Berühmte Zipser: Pfarrer Johann Carl Osterlamm (1759-1840)

Berühmte Zipser: Johann Carl Osterlamm

Johann Carl Osterlamm ist einer der zahlreichen evangelischen Pfarrer der Zips, die durch besondere Leistungen bekannt wurden und in Erinnerung blieben. Bei Osterlamm sind das vor allem sein Engagement beim Bau der 1837 fertiggestellten, die alte Holzkirche ersetzende Kirche aus Stein, seine lange Amtszeit und seine Predigten.

Einen kurzen Abriss seines Lebens liefert der Eintrag in der Sterbeliste des Leutschauer Kirchenbuches vom 27. März 1840. Statt der sonst üblichen kurzen Vermerke von Namen und Todesdatum, dazu oft auch Todesursache und Namen der engsten Hinterbliebenen, werden bei Johann Carl Osterlamm wichtige Stationen seines Lebens aufgeführt.

Der Kirchenbucheintrag von Johann Ludwig Topertzer vom 27. März 1840 zu Osterlamms Tod
Der Kirchenbucheintrag von Johann Ludwig Topertzer vom 27. März 1840 zu Osterlamms Tod

Vater aus Leutschau, Mutter aus Weißenfels

Johann Carl Osterlamm wurde am 18. Mai 1759 in Leutschau geboren. Sein Vater Johann Andreas Osterlamm war Kürschner und Rauchhändler, später Stadtnotar. Seine Mutter Maria Johanna, geborene Opel, kam aus Sachsen, ihr Geburtsort ist Weißenfels.

Johann Carl besuchte das evangelische Lyzeum in Leutschau und dann das in Preßburg, wo er maturierte. Danach studierte er fünf Semester an der Universität Leipzig. Die finanzielle Unterstützung seiner Eltern für diese Zeit wird als „sehr geringfügig“ bezeichnet.

Pfarrer in Bernstein

Nach der Rückkehr von der Universität bot ihm die in der Eisenburger Gespanschaft gelegene Gemeinde Bernstein die Stelle des Predigers an. Erst ein paar Jahre zuvor, Ende 1781, wurde durch das Toleranzpatent des Kaisers Joseph II. der evangelischen Kirche eine relativ freie Religionsausübung gestattet. Der junge Osterlamm nahm die Stelle an und begann im Jahr 1784 dort seine Arbeit. Als er 1789 ausschied, sagte man über ihn, er hätte das Amt „5 Jahre lang rühmlich und mit Segen“ verwaltet. Sein Weggang wurde durch den Ruf der Gemeinde seiner Geburtsstadt Leutschau ausgelöst.

Zwei Ehen, viel Leid und neue Kirche

In Bernstein heiratete Johann Carl Osterlamm die aus Preßburg stammende Anna Christina Mader (1758-1814). Er hatte sie während seiner dortigen Schulzeit kennengelernt. In dieser Ehe wurden zwischen 1790 und 1798 sieben Kinder geboren. Nur zwei überlebten, einer war der am 14. Juli 1790 getaufte Christian Gottlieb Osterlamm. Christian Gottlieb wurde nachher als Sprachlehrer und durch die von ihm 1827 in lateinischer Sprache geschriebene deutsche Grammatik mit dem Titel „Grammatica germanica practica in usum juventutis scholasticae patriae suae edita“ bekannt. Als zweites Kind erreichte die Tochter Christina das Erwachsenenalter. Sie heiratete später den Bischof von Sathmar/Satu Mare, József György.

Nach dem Tod seiner Frau vermählte sich Johann Carl Ostermann erneut, er heiratete die 30 Jahre jüngere Susanna Barto (1786-1849). In dieser Ehe wurden sechs Kinder geboren und auch hier überlebten nur zwei das Kindesalter – Ernst August Christian (1823-1893) und Caroline Christine Friederike (1819-1863). Von diesen machte der am 9. Juni 1823 in Leutschau geborene Ernst August Christian später als Jurist und Pädagoge von sich reden. Der frühe Tod von neun der dreizehn geborenen Kinder brachte viel Leid in Ostermanns Ehen. Die Kinder starben in unterschiedlichem Alter, sie waren ein, drei, vier, zehn, vierzehn oder bereits siebzehn Jahre alt. Die jüngste Tochter Marie starb mit 14 Jahren bei Ausbruch der Typhus-Epidemie des Jahres 1839.

Unter Ostermann erhielt die Gemeinde 1823 die Genehmigung für den Bau einer neuen, die alte Holzkirche ersetzenden Kirche. Ihr Entwurf stammt von dem Architekten Anton Powolny. Am 30. Juli 1823 erschienen viele Gläubige mit Spaten, um die ersten Gründungsarbeiten auszuführen. Die Einweihung der Kirche erfolgte am 17. September 1837, 14 Jahre später. Ostermann war bereits 78 Jahre alt, sein jüngstes lebendes Kind, der Sohn Ernst, gerade 14. Der Junge soll einen großen Teil seiner Freizeit auf der Kirchenbaustelle verbracht haben.

Seltene Jubiläen in Leutschau

Zwei seltene Jubiläen konnte Johann Carl Osterlamm in Leutschau feiern: Am 17. August 1834 feierte er den 50. Jahrestag seiner am 18. Juni 1834 erhaltenen Ordination, seiner Weihe als Priester, und damit der Aufnahme in die Dienstgemeinschaft der evangelischen Geistlichen.

Fünf Jahre später, am 9. Juni 1839, gab es ein weiteres erstaunliches Jubiläum. Seit Osterlamms Amtseinführung in Leutschau waren 50 Jahre vergangen. Pfarrer Johann Ludwig Topertzer, der den Todeseintrag ins Kirchenbuch schrieb, führt Osterlamms Zeit in Leutschau etwas genauer auf, wie der Kirchenbucheintrag zeigt. Ostermann führte die Pfarre in Leutschau von seinem Amtsantritt bis Anfang April 1807 gemeinsam mit Johann Herrmann (1732-1807) und nach Herrmanns Tod bis zum 27. September 1827 mit Pfarrer Johann Samuel Hauser. Danach war er bis zum 11. September 1834 allein im Amt. Zu diesem Zeitpunkt trat Johann Ludwig Topertzer an seine Seite, bis zum 23. März 1840, als Ostermann am Mittag um 12 Uhr verschied. Die Parentation, die Grabrede, hielt Herr Samuel Koller, Lehrer der oberen Mädchenklasse des Leutschauer Lyzeums.

Der Todeseintrag nennt auch das exakt berechnete Alter des Verstorbenen. Johann Carl Osterlamm starb im Alter von 80 Jahren, 10 Monaten und 5 Tagen.

Dr. Heinz Schleusener