Aus einer Mücke einen Affen im Schrank machen – Redewendungen unter der Lupe

Unsere Sprache ist ein reiches System an Zeichen, das der Kommunikation dient. Dazu gehören auch Redewendungen. Sie verschönern unsere Ausdrucksweise, machen unsere Alltagssprache bunter, begleiten uns auf Schritt und Tritt. In dieser Serie nehmen wir die Herkunft und Bedeutung ausgewählter deutscher Redewendungen sowie mögliche Übersetzungen ins Slowakische unter die Lupe.

Aus einer Mücke einen Elefanten machen

Wer wegen einer Kleinigkeit viel Aufregung macht und diese als wichtiger wahrnimmt, als sie eigentlich ist, macht aus einer Mücke einen Elefanten. Die Redewendung arbeitet mit dem Bild der Tiere und spielt auf ihren Größenunterschied an. Einerseits geht es um etwas Kleines, also eine Kleinigkeit, in diesem Fall eine kleine Mücke, und andererseits die Darstellung dieser Kleinigkeit als etwas Großes, in diesem Fall ein Elefant.

Diese Redensart benutzte in der Spätantike bereits der syrische Dichter Lukian in seinem Werk „Encomium muscae“(Loblied auf die Fliege). Eine andere Erwähnung findet man bei dem Humanisten Erasmus von Rotterdam. Er schrieb im 16. Jahrhundert in seinem Werk „Lob der Torheit“: „Elephantum ex musca facis“ – „Du machst einen Elefanten aus einer Fliege.“

Ursprünglich kamen im Wandel der Zeit mehrere Variationen dieser Redewendung ans Licht. Anstatt der Mücke wurde auch eine Laus verwendet, die zum Kamel gemacht wird. In einer anderen Variante rückt das Pferd an die Stelle des Elefanten. Auch in der slowakischen Sprache kommt ein anderes Tier zum Einsatz: Statt eines Elefanten wird ein Esel gebraucht. So sagt man auf Slowakisch „robiť z komára somára“aus einer Mücke einen Esel machen. Linguisten gehen davon aus, dass die Wahl der Tiere in der Redewendung durch die Anwesenheit des Tieres am Ort des Sprachgebrauchs bedingt sein kann.

Während man auf Deutsch aus einer Mücke einen Elefanten macht, ist es im Slowakischen ein Esel.
Dem Affen Zucker geben

Affen ernähren sich von Natur aus von kleinen Insekten oder Pflanzen, aber wer würde Affen mit Zucker füttern? Die Redewendung „dem Affen Zucker geben“sagt etwas anderes über die Essgewohnheiten der Affen. Die Redensart stammt noch aus Zeiten, in denen Leierkastenmänner durch die Städte zogen. Sie wurden oft von einem Äffchen begleitet. Das Äffchen, das die Aufmerksamkeit der Zuschauer fesselte, hat für Spaß und lustige Kunststücke gesorgt. Um das Äffchen jedoch bei Laune zu halten, musste der Leierkastenmann ihm hin und wieder ein Stückchen Zucker geben. Genau so tut man es im übertragenen Sinne mit seinen Schwächen oder komischen Angewohnheiten, indem man sie nicht unterdrückt, sondern einfach auslebt. Die umgangssprachliche Verwendung in der Bedeutung „immer wieder über sein Lieblingsthema sprechen; seiner Marotte, Schwäche nachgeben“ bezieht sich auf das närrische Benehmen des Affen.

Da die Redewendung im Deutschen zwei Bedeutungsebenen hat, können bei der Übersetzung ins Slowakische Schwierigkeiten auftreten. In der Bedeutung „immer wieder über sein Lieblingsthema sprechen“ kann die Redensart als „brknúť niekomu na nôtu“ oder „zahrať niekomu na nôtu“ (jemandem nach der Note spielen) übersetzt werden. In der zweiten Bedeutung „seine Eigenarten ausleben“ könnte man die Redewendung mit „urobiť si po svojom“ (etwas auf seine Art machen) übersetzen. Die slowakische Übersetzung bezieht sich darauf, dass eine Person etwas auf seine eigene Art und Weise macht und nichts auf die Meinung der anderen gibt.

Nicht alle Tassen im Schrank haben

Wer nicht alle Tassen im Schrank hat, ist verrückt oder nicht besonders schlau. Blickt man aber auf den Grund, warum gerade fehlende Tassen für Verrücktheit stehen, stößt man auf mehrere Geschichten.

Die erste Variante bezieht sich auf das jüdische Wort „toshia“, das so ähnlich klingt wie Tasse und Verstand oder Klugheit bedeutet. Eine andere Geschichte basiert auf der Vorstellung, dass der Kopf wie ein Behälter ist, wie ein Schrank. Und wenn nicht so viel drin ist, hat man eben nicht alle Tassen im Schrank. Die letzte und wahrscheinlichste Variante geht darauf zurück, dass sich früher nur reiche Leute Kakao oder Kaffee leisten konnten. Die Tassen, die für diese Getränke geeignet waren, wurden ordentlich in einen Schrank gestellt. Und wer nicht alle Tassen im Schrank hatte oder sie nicht sauber aufgestellt hatte, der war unordentlich und durcheinander – erzählte nur Quatsch oder hatte einen Sprung in der Tasse oder der Schüssel.

Die Redewendung gibt es auch in der slowakischen Sprache und sie bezieht sich auch auf jemanden, der nur Quatsch redet oder verrückt ist, und zwar „nemať všetkých pookope/ pohromade“ (nicht alle beisammen haben) manchmal verwendet man auch „nemať všetkých päť pokope/pohromade“ (nicht alle Fünf beisammen haben). Auch im Deutschen sagt man „nicht alle (fünf Sinne) beisammen haben“.

Der Spruch könnte aus der Zeit stammen, in der reiche Menschen ihre Tassen ordentlich in einer Vitrine präsentierten.

Matej Lanča