Berühmte Zipser: Pfarrer und Dichter Peter Gallus
Peter Gallus ist wohl einer der bekanntesten karpatendeutschen Mundartdichter. Besonders in der Region um Metzenseifen/Medzev findet man auch heute noch Spuren von dem Pfarrer und Dichter, der vor 155 Jahren das Licht der Welt erblickte.
Der am 31. Juli 1868 in Unter-Metzenseifen als Sohn des Stiefelmachermeisters Johann Gallus und dessen Frau Anna Maria Tomasch geborenen Peter war das sechste von sieben Kindern in dieser Ehe. Die Kinder kamen zwischen 1855 und 1874 auf die Welt, drei von ihnen wurden nicht älter als zwei Jahre. Peters Mutter starb im Oktober 1876 mit nur 40 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war Peter acht Jahre alt. Sein Vater heiratete danach erneut, aus der Ehe mit seiner zweiten Frau Maria Holop stammt ein weiterer Sohn.
Gymnasium und Theologiestudium in Rosenau
Für Peter liefen die Jahre bis zum Ende der Volksschule ab wie die seiner Freunde im Ort. Sie spielten nach der Schule viel auf den Wiesen, in den Wäldern und den umgebenden Bergen. Nach der Volksschule wurde der begabte, stets freundliche Junge aber nicht Schmied oder Tischler, sondern er besuchte das Gymnasium Rosenau/Rožňava.
Rosenau war zu dieser Zeit Bischofssitz und verlor diesen Status erst 1977 mit der Neugliederung der römisch-katholischen Kirche in der Slowakei. Nach dem Abitur blieb Peter Gallus in Rosenau und studierte Theologie.
Tätigkeit als Priester und Lehrer
Seine seelsorgerische Tätigkeit soll er in Schmöllnitz/Smolník begonnen haben, wo wir ihn in den Kirchenbüchern von 1896 bis 1898 als „Cooperator“ (Mitarbeiter des Pfarrers) finden. In den letzten Einträgen, etwa ab Februar 1898, trägt er sich in die Taufdokumente als „Segédlelkész“, also Kaplan, ein.
Danach arbeitete er in Großsteffelsdorf/Rimavská Sobota als Religionslehrer. Dort übernahm er 1904 auch das Priesteramt. Seine nächste Arbeitsstelle in Rapp/Rapovce bei Lizenz/Lučenec übte er bis zu seinem Tode aus.
Besonders gefiel ihm seine Arbeitsstelle in Schmöllnitz. Sie lag vom Heimatort nicht weit entfernt und Besuche dort waren relativ leicht möglich. Solche Aufenthalte in Unter-Metzenseifen nutzte er sogar mehrmals für das Vornehmen von Taufen, wie dem kirchlichen Taufregister zu entnehmen ist.
Interessant ist dabei ein Eintrag aus dem Jahr 1894. Am 1. Juli 1894, bei der Taufe der am 26. Juni geborenen Maria Mamiera, unterschrieb er „Gallus Peter osgyáni Káplán“, d.h. als Kaplan aus Osgyán/Ožďany. Der heute Ožďany genannte Ort liegt etwa 11 Kilometer westlich von Großsteffelsdorf.
Gallus war zu diesem Zeitpunkt 26 Jahre alt. Es muss sich um eine bislang undokumentierte Arbeitsstelle handeln, vermutlich begann er in Ožďany und nicht in Schmöllnitz seine berufliche Laufbahn.
Grabstätte in Rapp, Gedenkstein auch in Unter-Metzenseifen
Peter Gallus starb am 14. Juni 1927 in Rapp, dort wurde er auch beerdigt. Es ist zu einer guten Sitte der Gemeinde von Unter-Metzenseifen geworden, mit einer kleinen Delegation diese Grabstätte einmal im Jahr zu besuchen und des Sohnes der Stadt zu gedenken. Auch in Unter-Metzenseifen erinnert man an Peter Gallus, mit einem Gedenkstein auf dem Friedhof.
Heimatliche Dichtung
Peter Gallus kam nicht nur gerne immer wieder in seinen Heimatort zurück, er beschrieb ihn in vielen Gedichten. Sein Gedicht von der Metzenseifner Kirche, in dem er die Sage vom dreizehnköpfigen, feuerspeienden Drachen in der Mundart beschreibt, ist weit über den Ort hinaus bekannt und bis heute Gegenstand künstlerischer Umsetzungen.
In seinem zehnstrophigen Gedicht „En da Domboch“ (im Dombachtal) schildert er sehr gefühlsvoll, was er nach langer Abwesenheit bei der Rückkehr in das nahegelegene Dombachtal vorfand. Die Gebäude sind verfallen, die Wiese durch Wald verdrängt. Die erste, dritte und letzte Strophe des Gedichts lauten:
En da Dombach
De Zeit vageht, de Joa vafliegn,
es Alat röckt gemählich oon,
men bü esach selba necht glaaam,
kaum boa men jung, es men a Moon.
Bos bell-a hii? Bos sucht-a non?
Abi benn ea hätt abos faloan.
Bit’ as bol fennen bos’ a sucht?
Noch viiln, lang-n. lang-n Joan?
Ond traurig lugt-a voarom ro,
es Haz tüt om ze graosom beh.
Von allen es non dos gepliim:
A alta Roosenstock, nüscht meh!
Im Dombachtal
Die Zeit vergeht, die Jahre verfliegen,
das Alter rückt gemächlich an,
man würde es selbst nicht glauben,
kaum war man jung, ist man ein Mann.
Was will er hier? Was sucht er nun?
Als wenn er hätt etwas verlor’n.
Wird er wohl finden, was er sucht?
Nach vielen, langen, langen Jahr’n?
Und traurig schaut er um sich rum,
das Herz tut ihm so schrecklich weh.
Von allem ist nur das geblieben:
Ein alter Rosenstock, nicht mehr!
Weitere seiner Themen sind der örtliche Schuhmarkt im Herbst in dem Gedicht „Oom Schumark“ (Auf dem Schuhmarkt), das Schmiedehandwerk mit Gedichten über die Hammer- und die Nagelschmiede, wie „Da lostega Hoomaschmied“ (Der lustige Hammerschmied) und „Da Nägelschmied“ (Der Nagelschmied). Er schreibt nicht nur im Dialekt, auch in Gedichtform befasste er sich mit dem mantakischen Dialekt und der Bezeichnung der Einwohner als Mantaken. Sein Gedicht „Bien Mantaakn“ (Wir Mantaken) drückt seinen Stolz über diesen einzigartigen Dialekt aus. Das macht die letzte Strophe des Gedichts besonders deutlich:
Non schäm ba rons nüscht! Stolz soll ba sein!
Solln se ons ach tääln, bea froogt danoch?
Bien red-n necht ’scheen’ ond ach necht ’fein’
bien red-n de alte deutsche Sprooch!
Schämen wir uns nicht! Stolz sollen wir sein!
Solln sie uns auch tadeln, wer fragt danach?
Wir reden nicht ’schön’ und auch nicht ’fein’
wir reden die alte deutsche Sprach!
Dr. Heinz Schleusener