Blaskapellenschau in Einsiedel an der Göllnitz
Die größte Veranstaltung der Region Unterzips, der 6. Jahrgang der Blaskapellenschau, der am 8. August 2020 stattfinden sollte, konnte dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden. Es ist sehr schade, denn dieses Jahr hätte die Veranstaltung unter dem Titel „Blaskapellenschau in memoriam Jan König“ laufen sollen.
Wie jeder weiß, hatte mein Gatte ein großes Herz für die Musik und studierte alles, was mit der Musik verbunden ist. So entstand auch die Idee, die Blaskapellenschau zu organisieren, denn die Karpatendeutschen sind eng mit der Blasmusik verbunden. In unserer Region Unterzips war der Bergbau einst außerordentlich wichtig für den Lebensunterhalt. Mit dem Bergbau hängt alles, was das alltägliche Leben betrifft, zusammen – die Musik nicht ausgenommen. Jeder Bergbauverein hatte in der Vergangenheit eine eigene Blaskapelle, auch in den Gemeinden waren Blasmusikkapellen tätig. Bis heute sind die Blaskapellen in der Zips ein starker Teil der Kultur der dort lebenden Karpatendeutschen.
Die Blaskapellenschau in Einsiedel
Vor sechs Jahren fand das erste Mal im Hof der Begegnungsstätte in Einsiedel an der Göllnitz eine großartige Kulturveranstaltung statt – die Blaskapellenschau. Mein Mann, der Urheber dieser Idee, war mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden, auch wenn die Vorbereitung anstrengend war und große Leistung gefordert war, hat diese Veranstaltung einen sehr guten Ruf erlangt. Jahr für Jahr sind mehr Teilnehmer gekommen und die Blaskapellen haben immer mehr Interesse bekundet, an der Veranstaltung teilnehmen zu möchten.
Der heimische Posaunenchor, der die Karpatendeutsche Jugend in der Unterzips vertritt, ist auch als Mitorganisator jedes Jahr mit seinem Programm aufgetreten. Die Geschichte des Posaunenchores in Einsiedel an der Göllnitz geht auf das Jahr 1931 zurück. Damals gründete ihn der damalige evangelische Pfarrer, Herr Mathias Danielis, nach dem Vorbild der deutschen Posaunenchöre, der evangelischen Blaskapellen, die meist in der Kirche gespielt haben. Es ist ein direktes Vermächtnis unserer deutschen Vorfahren. In der evangelischen Kirche in Einsiedel an der Göllnitz spielt der Posaunenchor bei jeder Feierlichkeit und die Bergmänner stehen in Uniform mit den Schätzen in der Hand vor dem Altar – ein Symbol des Bergbaus in unserer Region.
Zahlreiche Blaskapellen aus dem In- und Ausland
Mehrmals trat bei der Blaskapellenschau die Blaskapelle Grinavanka auf. Sie kommt aus der Westslowakei aus der Gemeinde Bösing-Grünau/Pezinok-Grinava und ist eine erfolgreiche und bekannte Blaskapelle, die auch schon viele Auftritte in der Slowakei und im Ausland hatte. Sie spielte nicht nur Volksmusik, sondern auch andere Musikrichtungen und begeisterte damit stets das Publikum. Grinavanka bringt die Zuschauer zum Singen und Tanzen.
Die Blaskapelle aus Stoß/Štós hat auch mehrmals an der Veranstaltung teilgenommen. Sie wurde im Jahr 1925 vom Sohn des Besitzers der dortigen Messerfabrik gegründet. Seitdem hatte sie schon mehrere Kapellmeister. Ein besonderer Kapellmeister war Peter Hartmann, ein guter Freund von meinem Mann. Sie haben gemeinsam (noch vor der Wende) mehrere mantakische Lieder komponiert und sie auch zusammen gesungen wie „Das Hütnalied“ oder „Mantáčik“. Peter Hartmann dirigierte die Blaskapelle seit 1975 bis zu seinem Ableben. Er sorgte dafür, dass die Kapelle erfolgreich wurde, viele Spieler stammen aus seiner Musikschule.
Ein besonderer Gast, der im Jahr 2017 an der Blaskapellenschau teilgenommen hat, war die Spielgemeinschaft Stadtkapelle Hainburg an der Donau – Musikverein Wolfsthal aus Österreich. Die Kapelle feierte im August 2018 ihr 50-jähriges Jubiläum. Die Kapelle besteht aus zwei Musikvereinen: dem aus Wolfsthal und der Werkskapelle der Austria Tabakwerke Hainburg a. d. D. Die Spielgemeinschaft sorgt bei zahlreichen Veranstaltungen und Anlässen für musikalische Unterhaltung und das ist ihr auch bei unserem Fest gelungen.
Die Blaskapelle Svitanka aus Svit in der Oberzips wurde im Jahr 1942 unter der Leitung von Herrn Skrobak gegründet. Durch verschiedene Veränderungen spielte die Kapelle in der Slowakei aber auch im Ausland, beispielsweise in Deutschland, Österreich oder Ungarn. Im Jahr 2012 hat sie das 70-jährige Jubiläum der Gründung gefeiert.
Letztes Jahr haben ganz neue Blaskapellen an der Veranstaltung teilgenommen wie Selčianka aus Selce bei Neusohl/Banská Bystrica in der Mittelslowakei. Sie wurde im Jahr 1978 gegründet und tritt in der ganzen Slowakei und im Ausland auf. Zweimal war die Blaskapelle sogar Sieger im Wettbewerb der kleinen Blaskapellen in der Slowakei.
Zu den Gästen der Blaskapellenschau gehörte auch die Blaskapelle Nováčanka aus Kaschau/Košice, die 1990 gegründet wurde. Die Musikanten sind Mitglieder eines ehemaligen Blasmusikkorps, sie spielen schöne Marschmusik. Die Kapelle hat nur sieben Spieler und drei Sänger, die schöne Volkslieder aus der Ostslowakei zum Besten geben.
Die Blaskapelle Hornád aus Trstené pri Hornáde, die am letzten Fest teilgenommen hat, wurde im Jahr 1947 gegründet, spielt in der Ostslowakei und wurde durch mehrere Wettbewerbe bekannt – und durch die Blaskapellenschau.
Umzug durch Einsiedel
Die Schau fing stets mit einem feierlichen Umzug durch die Gemeinde an, wo die Kapellen mit Marschmusik die Einwohner begrüßten und sie zum Fest einluden. Auch ein Marsch der Shining Stars Majoretten gehörte dazu. Sie hatten später einen schönen Auftritt im Hof der Begegnungstätte. Sie haben die Europa- und Weltmeisterschaft gewonnen.
Die Blasmusiktöne unterbrach mit seinem Auftritt immer auch mein Gatte, Jan König, der bekannte karpatendeutsche Schlagersänger, mit seinen Liedern wie „Sierra Madre“ oder „Griechischer Wein“.
Nach der ersten Hälfte des Programms ist die Hummeltanzgruppe aus Obermetzenseifen aufgetreten. Die Mädchen haben mit ihrem Auftritt voriges Jahr das Publikum in gute Laune versetzt, dafür wurden sie mit lautem Applaus belohnt.
Gern gesehene Gäste
Unsere Blaskapellenschau beehrte mit seinem Besuch der Landesvorsitzende, Herr Dr. Ondrej Pöss, der deutsche Botschafter, Herr Joachim Bleicker, und voriges Jahr hat an der Veranstaltung ein besonderer Besuch teilgenommen: Herr Prof. Dr. Bernd Fabritius, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten sowie Frau Brunhilde Reitmeier-Zwick, die Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft aus Deutschland und eine Reisegruppe aus der österreichischen Gemeinde Hundsheim. Bei ihr war auch die freiwillige Feuerwehr aus Hundsheim dabei, die eine Partnerschaft mit der heimischen Feuerwehr geknüpft hat.
Es war eine großartige Veranstaltung, auf die wir heuer verzichten müssen. Ich hoffe und bin überzeugt, dass wir uns nächstes Jahr wieder alle bei diesem Fest treffen werden, weil uns die Liebe zur Musik verbindet. Es ist unser besonderes Anliegen, dass sich die karpatendeutschen Traditionen – ob es die Kultur, Sprache oder Musik ist – weiter erhalten. Auch mit solchen Veranstaltungen können wir beweisen, dass die deutsche Kultur noch immer unter uns lebendig ist.
Dank der finanziellen Unterstützung des BMI aus Berlin und den Sponsoren aus unserer Region können wir solche gelungenen Feste organisieren. Wir freuen uns auf den nächsten Jahrgang der Blaskapellenschau.
Erika König
Vorsitzende der Region Unterzips