Berühmte Zipser: Lehrer, Pfarrer und Jurist Karl Maday
Karl Maday zählt zu den in der Zips geborenen Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Er war ein Kämpfer für die Freiheit seiner Heimat und die Gleichstellung der evangelisch-lutherischen Kirche.
Der am 30. Mai 1821 in Kesmark geborene Karl Maday (ung. Maday Karoly) schrieb später über seine Schulzeit, dass er in seiner Geburtsstadt die Elementarschule und das Gymnasium besuchte. Die Verhältnisse seiner evangelischen Eltern, die er nicht erwähnt, werden in anderen Quellen als „bescheiden“ bezeichnet. Sie ermöglichten aber dem als Schüler herausragenden Sohn, das Gymnasialstudium in Mischkolz/Miskolc fortzusetzen, um dort die ungarische Sprache zu erlernen.
Studium in Eperies
Danach, nun im Alter von 17 Jahren, belegte Karl Maday am Evangelischen Kollegium in Eperies/Prešov den „philosopisch-juridisch-theologischen Curs“. Er schloss das Studium 1842 erfolgreich ab. Das Bildungsniveau war hoch und es herrschte ein demokratischer und liberaler Geist.
Die Ausbildung des Karl Maday war zu dieser Zeit typisch für junge Männer aus bürgerlichen, deutschsprachigen Familien. Sie wurden aus „Ober-Ungarn“ in die weiter südlich gelegenen Regionen des Landes geschickt, um Ungarisch zu lernen. Das Beherrschen dieser Sprache war notwendig, wenn nach dem Studium eine gute Position im ungarischen Staat erreicht werden sollte.
Weitere Studien in Deutschland
Auch Madays nächste Station kann als damals üblicher Schritt bezeichnet werden. Nach dem Studium folgte die Tätigkeit als Lehrer und Erzieher in einer adligen Familie. Der junge Karl Maday unterrichtete in Groß-Lomnitz als Privatlehrer die zwei Söhne Aladar (1833-1908) und Egyed (1835-1906) des Titus von Berzeviczy (1809-1893), eines Sohnes von Gregor Berzeviczy. Dabei handelte es sich um eine Praktikantentätigkeit, denn der junge Erzieher lernte selbst viele Dinge dazu wie etwa das Führen eines Gutshofes und die dabei zu lösenden ökonomischen und juristischen Aufgaben.
Nach zwei Jahren, so berichtet Karl Maday wörtlich, „begab ich mich auf die deutschen Universitäten und weilte ein Semester in Berlin, zwei in Greifswald, wo ich das Szirmaische Stipendium genoss, und ein Semester in Jena.“ Das Szirmay-Stipendium wurde mehr als zwei Jahrhunderte an evangelische ungarische Studenten vergeben. Karl Maday bekam über zwei Jahre noch ein weiteres Stipendium vom Distrikt-Convent, das heißt seiner evangelischen Synode. Diese Zuwendungen machen deutlich, dass bereits der junge Maday durch außergewöhnliche Leistungen in Schule und Studium aufgefallen war. Seine Professoren sollen ihn als „corpore parvus, animo magnus“ (klein vom Körper, groß vom Geiste) beschrieben haben.
Patriotischer Gymnasialrektor
Im Jahr 1846 waren diese Studien, die ihn auch nach Dänemark, Schweden und Norwegen, in die Schweiz und nach Italien führten, beendet und er verließ Jena. Über Wien sollte die Reise nach Kesmark gehen. Erstaunlicherweise erreichte ihn in Wien ein Angebot, das er nicht abschlagen konnte. Die Lutherische Gemeinde Miskolc bot ihm an, die Stelle des Rektors am Gymnasium zu übernehmen – dort, wo er die ungarische Sprache gelernt hatte.
Diese Stelle war im März 1846 durch den plötzlichen Tod des Rektors Pal Nemethy frei geworden. Maday begann wie üblich mit einem Probejahr. Noch vor Ende dieser Zeit hatte er so viel Vertrauen erworben, dass man ihn auf Lebenszeit wählte.
Während der ungarischen Revolution 1848 meldeten sich sehr viele Gemeindemitglieder der evangelischen Kirche in Miskolc für die Teilnahme am Befreiungskampf. Auch Karl Maday sympathisierte mit den Aufständischen. Er löste das Gymnasium auf, stellte sich an die Spitze seiner Gymnasiasten und schloss sich mit ihnen dem Kampf für ein freiheitliches Ungarn und das freie Ausüben ihrer Religion an.
Nach der Niederlage der Aufständischen waren protestantische Gläubige und Kirchenvertreter zahlreichen Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt. Der bei Gläubigen und Bevölkerung beliebte Maday wurde von der Gemeinde geschützt, indem sie ihn auf einen Pastorenposten in einer kleinen Kirche setzte und so vor Bestrafung bewahrte.
Karl Maday konnte bald darauf wieder als Rektor arbeiten. Er verließ jedoch im Jahr 1850 das Gymnasium und ging auf Wunsch der dortigen Gemeinde als Pfarrer nach Zipser Bela.
Kaiserliches Patent zurückgewiesen
Das sogenannte Protestantische Patent oder das kaiserliche Patent vom 1. September 1859 war eine Verordnung, die in Ungarn und anderen Ländern des österreichischen Kaiserreichs hauptsächlich den Status der evangelischen Kirchen beider Glaubensrichtungen sowie Schul- und Unterrichtsangelegenheiten neu regelte. Zuvor war darüber mit der katholischen Kirche Einigkeit erzielt worden, nicht aber mit den Vertretern der evangelischen Glaubensgemeinschaft. Die evangelische Kirche bemängelte, dass die kirchliche Selbstverwaltung abgeschafft wurde.
In Kesmark fand dazu ein Konvent des Theisser Distrikts statt, der das Patent als gegen die protestantische Autonomie gerichtet ansah und einen Antrag auf Zurückweisung beschloss. In dem Dokument wurde die rechtliche Unhaltbarkeit des Patents nachgewiesen und dessen Widerruf gefordert.
Den Antrag hatte der in Leutschau/Levoča als Eduard Pfannschmidt geborene Eduard Zsedenyi (1802-1879) gestellt. Karl Maday als Notar gab pflichtgemäß einhundert der von Professor Anton Palkovy in der Schnelldruckerei des reformierten Collegiums in Saros-Patak gedruckten Sitzungsprotokolle weiter. Daraufhin wurden Zsedenyi, Maday und Palkovy strafrechtlich verfolgt und in einem Aufsehen erregenden Prozess verurteilt. Das Gericht entschuldigte sich in der Urteilsbegründung fast für die „milde“ Strafe, die Maday erhielt: Verbannung für immer aus dem Seelsorgedienst und zwei Monate Kerker, ergänzt mit einmaligem Fasten in jeder Woche.
Wahl zum Superintendenten
Das Urteil erregte hohes Aufsehen und brachte Unruhe in die Öffentlichkeit, auch außerhalb Österreich-Ungarns gab es Kritik. Die Regierung nahm daraufhin diese Verordnung zurück. Auch die Strafen wurden zurückgenommen. Die lutherische Kirche erhielt wieder das Recht, ihre Beamten selbst zu wählen. Der schon vor dem Prozess hoch angesehene Karl Maday kehrte nach Bela zurück und wurde mit großem Jubel empfangen.
Man wählte ihn 1860 zum Superintendenten der Diözese, die Stadt Nyiregyhaza machte ihn 1861 sogar zu ihrem Ehrenbürger. Im Jahr 1861 starb in Miskolc der Pfarrer. Karl Maday übernahm daraufhin auch dieses Amt. Ein wesentlicher Grund war sein Ziel, den Bau der dortigen Kirche endlich abzuschließen. Der Kirchenbau war über viele Jahre ins Stocken geraten. Unter Madays Regie wurde bis 1865 der Bau des Kirchturmes abgeschlossen. Auch die 1867 fertiggestellte Turmuhr ist ein Verdienst seiner Vorarbeiten.
Karl Madays Aufgabenbereich war dadurch so gewachsen, dass er die seelsorgerischen Aufgaben in der Diözese nur mit Hilfspastoren lösen konnte. Im Jahr 1866 wechselte Maday nach Dobschau/Dobšiná. Seinem Nachfolger Pal Zelenka übergab er eine gut organisierte Gemeinde, Zelenka diente dort die unglaubliche Zeit von 44 Jahren.
Engagiert bis zur letzten Stunde
Auch in Dobschau nahm Maday seine Ämter als Pfarrer und Superintendent sehr gewissenhaft wahr. Alle Gemeinden besuchte er jährlich. Er engagierte sich in vielen sozialen Bereichen, so für das Waisenhaus in Rosenau/Rožňava und gründete die Distrikts-Pensionsanstalt. Aktiv war er auch im gemeinnützigen Gustav-Adolf-Verein.
Obwohl durch Krankheit geschwächt, leitete er Ende Juli 1870 den Distrikt-Convent in Leutschau. Am 28. September 1870 erlag er aber seiner Krankheit. Der Kirchendistrikt ehrte ihn nach seinem Tod mit einer Stiftung, die seinen Namen trug und errichtete in Dobschau eine Granit-Pyramide als Denkmal, auf der unter anderem zu lesen war: „(…) dem Freiheitshelden der protestantischen Autonomie 1859/60 und dem treuen Sohn des Vaterlandes zum Gedächtnis“.
Dr. Heinz Schleusener