Miki Liptak Kesmark

Bücher sind sein Leben – Mikuláš ‘Miki‘ Lipták

Mikuláš Lipták, den seine Freunde liebevoll Miki nennen, ist den Karpatendeutschen in der Slowakei sowie in Deutschland und Österreich als Gründer des seit 1994 in Kesmark/Kežmarok bestehenden Verlages ViViT bekannt. Der Weg dorthin war weder geradlinig noch leicht. Sein 65. Geburtstag im Juni dieses Jahres ist ein guter Anlass, diesen Weg etwas näher anzuschauen.

Wer früh das Lesen lernt, begeistert sich oft für Bücher. Diese Begeisterung ebbt oft ab, nicht aber bei Miki. Das Lesen, auch abends im Bett, brachte ihm Wissen und half ihm, viele Dinge besser zu verstehen. Mit der Zeit hatte er nicht nur die Kinder- und dann die Jugendbücher des elterlichen Buchbestandes im Haus der Eltern und Großeltern seiner Geburtsstadt Kesmark „verschlungen“. Jetzt wagte er sich an schwerer lesbare Literatur in deutscher und slowakischer Sprache heran und fand an ihr Gefallen. Für den Gymnasiasten kam gelegen, dass die Kesmarker Lyzeums-Bibliothek nach ihrer Rekonstruktion Helfer für das Sortieren und Einordnen des wertvollen alten Buchbestandes suchte. Sie sollten mit Interesse sowie der nötigen Behutsamkeit und Sorgfalt arbeiten. Hier war Miki genau der Richtige. Er bekam dabei einen guten Einblick in die Literatur, die in den vergangenen Jahrhunderten am Lyzeum für die Ausbildung bedeutsam war.

Verleger Mikulas Liptak
Miki Lipták mit dem Buch, das nicht nur für ihn zu den wichtigsten zählt – die Bibel

Maschinenbau-Studium und Tätigkeit in Praxis und Forschung

Was studiert ein bücherliebender junger Mann, dessen schulische Lieblingsfächer eigentlich weit auseinander liegen und von Mathematik und Physik über Sprachen (Slowakisch, Englisch) bis Geschichte reichten? Miki Lipták entschied sich für Maschinenbau mit der Spezialisierung in Ökonomie. Allein das zeigt seine bis heute breite fachliche Palette, die mit einem perfekten Deutsch die Grundlage seines erfolgreichen Weges wurde.

Nach dem erfolgreichen Studienabschluss war die erste Arbeitsstelle die Firma Tatralan, in der die über 100-jährige Kesmarker Tradition der Textilherstellung noch bis 2011 fortgesetzt wurde. Hier arbeitete Miki fünf Jahre in der Wartung. Danach ging er nach Deutschendorf/Poprad, um in der Forschung und Entwicklung des Maschinenbaus tätig zu sein. In dieser Zeit fand der in einer christlichen Familie aufgewachsene Miki auch eine feste Position zum christlichen Glauben. Hilfreich auf diesem Weg war seine zunächst nebenberufliche Arbeit als technischer Redakteur für die evangelische Monatszeitschrift Cestou Svetla (Auf dem Weg des Lichts).

Vom technischen Redakteur zum Autor und eigenen Verlag

Nach den politischen Veränderungen in der Tschechoslowakei wurde der Mangel an christlicher Literatur deutlich. Miki Lipták ergriff die Initiative und gründete 1992 einen Verlag, den Verlag Lipták, der sich auf die Herausgabe von Materialien und Büchern zu ausgewählten christlichen Themen orientierte. Das erste Druckerzeugnis waren die Herrnhuter Losungen in slowakischer Sprache mit dem Titel „Heslá 1992“. In diesem Verlag erschienen innerhalb von sieben Jahren 71 Publikationen.

Miki Lipták ist auch schriftstellerisch tätig. International bekannt ist sein gemeinsam mit Madelaine R. Isenberg, einem langjährigen Mitglied der Jewish Genealogy Society Los Angeles (JGSLA), geschriebenes Werk „Jews in the Spiš region“ (Juden in der Region Zips). Wie Miki Lipták befasst sich M. Isenberg mit der Genealogie jüdischer Familien in der Slowakei. Aus dem 1992 gegründeten Unternehmen entstand 1994 der bis heute erfolgreich arbeitende Verlag ViViT. Der Name (aus dem Lateinischen, nach dem Bekenntnis Luthers zu Jesus) bedeutet „Er lebt“.

Das Verlagslogo ViViT-Verlag
Das Verlagslogo

Wie das Verlagslogo zeigt, steht das T im Firmennamen ganz bewusst für das Kreuz. Neben Büchern zu christlichen Themen erscheinen bei ViViT auch Kinderbücher, Bücher zu Geschichte und Tourismus und Lehrbücher der deutschen Sprache. Insgesamt wurden unter seiner Regie bis heute etwa 350 Bücher herausgegeben.

Besonders am Herzen liegen Miki Lipták die alljährlichen Losungen in Slowakisch (Tesnou bránou). Die Losungen sind ein Andachtsbuch, das für jeden Tag des Jahres zwei Bibelverse enthält. In fortlaufender, ökumenischer Bibellese führen sie den Leser in vier Jahren durch das komplette Neue Testament und in acht Jahren durch die wichtigsten Texte des Alten Testaments.

Das neueste Karpatenjahrbuch
Das neueste Karpatenjahrbuch

Stets aktiv für die deutsche Minderheit

Der Karpatendeutsche Verein arbeitet oft mit ViViT zusammen. Neben den Karpatenjahrbüchern, für die hier seit dem Jahrgang 2001 die Endredaktion erfolgt, erschien zuletzt 2020 im ViViT-Verlag die dreibändige Zipser Trilogie, in der Erzählungen von deutschstämmigen Ober- und Unterzipsern, von Potoken und Mantaken, in enger Zusammenarbeit mit dem SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen Bratislava/Preßburg zusammengestellt wurden.

Der Verlag nimmt seit der ersten Veranstaltung an den jährlich stattfindenden Kultur- und Begegnungsfesten der Karpatendeutschen in Kesmark teil und informiert mit einem Präsentationsstand über seine Produkte. Miki Lipták selbst sollte daher allen Teilnehmern dieser in diesem Jahr zum 25. Mal stattgefundenen Veranstaltung bekannt sein, vor allem aber als langjähriger Moderator des zum Begegnungsfest gehörenden ökumenischen Gottesdienstes in der artikularen Holzkirche von Kesmark.

Kultur- und Begegnungsfest Kesmark
Beim Begegnungsfest in Kesmark im Juni 2022: Miki Lipták mit Katrin Litschko, der Chefredakteurin des Karpatenblattes, und dem Autor dieses Textes

Obwohl Miki Lipták das verdiente Ruhestandsalter erreicht hat, arbeitet er „in Ruhe“ und mit reduziertem Verlagsprogramm weiter. Insbesondere die Losungen, mit denen er vor fast 30 Jahren die Verlagsarbeit begann, sind und bleiben seine Herzensangelegenheit. Die KDV-Mitglieder freuen sich jedenfalls auf weitere interessante Publikationen!

Dr. Heinz Schleusener