Viktor Oscar Tilgner

Karpatendeutsche Künstler: Viktor Oskar Tilgner

In allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens lassen sich berühmte Persönlichkeiten mit karpatendeutschen Wurzeln finden. Dazu gehört auch die bildende Kunst. Sie reflektiert nicht nur den Geschmack einer jeweiligen Epoche, sondern spiegelt auch eine Gegend wider. Einer dieser bekannten Künstler ist der Bildhauer Viktor Oskar Tilgner.

Geboren wurde Viktor Tilgner am 25. Oktober 1844 in Pressburg. Er war der Sohn des Hauptmannes Carl und Ida Tilgner. Als er aber noch ein Kind war, zog die Familie bereits nach Wien. Mit der österreichischen Hauptstadt war der Künstler sein ganzes Leben lang eng verbunden.

Ganymedes-Brunnen

Ein Werk von Viktor Oscar Tilgner: der Ganymedes-Brunnen auf dem, Hviezdoslav-Platz in Pressburg

Dort entdeckte der Bildhauer Franz Schönthaler sehr früh das außergewöhnliche Interesse und Talent von Tilgner und wurde sein erster Lehrmeister. Tilgner studierte an der Akademie der Bildenden Künste zunächst in der Klasse von Franz Bauer, wechselte dann aber bald in die Klasse des Tiroler Bildhauers Josef Gasser. Der hatte ein Faible für Heiligen-Darstellungen und soll in Tilgner das „barocke“ Interesse geweckt haben und ihm praktische Fertigkeiten beigebracht haben.

Sein Leben als Bildhauer

Die Familie zog aber bereits in seiner Kindheit nach Wien und seither war er mit dieser Stadt verbunden. Sehr früh wurde sein Interesse und Talent vom Bildhauer Franz Schönthaler erkannt, der auch sein erster Lehrmeister wurde.

Tilger schuf Skulpturen in fast allen Bereichen: Denkmäler und Brunnenfiguren genauso wie dekorative Gestalten oder Grabsteine. Besonders lag ihm aber die Porträtgestaltung am Herzen. 1872 schuf er die ersten akademischen Porträts und legte nach und nach einen immer größeren Fokus auf die detaillierte Darstellung und den neobarocken Ausdruck.

Er porträtierte bedeutende politische und künstlerische Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Leopold V. oder Franz Liszt.

Hummel-Denkmal

Das Hummel-Denkmal von Viktor Oscar Tilgner vor der deutschen Botschaft in Pressburg

Viktor Oskar Tilgner und Pressburg

Selbst als er bereits ein bekannter Bildhauer war besuchte er seine Geburtsstadt Pressburg mehrmals. Im Jahr 1883 organisierte er hier sogar seine Ausstellung und spendete danach mehr als 20 Werke dem Stadtmuseum. In der heutigen Hauptstadt der Slowakei findet man noch immer mehrere Werke von Tilgner. Vor der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland steht beispielsweise Tilgners Hummel-Denkmal, das er 1887 entwarf.

Sein bekanntestes Werk in der  Slowakei ist wahrscheinlich der sogenannte Ganymedes-Brunnen, der auf dem Platz vor dem alten Nationaltheater steht. Bei der Gestaltung ließ sich der Künstler von der griechischen Mythologie inspirieren, die er perfekt mit den realistischen Tierskulpturen aus dem Donaugebiet in Einklang brachte.

Grabmal von Tilgner

Grabmal von Tilgner auf dem Zentralfriedhof in Wien

Seine Werke in Wien

Die meisten von Tilgners Werken findet man aber in Wien. Dazu zählt etwa die Mozart-Statue im Burggarten. Sie gilt als das bedeutendste Werk des renommierten Bildhauers. Zu seinen weiteren Werken zählen eine Allegorie der Bildhauerei auf dem Wiener Zentralfriedhof, eine Vincenzo Bellini-Bronzebüste an der Wiener Staatsoper und der Triton-Brunnen im Volksgarten in der Wiener Hofburg. Zwei Kopien dieser Arbeit namens Triton und Nymphe befinden sich auch in Pressburg – eine im Hof der Slowakischen Nationalgalerie, die andere im Hof des Mirbach-Palastes.
Viktor Tilgner erhielt viele wichtige Auszeichnungen. Unter anderem wurde er im Jahr 1877 mit dem Ritterkreuz von Kaiser Franz Joseph I. ausgezeichnet. Außerdem erhielt er unter anderem den Reichelová-Preis sowie das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion. Viktor Tilgner starb im Alter von 51 Jahren am 16. April 1896 in Wien. Seine letzte Ruhestätte befindet sich ebendort auf dem Zentralfriedhof.

Anna Paulinyová