Der Botaniker Friedrich August Hazslinszky (1818-1896)

Berühmte Zipser: Botaniker Friedrich August Hazslinszky

Der am 6. Januar 1818 in Kesmark/Kežmarok geborene Friedrich August Hazslinszky (ung. Hazslinszky Frigyes Ágost) zählt zu den international anerkannten Naturforschern. Zu seinen Hauptverdiensten zählt das Erfassen und Systematisieren der Pflanzen und Pilze im damaligen Nordungarn. Dazu hinterließ er mehr als 100 Publikationen, unter anderem die „Ejszaki magyarhon viränya“ (Flora Nordungarns) und die „A Magyar Birodalom zuzmó-flórája“ (Flechtenflora Ungarns).

Friedrich Hazslinszky entstammt einer verarmten protestantischen Adelsfamilie. Sein Lebensweg ist übersichtlich. In der „Gallerie österreichischer Botaniker“ der Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift vom Januar 1872 wird von einem anfänglichen Zickzack mit nachfolgendem schnurgeraden Verlauf gesprochen. Dieser führte ihn in seiner Geburtsstadt nach der Grundschule auf das evangelische Gymnasium. Die Kesmarker Schulausbildung unterbrach er für ein Jahr, um in Debrecen seine ungarischen Sprachkenntnisse zu verbessern. Von 1838 bis 1839 studierte er Jura in Sárospatak. Danach (1839-1841) folgte in Kesmark das Theologiestudium. Parallel arbeitete er als supplierender Lehrer (Vertretungslehrer) in Kesmark und von 1842 bis 1843 als Erzieher in Debrecen. Vermutlich verdiente er sich so das Geld, um dort Botanik und Chemie zu studieren. In dieser Zeit erkannte er, wo seine Interessen tatsächlich lagen – bei den Naturwissenschaften. Er wechselte an das Wiener Polytechnikum zum Studium von Physik, Mathematik, Chemie sowie Geologie, Mineralogie und Paläontologie, das er 1845 abschloss. Anschließend war Friedrich Hazslinszky ganze 50 Jahre, von 1846 bis 1896, als Lehrer für Mathematik und Physik am 1667 gegründeten evangelischen Collegium in Eperies/Prešov tätig.

Zeichentalent und Sammler

Sein Vater, von Beruf Sattler, gab dem interessierten Sohn schon vor dem ersten Schuljahr im Jahr 1825 Zeichenunterricht. Mit Begeisterung blätterte Friedrich im „Bilderbuch für Kinder“ des F. J. Bertuch (1747-1822) und zeichnete Kopien von Bildern. Es sollen bis zum Schulbeginn mehr als 100 geworden sein. Mit 13 Jahren gab er anderen Kindern bereits privaten Zeichenunterricht.

Sehr früh interessierte er sich auch für den Garten am Haus und die nahe Bergwelt. Er sammelte Blumen, was zu dieser Zeit eher als Unfug galt. Der Hausarzt der Familie gab Friedrichs Freude am Sammeln weiteren Auftrieb. Er schenkte ihm botanische Bücher, unter anderem ein Buch des Gelehrten Pietro Matthioli (1501-1577), der als einer der Väter der Botanik angesehen wird. Nachdem er später noch Bücher von Carl Linné (1707-1778) und Georg Wahlenberg (1780-1851) erhielt, wuchs seine Sammlung, deren Pflanzen er jetzt selbstständig bestimmen konnte, stark an. Mit dem Namen versehen, meist in mehreren Sprachen, klebte er die Fundstücke auf Schreibpapier.

Bald verfügte er über ein einfaches Mikroskop. Dieses half ihm, seine Untersuchungen auf Kryptogame (blütenlose Pflanzen) und Mineralien auszudehnen. Bis zu seiner Tätigkeit in Eperies erstellte er 254 Modelle von Mineralkristallen, alle von ihm aus Lindenholz geschnitzt, sowie 177 Federzeichnungen von Pflanzen. In Eperies wurde ihm später ein Plössel’sches Mikroskop zur Verfügung gestellt. Es unterstützte seine Untersuchungen ungemein.

Der Botaniker Friedrich August Hazslinszky (1818-1896)
Ein Mikroskop des österreichischen Optikers Simon Plössl (1794-1868)

Vielseitig aktiv

Sein allgemeines naturwissenschaftliches Interesse belegen Arbeiten zur Topografie, Geologie, Zoologie und Paläontologie, vor allem mit Bezug auf die Regionen Zips, insbesondere die Hohe Tatra, und Orava. Die umfangreichen Ergebnisse seiner Forschungsreisen veröffentlichte er in Zeitschriften und Büchern, meist in ungarischer Sprache. Sein großes Zeichentalent beweisen topografische Skizzen und Darstellungen biologischer Objekte.

Hazslinszky sammelte neben Pflanzen auch Mineralien. Dem Collegium spendete er eine Sammlung von insgesamt 16.000 Objekten. Mehrere Pflanzenarten erhielten seinen Namen, so zum Beispiel eine Art der Gattung Mehlbeeren (Sorbus), die Sorbus hazslinszkyana.

Der Botaniker Friedrich August Hazslinszky (1818-1896)
Sorbus hazslinszkyana

Hazslinszky lehrte und forschte nicht nur am Collegium in Eperies, er war dort auch Rektor. In dieser Zeit vergrößerte er das Collegium um die zuvor am Lehrerinstitut in Nyiregyháza angesiedelten Ausbildungsrichtungen auf vier Institute – das Gymnasium, eine Rechtsakademie, eine theologische Akademie und das Lehrerinstitut.

Nicht nur der Name zu schwierig?

Der Name Hazslinszky bereitete schon zu dessen Lebzeiten anderen Wissenschaftlern und den seine Arbeiten zitierenden Personen Schwierigkeiten. Aus den Buchstaben zs wurde oft sz oder nur s und auch das sz im hinteren Teil des Nachnamens wurde verstümmelt. Das führt heute sogar dazu, dass zum Beispiel die OpenStreetMap-Karten bei einer Suche nach der im X. Budapester Bezirk gelegenen Hazslinszky Frigyes sétány (Friedrich-Hazslinszky-Promenade) auch die üblichen fehlerhaften Schreibweisen berücksichtigen. Die Kesmarker, die diesen berühmten Sohn ihrer Stadt im Jahr 2019 mit einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus ehrten, werden zudem mit Verwunderung erfahren haben, dass die Slovenská mykologická spoločnosť, die Slowakische Mykologische Gesellschaft, in ihrer Ehrung zu Hazslinszkys 120. Todestag den Geburtsort in seinen langjährigen Arbeits- und Wohnort Prešov verlegte.

Der Botaniker Friedrich August Hazslinszky (1818-1896)
In Kesmark wurden viele Berühmtheiten geboren, hier die Gedenktafel für F. A. Hazslinszky.

Adelstitel spät bestätigt

Friedrich Hazslinszky heiratete am 27. Dezember 1846. In der Ehe mit Josephina Theresia Putz (1828-1911) wurden zwischen 1847 und 1875 neun Kinder geboren. Die Ehe war sehr harmonisch und wird als Grund dafür angesehen, dass Hazslinszky trotz verlockender Arbeitsangebote Eperies nicht verließ. Die Güter seiner Vorfahren in der Nähe des Dorfes Hazslin (heute Hažlín im Kreis Bartfeld/Bardejov) gingen im Kuruzenkrieg (1700-1711) verloren. Franz Joseph I., von 1848 bis zu seinem Tod im Jahr 1916 Kaiser von Österreich und König von Ungarn, bestätigte Hazslinszky zwar 1890 den Adelstitel mit dem Namenszusatz „von Hazslin“, eine Rückgabe der inzwischen aufgeteilten Güter erfolgte aber nicht. Friedrich Hazslinszky starb am 16. September 1896 in Eperies. Sein Grab und das seiner Frau befinden sich auf dem städtischen Friedhof der Stadt.

Dr. Heinz Schleusener