Berühmte Zipser Der Hobbymaler Zoltán Sohler (1930-2001)

Berühmte Zipser: Hobbymaler Zoltán Sohler

Zoltán Sohler war eine ganz besondere, schwer in eine bestimmte Schublade einzuordnende Persönlichkeit. Die Zeichen- und Malkunst hatte er sich selbst angeeignet, er war seit der Schulzeit ein Talent. Seine Geburtsstadt verewigte er in unzähligen Gemälden. Seine Motive waren vor allem die Landschaft, das Handwerk, Personen in traditioneller Kleidung und Ereignisse in der Stadt. Neben der Malerei fotografierte er und schrieb Texte sowie Gedichte, von denen nur wenige veröffentlicht wurden.

Zoltán Johannes Sohler, am 24. Juli 1930 geboren, musste seine Kinderjahre in der Zeit eines Krieges verbringen und zudem erleben, wie sein Vater nur wegen seiner Nationalität nach Russland verschleppt wurde. Das war aber noch nicht genug. Zoltán selbst durfte wegen seines Elternhauses nicht den gewünschten Beruf erlernen, der Besuch der Forstschule wurde ihm nicht gestattet. Nicht verwehren konnte man ihm jedoch eine kaufmännische Ausbildung. Beim Militärdienst, den er ableisten musste, spielte seine bürgerliche Herkunft dann keine Rolle mehr. Arbeit fand er in Moldava, wo er viele Jahre als Revisor tätig war.

Schweres Schicksal setzt fort

Auch später wurde Zoltán Sohler von schweren persönlichen Schicksalsschlägen getroffen. Seine acht Jahre jüngere Frau starb 1981 im Alter von 43 Jahren. Ein Jahr später starb der einzige, 1960 geborene Sohn Zoltán, gerade erst 22 Jahre alt. Seine Psyche wurde so nach der Kinder- und Jugendzeit erneut stark angegriffen, wohl deshalb zog er sich immer häufiger zurück.

Hobbymaler Zoltan Sohler
Der zehnjährige Zoltán Sohler verblüffte nicht nur mit diesem in der 4. Klasse gemalten Bild seine Lehrer.

Erfolgreicher Autodidakt

Sein Zeichentalent, das schon sehr früh auffiel, verbesserte er durch viele Übungen. Künstlerischen Rat holte er sich bei „Ribényi néni“, der Musiklehrerin Hermina Ribényi, die auch sehr gut zeichnen konnte. Er fotografierte viel, auch die Landschaft um Metzenseifen. Die Fotos bewahrte er zunächst in Leporellos auf, die er dann in einem Zimmer seines Hauses unterhalb der Decke entlang der Wände anbrachte. Diese Aufnahmen waren auch Vorlagen für seine Gemälde. Er war seinen Gemälden gegenüber kritisch. Was ihm gefiel, rahmte er ein. So sammelten sich nach und nach eine ganze Reihe von Bildern in seinem Haus an. Schnell fanden sich Kaufinteressenten, besonders für die Darstellungen der Landschaften um Metzenseifen. Das Interesse an Sohlers Bildern war zu seinen Lebzeiten groß. Er bekam ständig Aufträge zum Malen von Bildern zu speziellen Ereignissen, zum Beispiel als Geschenk zu Hochzeiten. Daher sind seine Bilder bis heute in fast jedem Haus in Metzenseifen zu finden. Man geht von einigen hundert Bildern aus, die er bis zu seinem Tod im Jahr 2001 malte. Auch das SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen in Preßburg/Bratislava und das vom ehemaligen Staatspräsidenten Rudolf Schuster in Metzenseifen eingerichtete Museum verfügen über eine ganze Reihe seiner Gemälde.

Widersprüchlich mit guter Seele

Sein Verhalten zu den Bekannten in Metzenseifen – zumindest war er wohl jedem bekannt – gibt die folgende Geschichte wieder. Eine Metzenseifnerin suchte als Geschenk ein Metzenseifner Landschaftsbild. Als sie Zoltán auf der Straße traf, fragte sie ihn, ob er so ein Ölgemälde hätte. Ja, sagte er, ich habe sogar mehrere. Komm einfach mal zu mir und suche dir das passende Bild selbst aus. So geschah es, die Frau kam ein paar Tage später zu Zoltáns Haus. Er ließ sie in das Zimmer, in dem sich tatsächlich verschiedene Bilder mit dem gewünschten Motiv befanden. Recht schnell suchte die Interessentin ein Bild aus und fragte nach dem Preis. Zoltán Sohler schaute sie daraufhin eigenartig an und stellte die Gegenfrage: „Was würdest Du dafür geben?“ Die Frau war von dieser Haltung eines Verkäufers so überrascht, dass sie keine Zahl nennen konnte und ihn nochmals um einen Preis bat. Daraufhin antwortete Zoltán: „Wenn Du nicht weißt, was Dir das Bild wert ist, dann geh wieder nach Hause!“ Was blieb ihr anderes übrig? Wie groß aber war ihr Erstaunen, als ein paar Tage später ihre Mutter von einem Besuch des Zoltán Sohler berichtete. Dieser sei bei ihr erschienen und habe ihr an der Tür ein Bild überreicht. Sie solle es ihrer Tochter geben, die wollte es gerne haben.

Breites künstlerisches Talent

Die Bilder zeigen die von Sohler gern genutzten Motive, Trachten und Landschaften. Auf dem Bild rechts ist sein jung verstorbener Sohn zu sehen. Es zeigt ihn auf der von Metzenseifen etwa 10 km Luftlinie entfernten Berghöhe Erika, von der man bei gutem Wetter nicht nur Metzenseifen, sondern auch die Berge der Hohen Tatra erkennen kann. Zoltán Sohler war nicht nur ein außergewöhnliches Zeichentalent, seine Fotografien erregten ebenfalls Aufsehen. Daneben beschäftigte er sich mit der Geschichte der Stadt und erfasste sie in einer Chronik. Er schrieb auch Gedichte, von denen viele nicht veröffentlicht sind. Beispielhaft zeigen „Der Staub“ und „Das Buch“ seine Lebensansicht – eine Mischung aus Realismus, Pessimismus und Sarkasmus.

Der Staub

Er wirbelt hoch und fliegt.
Dann überall er liegt.
Was mache ich nur bloß?
Der Kampf ist aussichtslos.
Verfluchter Graugesell.
So mancher Krankheit Quell.
Denn Viren fliegen mit,
Bazillen hältst du fit!
Ein hoffnungsloser Fall.
Viel Staub gibt’s auch im All.
Ja wer den Staub erfand,
der konnte allerhand!
Drum also fege ich
und schimpfe fürchterlich.
Da scheußlich auch der Brauch
zu Staub werd bald ich auch!

Das Buch

Büchlein du allein,
bleibst die Freude mein;
Dir kann ich vertrau’n,
nur auf dich noch bau’n!
Sagen die von Kunst,
großer Schönheit Gunst;
Teilen mit Dir Schmerz,
öffnen Dir mein Herz!
Kommt nun bald die Nacht,
letzte Seite sacht;
Mach ich Dich schön zu,
und wir feiern Ruh!

Dr. Heinz Schleusener