Berühmte Zipser: Rechtsanwalt Samuel von Fabriczy
„Ein bescheidener Mann, gründlich in der Wissenschaft und korrekt als Anwalt. Es gibt Personen, deren Namen besser als ihre Verdienste sind, und andere, die einer größeren Ehre würdig wären, als sie erhalten haben. Fabriczy ist einer der letzteren.“ Dies schrieb 1844 der ungarische Politiker und Historiker László Szalay (1813-1864). Was aber sind die Verdienste dieses Samuel Fabriczy?
Er kam am 18. März 1791 als erstes von sechs Kindern des 40-jährigen lutherischen Pfarrers Andreas Fabriczy und dessen Frau Klara Augustini ab Hortis in Deutschendorf/Poprad zur Welt. Seine Mutter Klara ist eine Tochter des Samuel Augustini ab Hortis.
Lyzeum in Leutschau und Kesmark
In der Familie deutschsprachig aufgewachsen, lernte Samuel in der lutherischen Schule in Poprad Ungarisch und Latein. Es folgte von 1805 bis 1806 das Lyzeum in Leutschau/Levoča, wo er auch Theologie, Kirchengeschichte, Ästhetik und Französisch studierte. Sein Professor für Mathematik und Philosophie war Johann Samuel Fuchs (1770-1817).
Im Jahr 1807 setzte er seine Ausbildung im Lyzeum Kesmark/Kežmarok fort. Hier lernte er Andreas von Thaisz kennen, der später auf seine literarische Arbeit großen Einfluss haben sollte. Samuels Interessen richteten sich jetzt besonders auf die Fächer Politik- und Wirtschaftswissenschaft.
Juristische Ausbildung in Miskolc
Im Alter von 17 Jahren ging er zur juristischen Ausbildung nach Mischkolz/Miskolc, wo er beim Bezirksstaatsanwalt erste Erfahrungen sammelte. Die Prozesse wurden hier größtenteils in ungarischer Sprache geführt, er konnte so seine Sprachkenntnisse perfektionieren. Ein Jahr später arbeitete er in Eperies/Prešov beim dortigen Bezirksstaatsanwalt.
Bereits im November 1810 erfolgte seine Vereidigung zum Anwalt. Danach arbeitete er zunächst im Archiv einer reichen Witwe, bis er 1811 Sekretär des Landtagsabgeordneten Johann von Okolicsányí wurde. Samuel begleitete diesen zu den Sitzungen des Landtages.
Der Landtag kam von 1802 bis 1848 im Palais der Ungarischen Königlichen Kammer (Palác Uhorskej kráľovskej komory) in der Michalská in Pressburg/Bratislava zusammen. Das Gebäude ist nationales Kulturdenkmal, in ihm befindet sich heute ein Teil der Universitätsbibliothek.
Journalistische Vorübungen
Zu Fabriczys Aufgaben gehörte auch, der zu Hause gebliebenen Gattin des Abgeordneten über die geführten Debatten zu berichten. Über diese bis 1813 dauernde Zeit sagt er später, dass er an den Landtagsdebatten ein „unaussprechliches Vergnügen“ fand. Das Berichterstatten hätte ihn sehr gut auf die spätere publizistische Tätigkeit vorbereitet. Die Arbeit brachte ihn mit vielen Abgeordneten zusammen und er wurde bekannt. Wenn möglich nutzte Fabriczy die Bibliothek des Landtages, um dort zu lesen und zu studieren.
Experte für Recht und Finanzen
Gregor von Berzeviczy (1763-1822) berief Samuel Fabriczy 1814 zu seinem Finanz- und Rechtsberater. Dieser folgte dem Ruf, da auch seine Eltern dies wünschten. Sieben Jahre war er im Haus und in Gesellschaft des verdienstvollen Mannes tätig.
Umzug, Heirat, Nachwuchs
Sein neuer Lebensmittelpunkt wurde nun Leutschau/Levoča, deren evangelische Gemeinde ihn zum Lokal-Inspektor wählte. Auch die Zeit für eine Heirat war gekommen. Er vermählte sich 1821 mit Maria Isabella Catharina Seultity, der Tochter des Botzdorfer/Batizovcer Pfarrers. Am 1. November 1824 wurde ihr erstes Kind, Sohn Julius Albert, geboren. Insgesamt hatte das Paar drei Kinder.
Schritt für Schritt aufwärts
Fabriczy verschaffte sich auch in seiner anwaltlichen Tätigkeit für die Kirche Anerkennung und Achtung. So stieg er 1826 eine Stufe nach oben und wurde als Senioral-Inspektor gewählt. Er vertrat nun die XIII Zipser Städte. Die ungarische Akademie der Wissenschaften nahm ihn 1832 als korrespondierendes Mitglied auf.
Am 12. April 1848 wählte man ihn zum Distriktual-Inspektor. Der Freude über die Wahl gegen zwei Mitkandidaten kam eine weitere hinzu – die Ernennung zum Ministerialrat des neu organisierten Kultus- und Unterrichtsministeriums am 24. April. Im Mai 1848 trat er seinen Dienst in Ofen/Buda an. Auch hier war er nicht lange, denn wegen der Revolutionsereignisse endete diese Tätigkeit nach einigen Monaten. Danach führte er in Leutschau seine anwaltlichen Arbeiten weiter und war stärker publizistisch aktiv.
Erzählungen und Aufsätze
Seit 1819 war Fabriczy schriftstellerisch aktiv. Den Impuls gab sein Freund Andreas von Thaisz, der Redakteur der Zeitschrift „Tudományos Gyűjtmény“ (Wissenschaftliche Sammlung). Für diese schrieb er vor allem Buchrezensionen. Sein 1819 in Leutschau erschienenes Buch „Elementa juris criminalis hungarici“ (Elemente des ungarischen Strafrechts) wurde Lehrbuch im Kesmarker Lyzeum. Der „Társalkodó“ (Gesellschafter) druckte zwischen 1833 und 1840 mehrere seiner Erzählungen und zwischen 1847 und 1852 finden wir seine Arbeiten auch im „Athenaeum“, im „Magyar Museum“ und „Budapesti Hiradó“. Seine Aufsätze zum Strafrecht belegte er oft mit Beispielen aus der juristischen Praxis wie in „Über das Recht der Selbstverteidigung“.
Familiäre Schicksale
Schwer getroffen wurde Samuel von Fabriczy vom frühen Tod seines ältesten Sohnes Julius (1854) durch ein bösartiges Fieber und dem bald darauf folgenden Tod seiner Frau (1855) an Cholera.
Er selbst erlitt 1857 einen Schlaganfall und erholte sich davon nicht wieder. Am 18. März 1858 starb er in Leutschau. Seine Grabstätte befindet sich im IX. Sektor des dortigen evangelischen Friedhofs.
Dr. Heinz Schleusener