Berühmte Zipser: Der Förster und Geodät Friedrich Fuchs
David Friedrich Fuchs wurde am 31. Dezember 1799 in Leutschau/Levoča als Sohn des Johann Michael Fuchs (1765-1844) und der Sophia Catharina Simonis (1769-1821) geboren. Wilhelm Fuchs, der Bergbau-Experte, war sein Cousin, sein Vater Johann Michael Fuchs war der Bruder des berühmteren Samuel Fuchs (1770-1817).
Friedrich Fuchs besuchte die Schulen seiner Heimatstadt. Um die ungarische Sprache zu erlernen, schickten die Eltern ihn nach Debrecen. Nun konnte er an der Universität Pest das Vermessungswesen studieren. Anschließend ging er an die Forstakademie in Mariabrunn in Österreich. Hier studierte er Forstwissenschaften. Das Studium schloss er 1819 ab.
Beide Studien sollten ihm später bei seiner Arbeit sehr behilflich sein. Da er großen Wert auf unabhängiges Arbeiten legte, interessierte er sich nicht für Tätigkeiten in staatlichen Einrichtungen wie Forsten oder Verwaltungen. Er war entweder selbständig tätig oder in privaten Gütern, die ihm eigene Entscheidungen überließen.
Inspektor und Leiter der Hammerschmiede
Wir finden ihn vor allem in drei Tätigkeitsgebieten und viel unterwegs. Bei der Geburt der ersten beiden Söhne Ludwig Alexander und Albert Friedrich, die in der Ehe mit Theresia Roxer 1831 und 1832 zur Welt kamen, ist er im Taufregister als „Inspector Ferricudinarium“, als Inspektor der Csaky’schen Eisenschmiede in Kaposztafalva, dem heutigen Hrabušice, aufgeführt. In Kaposztafalva wurden auch beide Kinder geboren. Der Eintrag in das kirchliche Taufregister erfolgte jedoch für den erstgeborenen Sohn Ludwig in Zipser Neudorf, für den zweiten Sohn Albert dagegen in Leutschau.
Das dritte Kind von Theresia Roxer und Friedrich Fuchs, der 1838 geborene Gustav Adolph Constantin, wurde in Jakubjan/Jakubany, dem südlichen Nachbarort von Klein Lomnitz/Lomnička, getauft und dieses Ereignis im Kirchenbuch von Klein Lomnitz vermerkt. Zu dieser Zeit war Friedrich Fuchs Leiter des Eisenhammers (der Hammerschmiede) in Neu Lublau/Nová Ľubovňa.
In seinem 1844 in Pest erschienen Buch „Beschreibung einer neuen Einrichtung der Pochwerke mit vorzüglicher Anwendung beim Berg- und Hüttenwesen“ bezeichnet er sich als Ingenieur und Eisenwerks-Inspektor. Seine Ausführungen beziehen sich auf die Tätigkeit in Neu Lublau. Pochwerke oder Stampfmühlen fanden zum Zerstoßen und Zerstampfen von verschiedenen Materialien, hauptsächlich von Erzen, Verwendung. Sie waren eine wesentliche Produktionsstufe beim Berg- und Hüttenwesen dieser Zeit. Friedrich Fuchs beschreibt im Buch, wie auf einfache Weise wesentliche Verbesserungen erreicht werden können.
Der Forstwirtschaftler
In dem 1860 in Leutschau entstandenen, ein Jahr später veröffentlichten forstwirtschaftlichen Buch mit dem Titel „Ungarns Urwälder und das Wesentlichste zur Kennzeichnung, Beurtheilung und Einführung eines rationellen Forstbetriebes in ungarischen Privatwaldungen“ bezeichnet sich Friedrich Fuchs als bestätigten Landes-Geometer, pensionierten Forst- und Eisenwerks-Inspektor des Neu Lublauer Dominiums und Referent des ungarischen Forstvereins für den Zipser Distrikt. In dem Buch gibt er sehr anschaulich seine Erfahrungen aus den ersten Berufsjahren als Förster in den Ländereien des Baron Dietrich (1770- 1855) und später in Neu Lublau weiter. Kein Thema wird von ihm ausgelassen, er befasst sich mit Waldwegebau, Holzarten, Rodungen, Holzpreis, Holzzucht, Waldverjüngung, Forsttaxation und -vermessung, Forstschutz und geht auch auf Holzverwendung und das Vermeiden von Holzverschwendung ein.
Auch das heute wieder hochaktuelle Thema Waldweide wird von ihm ausführlich behandelt. Waldweide ist eine Form der Nutztierhaltung, bei der die Tiere im Wald ihr Futter suchen. In Abwägung der Vor- und Nachteile der Waldtierhaltung ging man vor mehr als 100 Jahren von ihr ab.
In den letzten Jahrzehnten besinnt man sich jedoch wieder auf die Vorteile der Waldweide.
Zur Waldwiese und ihren möglichen Problemen hat sich vor 160 Jahren der erfahrene Förster Friedrich Fuchs sehr klar geäußert: Friedrich Fuchs verstand die Waldweide als eine, unter entsprechenden Bedingungen geeignete Möglichkeit der Waldbewirtschaftung. Sein lateinischer Zusatz „abusus non tollitusum“ bedeutet „Missbrauch schließt die Verwendung nicht aus“ und belegt seine kluge Bewertung dieser Tierhaltungsform. So ist es nicht verwunderlich, wenn in Deutschland in wachsendem Umfang Nutztiere zum Erhalt lichter und lückiger Wälder auf geeignete Waldweiden gebracht werden. Problempflanzen wie Brombeere, Spätblühende Traubenkirsche und Landreitgras werden so zum Beispiel zurückgedrängt.
Handbuch für Gebirgsreisende
Sein drittes größeres Werk ist ein Handbuch für Gebirgsreisende und heißt „Die Central-Carpathen mit den nächsten Voralpen“. Das Buch wurde 1863 von Friedrich Fuchs geschrieben, weil gute Übersichts- und Reisekarten von den „Central-Karpathen“ nicht existierten und es häufig Anfragen von Naturfreunden gab, die, wie er schreibt, „aus fernen Gegenden unser kleines Alpenland“ besuchen möchten.
Besonders große Anerkennung finden sehr schnell seine Vermessungen, die er vornahm und deren Ergebnisse er im Buch ausführlich darlegte. Als Central-Carpathen bezeichnet er das östliche, größtenteils im Zipser Komitat gelegene Gebirge, das er Alpen nennt. Dieser Alpenzug erstreckt sich nach Fuchs von West nach Ost in einer Länge von 4 Meilen vom westlichen Fuß des Krivan bis an den östlichen Fuß der Lomnitzer Spitze. Von Süden nach Norden sind es 2,5 bis 3 Meilen von Schmecks/Smokovec bis Javorina und Zakopane. Die Genauigkeit seiner Messungen von Berghöhen und ihrer Positionen zueinander ist für diese Zeit erstaunlich. Bereits 62 Jahre alt, lebte er dazu unter einfachsten Bedingungen einen ganzen Sommer in der Hohen Tatra. Als Messgeräte verwendete er einen Voigtländer Theodoliten und ein Kapeller’sches Barometer. So hat er die Höhe der Gerlsdorfer Spitze/Gerlachovský štít richtig bestimmt, sie als höchsten Gipfel der Tatra bestätigt, dem die Lomnitzer Spitze/Lomnický štít und die Eistaler Spitze/Ľadový štít als die nächsthöheren folgen. Von 1862 bis 1866 arbeitete er am Erstellen einer Karte des Tatra-Gebirges und dessen Umgebung mit.
Begraben in Leutschau
Friedrich Fuchs setzte sich auch für den Schutz der Tierwelt ein, wie sein Leitfaden für den Schutz der Gämsen und Murmeltiere zeigt. Als Freund und Kenner der Wälder und Berge der Zips war er Mitglied des ersten Vorstandes des Karpatenvereins, der am 10. August 1873 in Kesmark gegründet wurde. Sein Tod am 6. Oktober 1874 in Leutschau riss ihn aus all seinen Arbeiten. In Nachrufen wird Friedrich Fuchs als Förster mit hervorragenden theoretischen Fähigkeiten beschrieben, der sich von der Baumwurzel bis zur Bergspitze auskannte und für den Wald eine grenzenlose Wertschätzung besaß. In der Tatra trägt ein See seinen Namen: der Fuchs-See/Starolesnianske pleso im Großen Kohlbachtal/Veľká Studená dolina. Sein Grab befindet sich auf dem evangelischen Friedhof in Leutschau.
Dr. Heinz Schleusener