Berühmte Zipser: Johan Ferdinand Ujházy von Rozsnyóbánya
Ujházy? Ist das nicht der Name einer Suppe, der Slepačia polievka „Ujházy“? Um diese geht es aber hier nicht. Zudem hat der Namensgeber dieser Suppe, der Schauspieler Ede Ujházy (1841-1915), keine Zipser Vorfahren. Edes Vater wurde als Karoly Neumann geboren und änderte seinen Nachnamen 1822 zu Ujházy. Hier soll es um den echten Zipser Johan Ferdinand Ujházy aus Holló-Lomnitz/Holumnica gehen. Durch Mut und militärisches Geschick stieg er bis zum Oberstleutnant auf. Gegen eine Krankheit war er aber machtlos.
Johan Ferdinand wurde in Hollo-Lomnitz/Holumnica als Sohn von Johannes Ujházy und Susanna Spilenberger geboren und am 29. April 1722 in Leutschau/Levoča getauft.
Seine Ujházy-Vorfahren lassen sich bis zum im 16. Jahrhundert geborenen Abraham Ujházy zurückverfolgen. Dieser und die nächsten drei Generationen lebten in Rosenau/Rožňava (ung. Rozsnyó bzw. Rozsnyóbánya).
Abrahams 1610 geborener Enkel Georg wurde 1669 geadelt. Dessen Sohn Johannes (1643-1704), der Großvater von Johan Ferdinand, siedelte nach Holló-Lomnitz über. Die dortige Burg, bereits im 15. und 16. Jahrhundert erbaut und bis ins 17. Jahrhundert genutzt, ist heute nur noch an Mauerresten zu erkennen. Herrenhäuser im Ort lösten die Burg, die noch eine Zeitlang als Lagerraum diente, als Wohnsitz ab.
Die Ujházys in Budamér/Budimir
Johan Ferdinands Bruder Daniel Johann (1720-1778) führte den Titel „de Budamér et Rozsnyóbánya“ und begründete die Budemérer Linie der Ujházys. Gräber der Familie und ihrer Nachkommen befinden sich in der alten evangelischen Kirche in Budamér/Budimir. Hier fand auch der nach 1848 in die USA geflohene Ladislaus/Lászlo Ujházy (1795-1870) seine letzte Ruhe (vgl. dazu KB 1/2018, S. 13). Dieser Ladislaus Ujházy verlegte mit seiner Ernennung zum Obergespan des Sároser Komitats seinen Wohnsitz nach Budamér. Heute befindet sich in dem ehemaligen Schloss der Ujházys ein Uhrenmuseum.
Soldat im Erbfolgekrieg
Johan Ferdinand wurde bereits mit 18 Jahren Soldat in der kaiserlichen Armee. Es heißt, dies war sein ausdrücklicher Wunsch. Auf seinen Einsatz, den er als Fähnrich antrat, musste er nicht lange warten. Der österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748) ließ ihn gleich die Schrecken eines Krieges kennenlernen.
Im Jahr 1740 wurde Maria Theresia (1717-1780) durch den Tod ihres Vaters, des Kaisers Karl VI. (1685-1740), Regentin von Österreich. Mehrere Staaten erkannten sie als Nachfolgerin nicht an und versuchten, das flächenmäßig große Österreich aufzuteilen.
Im Dezember 1740 war Preußen der erste Angreifer. Friedrich II. (1712-1786), auch „Friedrich der Große“ und volkstümlich der „Alte Fritz“ genannt, hatte nach dem Tod seines Vaters gerade den preußischen Thron bestiegen. Seine Truppen marschierten in Schlesien ein. 1741 schlossen sich Bayern und Spanien gegen Österreich zusammen, diesem Bündnis traten danach u.a. Frankreich, Sachsen, Schweden und auch Preußen bei. Auf Österreichs Seite stellten sich Großbritannien und die Niederlande.
Erst der Friedensschluss in Aachen im Oktober 1748 beendete den Krieg. Maria Theresia wurde darin als Thronerbin anerkannt. Sie musste aber Schlesien an Preußen abtreten.
Einsatz an verschiedenen Fronten
Johan Ferdinand Ujházy führten die Kriegshandlungen durch ganz Europa. Es begann mit der Belagerung des von den Franzosen besetzten Prag (1741), dann kämpfte er in Amberg in der Oberpfalz, bei Ingolstadt und Weißenburg in Bayern (1743).
1744 machte er sich bei der Einnahme von Zabern im Elsass einen Namen. In diesen Jahren stieg er vom Fähnrich über den Leutnant zum Hauptmann auf. Ende 1744 besiegte er im Regiment Szirmay die Preußen bei Jägerndorf/Krnov, das im tschechischen Teil der Sudeten liegt. 1745 gehörte er zu den Freiwilligen, die Cosel an der Oder (das heute zu Polen gehörende Koźle) mit der noch im Bau befindlichen Festung einnahmen und als Helden gefeiert wurden. Die Preußen eroberten jedoch bald Cosel zurück. Die Besatzung wurde gefangen genommen. Wer von den Offizieren erklärte, nicht mehr gegen Preußen zu kämpfen, kam in Freiheit. Ujházy lehnte das ab. So verblieb er bis Ende Dezember 1745 in schwerer Kerkerhaft.
Nach seiner Freilassung kehrte er sofort zu seinem Regiment zurück. Es galt in Italien zu kämpfen. In der Schlacht bei Piacenza (südöstlich von Mailand) im Juni 1746 besiegten die österreichischen Truppen die französisch-spanische Armee und vertrieben sie aus Oberitalien.
Noch bis 1747 gab es dort keine Ruhe. Ein Jahr später, nach dem Aachener Frieden, kehrte er mit seinem Regiment nach Olmütz/Olomouc zurück. Jetzt folgten die Anerkennungen seiner Handlungen. Zum Major wurde er im Jahr 1750 befördert, 1754 zum Oberstleutnant. Er wurde jetzt dem Eszterházyschen und später, im Dezember 1756, dem neu errichteten und in Ofen/Buda stationierten Pálffy-Infanterie-Regiment zugeordnet.
Persönlich war für ihn alles gut gelaufen, die politische Lage schien sich zu stabilisieren. Für Johan Ujházy sah es so aus, als ob eine Zeit ohne Krieg vor ihm lag. Endlich konnte er heirateten. Am 9. Februar 1756 wurde er in Eperies/Prešov mit Eva Pulßkin getraut.
Schwere Erkrankung und früher Tod
In Buda, nun bei seinem neuen Regiment, verstärkten sich bei ihm schon länger existierende Atemprobleme und Schwächeanfälle. Er versuchte daraufhin, sich in Kaschau/Košice zu erholen. Dort lebte auch seine Frau. Vor allem hoffte er auf den Effekt einer Luftveränderung. Im Mai 1757 reiste er in Begleitung eines Regimentsarztes von Buda ab. Seine Gesundheit war aber bereits so angeschlagen, dass er es nur bis ins etwa 40 Kilometer entfernte Aszód schaffte. Im Haus des Barons Podmanitzky wurde er aufgenommen und gepflegt, jedoch ohne Erfolg. Der 35-jährige Johan Ujházy hatte viele Schlachten überstanden, gegen seine Tuberkulose-Erkrankung war er machtlos. Nach nur 15 Monaten Ehe starb er am 23. Mai 1757 in Aszód.
Dr. Heinz Schleusener