Berühmte Zipser: Johann Zápolya
Mit Johann Zápolya sind eine ganze Reihe historisch bedeutsamer Ereignisse und Orte verknüpft. Zu diesen zählen die Zipser Burg als sein Geburtsort, seine Teilnahme als Achtzehnjähriger am Reichstag, die Herrschaft über Siebenbürgen, das Niederschlagen des von György Dózsa geführten Bauernaufstandes und schließlich seine Wahl zum König von Ungarn. Seine Lebensgeschichte ist geprägt von den Intrigen und Machtkämpfen der Herrscher dieser Zeit, die für Ungarn mit langjähriger türkischer Besetzung und anschließender Vereinnahmung durch die Habsburger endete.
Das Geschlecht der Zápolya stammt aus Zapolja im Komitat Poschegg/Požega (heute Zapolje, Siedlung westlich von Godinjak in Kroatien).
Der Name Zápolya entstand aus dem ursprünglichen Namen Slavičić alias Gospodičić de Zápolja. Johann Zápolya ist ein Urenkel des ersten bekannten Ahnherren Johann, der zur Zeit des Königs Sigismund (1368-1437) lebte. Sigismund war nicht nur 50 Jahre lang ungarischer König (1387-1437), ab 1411 auch römisch-deutscher König und von 1433 bis zu seinem Tod römisch-deutscher Kaiser.
Johanns Eltern sind der Erbgraf der Zips, Stephan Zápolya (ca. 1445 -1499), und die polnische Herzogstochter Hedwig von Teschen (ca. 1469-1521). Stephan Zápolya hatte 1464 die Zipser Burg übernommen. Zu diesem Zeitpunkt besaßen die Zápolyas bereits mehr als 70 Burgen. Die Zipser Burg wurde von ihnen modernisiert und als Stammburg ausgebaut. Hier wurde 1487 Johann Zapolya geboren. Nicht sicher ist sein genaues Geburtsdatum, verschiedene Quellen nennen den 2. Februar 1487.
Im Jahr 1528 übernahmen die Habsburger die Burg. Von diesen erhielt sie Alexius Thurzo aus der reichen Kaufmannsfamilie als Geschenk. Nach dem Aussterben der Thurzos ging die Burg dann an die Csákys. In deren Händen blieb sie bis 1945. Heute ist sie ein Museum.
Diplomatie oder Raffinesse?
Wenn ein junger Adliger im Alter von 18 Jahren im Jahr 1505 bereits an einem Reichstag teilnimmt, dort einen Vorschlag macht, der ihm später die Königskrone von Ungarn sichert, dann kann das als geschickte Diplomatie bezeichnet werden. Der junge Adelige war Johann Zápolya.
Sein auf dem Reichstag eingereichter Vorschlag betraf die Wahl des Königs von Ungarn. Ein Grund war die Gesundheit des Königs von Böhmen und Ungarn, zu diesem Zeitpunkt der aus Polen stammende Vladislav II. (1456-1516). Er erlitt 1504 mehrere Schlaganfälle. Seine Tochter Anna war erst ein halbes Jahr alt, im Falle seines Todes wäre daher nach dem Preßburger Friedensvertrag von 1491 Vladislavs damaliger Gegenspieler, der Habsburger Maximilian I., neuer König von Ungarn geworden.
Der Vorschlag des jungen Zápolya sah nun vor, dass nach dem Tod von Vladislav II. nur noch ungarische Adelige Könige von Ungarn wurden. Dieser Vorschlag fand Zustimmung und machte ihn, dessen Vater seit 1492 das Amt des Palatins von Ungarn ausübte, zu einem aussichtsreichen Kandidaten einer zukünftigen Wahl. Die Beschlüsse des Reichstags mussten allerdings, um Wirksamkeit zu erlangen, vom Königshaus bestätigt werden. Das erfolgte aber nicht.
Bauernaufstand niedergeschlagen
Die Annahme des Vorschlags von Johann Zápolyas durch den Reichstag bedeutete somit nicht den baldigen Weg zum Thron. Es gab zu viele unterschiedliche Kräfte und die Vorstellungen von Vladislav II. waren auf die Übergabe der Krone an einen künftigen Nachkommen gerichtet. Den jungen Zápolya ernannte man 1511 zum Wojwoden von Siebenbürgen und glaubte, ihn damit genügend entfernt von den Geschehnissen am Hof in Buda zu haben. Da hatte man sich jedoch geirrt.
Johann Zápolya soll zweimal mit Gefolge zu König Vladislav II. nach Buda geritten sein, um dort um die Hand von dessen Tochter Anna von Böhmen und Ungarn (1503-1547) anzuhalten. Die Berichte sprechen von Heiratsanträgen in den Jahren 1510 und 1513. Prinzessin Anna hatte bei diesen Anträgen lediglich das Alter von 7 bzw. 10 Jahren erreicht. Beide Anträge wurden jedoch abgewiesen.
Zápolya musste sich zudem mit einem anderen Problem beschäftigen. Der von Papst Leo X. initiierte Versuch, mit bewaffneten Leibeigenen einen neuen Kreuzzug zu führen, bedachte nicht die Situation, in der sich die Bauernschaft befand. Die Leibeigenen hatten nichts zu verlieren und richteten die Waffen plötzlich gegen ihre Herren, die Adeligen. Die leibeigenen Ungarn, Rumänen, Serben, Ruthenen, Slowaken, Walachen und Karpatoukrainer waren sich einig in der Beseitigung der Leibeigenschaft und in der Forderung nach Gleichstellung. Der Adel sollte vernichtet und die Ländereien aufgeteilt werden. Die gut bewaffneten Bauern, denen sich immer mehr anschlossen, erreichten schnell Erfolge. Sie schreckten vor Gräueltaten nicht zurück, Burgen und Schlösser wurden überrannt und abgebrannt, ganze Adelsfamilien und viele Geistliche hingerichtet. Johann Zápolya gelang es, den Bauernaufstand niederzuschlagen.
Reichsverweser statt König
Für Zápolya bedeutete dies die endgültige Anerkennung durch die Mehrheit des ungarischen Landadels. Vladislav II. starb 1516 und hinterließ zwei Kinder, Anna und den drei Jahre nach Anna geborenen Sohn Ludwig (1506-1526). Dieser wurde sechs Jahre später, im Jahr 1522, für volljährig erklärt und als Ludwig II. zum König gekrönt. Der 1516 einberufene Reichstag von Rákos bestimmte Johann Zápolya für den zu diesem Zeitpunkt noch minderjährigen Ludwig zum Reichsverweser, das heißt zu seinem Stellvertreter. Nach der Krönung von Ludwig II. in Stuhlweißenburg im Jahr 1522 ernannte der Reichstag Johann Zápolya und Stephan Báthory (1490-1530) zu Generalkapitänen des Königreichs Ungarn. Vom Hof kam jedoch nur die Bestätigung für Báthory. Dieser hatte wie Zápolya gegen Dózsa gekämpft und galt als Unterstützer der Habsburger. Damit war die Grundlage für einen Richtungskampf gegeben.
Streit hilft Türken
Die Uneinigkeit von Zápolya und Báthory nutzten die Türken unter Sultan Süleyman, um vom 1521 eroberten Belgrad in die Große Ungarische Tiefebene einzudringen. Dieses Gebiet wird im Norden und Osten vom Karpatenbogen, im Süden vom Balkangebirge und im Westen etwa von der Flussebene Mezőföld westlich der Donau begrenzt. In ihm liegen unter anderen die Städte Michalovce (heute Slowakei), Užhorod (Ukraine), Debrecen, Szeged (Ungarn), Oreada, Timisoara (Rumänien), Novi Sad, Subotica (Serbien). In der Schlacht bei Mohács am 29. August 1526 wurde die ungarische Armee unter Führung des jungen Königs Ludwig II. vernichtend geschlagen. Die Türken kamen bis nach Buda, zogen sich dann aber wieder zurück. Tausende Ungarn fielen im Kampf, 12.000 wurden anschließend von den Türken enthauptet, Mohács niedergebrannt und mehr als 100.000 Ungarn in die Sklaverei geführt. Die Rolle von Johann Zápolya bei dieser Schlacht ist umstritten. Er wurde mit seinen Soldaten zu Hilfe gerufen, kam aber aufgrund widersprüchlicher Befehle zu spät. Sein Bruder Georg Zápolya und Ludwig II. überlebten die Kämpfe nicht.
Krönung im Jahr 1526
Im Ergebnis zerfiel Ungarn in drei Teile. Das zentrale Gebiet wurde Teil des Osmanischen Reiches, der östliche Teil zum vom Osmanischen Reich anhängigen Fürstentum Siebenbürgen. Für den nördlichen Teil, das verbliebene restliche Territorium, traten zwei Ständeversammlungen zusammen. Die erste tagte am 16. Oktober 1526 in Tokaj und wurde in einer weiteren Zusammenkunft am 10. November 1526 in Stuhlweißenburg/Székesfehérvár, der neben Budapest zweiten ungarischen Krönungsstadt, bestätigt. Dort wurde Johann Zápolya zum König von Ungarn gekrönt. Nachdem Johann Zápolya vornehmlich von Vertretern des niederen und mittleren Adels gewählt war, trat am 16. Dezember 1526 in Preßburg der höhere Adel zu einer zweiten Ständevertretung zusammen. Auch diese wählte einen König, den Habsburger Ferdinand I. (1503-1564), den späteren Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Damit war Ungarn erneut gespalten, es begann ein weiterer militärischer Machtkampf in dem bereits geschundenen Land.
Zápolya musste sich 1527 mit seinen Leuten in das von den Türken kontrollierte Siebenbürgen zurückziehen. Dort bekam er durch Sultan Süleyman die Anerkennung als König Johann I. von Ungarn und dessen Schutz, angeblich nach einem Handkuss als Zeichen seiner Unterwerfung.
Frieden nach 12 Jahren
Ferdinand I. beherrschte nun die westlichen Gebiete des Ungarischen Königreiches, also die an das heutige Österreich grenzenden Komitate Ungarns, die West- und Mittelslowakei, das Burgenland und Kroatien. Die Fehden gingen weiter, zu entscheidenden Landgewinnen kam keine der Seiten bis Anfang 1538. Im Februar 1538 gab es endlich in Großwardein/Oradea den von der Bevölkerung ersehnten Friedensschluss. Die aktuellen Grenzen wurden festgeschrieben, aber nach Johanns Tod sollten die von ihm beherrschten Gebiete an Ferdinand fallen.
Der zum Zeitpunkt dieses Vertrages ledige und kinderlose Johann heiratete ein Jahr später, am 23. Februar 1539. Er ging die Ehe mit der Prinzessin von Polen, Isabella Jagiellonica (1518-1559), ein. Ein weiteres Jahr später, am 5. Juli 1540, wurde in Buda ihr Sohn Johann Sigismund geboren. Dieser war gerade 15 Tage alt, als Johann I. Zápolya ganz plötzlich starb. Im Gegensatz zum Friedensschluss von Großwardein wählte die ungarische Adelsversammlung Johann Sigismund zum neuen ungarischen König. Die Vormundschaft übte der Bischof von Großwardein, Georg Martinuzzi, aus. Ferdinand I. wollte jedoch den Bruch der Großwardeiner Beschlüsse nicht hinnehmen. Dabei unterstützte er die Ambitionen des türkischen Sultans, der seine Schutzzusage für Johann I. nutzte, um bis nach Buda vorzudringen und zu besetzen. Das zentrale Ungarn wurde in das Osmanische Reich annektiert und, wie es von türkischer Seite hieß, „dem Islam zugeführt“.
Johann Sigismund herrschte bis zu seinem Tod am 14. März 1571 in Weißenburg, kurz nach der Unterzeichnung des Vertrages von Speyer. In dem Vertrag mit Maximilian II., dem Sohn und Nachfolger des 1564 verstorbenen Ferdinand I., verzichtete er auf den ungarischen Königstitel und erhielt als Gegenleistung den Titel des Fürsten von Siebenbürgen mit allen Privilegien.
Die Türkenherrschaft dauerte bis 1683. Erst 1683, nach dem zweiten Versuch der Türken, auch Wien einzunehmen, gelang es der habsburgischen Armee mit deutscher und polnischer Unterstützung das osmanische Ungarn zurückzuerobern.
Dr. Heinz Schleusener