„Das Gefühl zu Hause zu sein ist immer noch sehr stark“

Kamil Krempaský aus Kesmark/Kežmarok hat in Brünn/Brno sowie Preßburg/Bratislava Medizin studiert und mehrere Praktika im Ausland absolviert. Er verrät im Karpatenblatt-Gespräch, wo sein Zuhause ist, welche medizinischen Gebiete er besonders spannend findet und welchen spannenden Spruch er in einem Neurologie-Buch gefunden hat.

Was empfindest du, wenn du nach Kesmark/Kežmarok kommst?

Ich freue mich immer, wenn ich wieder in Kesmark/Kežmarok bin. Auch wenn viele von meinen Freunden umgezogen sind und sowohl ich als auch die Stadt sich verändert haben, ist das Gefühl zu Hause zu sein dort immer noch sehr stark.

Was ist dein Lieblingsort in Kesmark und warum?

Ich habe viele Lieblingsorte dort, aber wenn ich mich für einen entscheiden müsste, dann würde ich den Park bei der Burg nennen. Es ist einfach ein toller Park, den ich mit meiner Kindheit verbinde. Als ich noch in der Grundschule war, die gleich neben dem Park ist, haben wir dort Sportunterricht gehabt und auch viel Fußball gespielt. Heutzutage treffe ich mich dort oft mit meinen Freunden.

Kamil stammt aus Kesmark und studiert in Preßburg.
Kamil stammt aus Kesmark und studiert in Preßburg. 
Du bist mit deinem Medizinstudium fast fertig. Was hat dich dazu inspiriert, Medizin zu studieren?

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was mich inspiriert hat. Ich fand schon immer alles, was mit der Medizin, und den Krankheiten oder ähnlichem zu tun hat, sehr interessant. Mich fasziniert, wie der menschliche Körper funktioniert, was passiert, wenn man krank wird, und was man dagegen tun kann. Das hat sich während meines Chemiestudiums noch verstärkt.

Wie kommt man vom Studium der Chemie zum Studium der Medizin?

Chemie finde ich immer noch sehr spannend, was mir aber gefehlt hat, war, dass der Mensch im Mittelpunkt steht.

Beim Praktikum im Krankenhaus
Beim Praktikum im Krankenhaus.
Die Oberzips gehört zu den bekanntesten Gebieten, in denen die Karpatendeutschen leben. Du hast auch in der Familie karpatendeutsche Wurzeln. Wie siehst du die Rolle der karpatendeutschen Minderheit in Kesmark/Kežmarok?

Als ich klein war, hat mein Opa mit mir und meiner Schwester ab und zu Deutsch gesprochen. Es hat mir Spaß gemacht und in der Grundschule war Deutsch mein Lieblingsfach. Das war auch der Grund, warum ich mich später entschieden habe, die deutsch-slowakische, bilinguale Abteilung des Gymnasiums zu besuchen. Was die Rolle der karpatendeutschen Minderheit in Kesmark/Kežmarok betrifft, muss ich sagen, dass ich niemanden in meinem Alter kenne, der zu Hause mit seiner Familie deutsch spricht. Vor der Corona-Pandemie fand regelmäßig ein Fest der deutschen Minderheit bei uns statt und ich hoffe, dass es nach der Pandemie mit dem Festival weitergeht, damit sich Kesmark/Kežmarok noch lange seine Vielfalt behält.

In deinem Leben hast du nicht nur in der Slowakei studiert, sondern auch im Ausland. Welchen Ort würdest du zum Studieren empfehlen?

Das ist echt schwer zu sagen. Was das Ausland angeht, habe ich in Tschechien und Deutschland studiert. Meine Praktika habe ich neben Deutschland, auch in Lettland und Portugal absolviert. Überall, wo ich war, habe ich viel gelernt und ich habe mich sehr gut gefühlt, auch wenn es nicht immer leicht war. Für mich persönlich ist es sehr wichtig, dass die Uni großen Wert auf die Lehre legt und dass die Studierenden auch Unterstützung bekommen – ob es der Zugang zu wissenschaftlichen Datenbanken ist oder die Möglichkeit, selbst aktiv zu sein und zum Beispiel bei der Forschung mitmachen zu können. Wichtig für mich ist auch, die Theorie mit der Praxis zu verbinden, damit man die ganze Problematik besser versteht. Eine große Rolle spielt für mich auch der Standort. Wenn man in der Stadt oder in der Umgebung viel unternehmen kann, ist es ein großes Plus. Auf jeden Fall würde ich jedem Studierenden empfehlen, ein Praktikum im Ausland oder Erasmus zu machen. Es ist eine tolle Erfahrung, die einem hilft, sich weiterzuentwickeln und auch neue Inspiration zu bekommen.

In der Nationalbibliothek von Riga
In der Nationalbibliothek von Riga.
Am Anfang der Karriere muss man viel über die Zukunft nachdenken. In welchem Gebiet der Medizin würdest du gerne forschen und/oder in welchem Gebiet würdest du gerne arbeiten?

Das stimmt, diese Entscheidung ist nicht leicht und es ist manchmal auch ziemlich stressig. Ich interessiere mich für Anästhesiologie und Chirurgie. Super spannend finde ich alles, was mit Stammzellen zu tun hat. Da sehe ich großes Potenzial und ich bin auch selbst sehr gespannt, was uns die Forschung auf diesem Gebiet in der Zukunft noch alles bringt.

Wie lautet dein Lebensmotto?

Ich habe kein Motto. Manchmal wenn ich etwas Interessantes lese oder wenn mich ein Spruch, Satz oder irgendwas anspricht, mache ich mir eine Notiz in meinem Handy. Was in meinem Gedächtnis hängengeblieben ist und was in mir lange resoniert hat und immer noch resoniert, ist ein tschechischer Spruch aus einem Neurologie-Buch, der übersetzt lautet: „Die Kunst ist groß, die Gelegenheit flüchtig, die Entscheidung schwer und das Ergebnis unsicher.“ Meiner Meinung nach passt dieser Spruch perfekt zur Medizin.

Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.