klischees kritisieren und auch persönliche Erfahrungen einzelner Künstler mit den Gästen teilen. Teile der Ausstellung werden passend zum Thema im öffentlichen Raum präsentiert und somit für die Allgemeinheit sichtbar.

HB