„Der Karpatendeutsche Verein ist Teil meines Lebensweges“
Alan Laifer ist Anfang zwanzig und studiert in Preßburg/Bratislava Europäische Studien. Seit Anfang des Jahres engagiert er sich außerdem für den Karpatendeutschen Verein. Im Karpatenblatt-Interview erzählt er, was er gerne in seiner Freizeit macht, wie er auf den KDV aufmerksam geworden ist und was er Besuchern in Preßburg zeigen würde.
Könntest du dich unseren Lesern/innen vorstellen?
Hallo, liebe Leserinnen und Leser. Ich bin Alan, ein Student an der Universität in Preßburg/Bratislava und mein Leben lang lebe ich auch hier in dieser Stadt. Meine Familie stammt aber ursprünglich aus der Mittelslowakei. Seit Frühling 2021 ist überdies der Karpatendeutsche Verein auch ein Teil meines Lebensweges, denn ich beteilige mich an externen Veranstaltungen des KDVs.
Das erste Mal haben wir uns bei einem Treffen der KDV/KDJ gesehen. Welche Gefühle hattest du bei diesem Treffen?
Ich hatte von Anfang an einen positiven Eindruck bekommen, deswegen fand ich das erste Erlebnis bei einem KDV-Treffen sehr gut. Da es um eine kleinere und deswegen heutzutage eng verbundene Gemeinschaft geht, hat sich das gegenseitige Kennenlernen mit dem KDV auf eine Art vertraut angefühlt. Ich hatte nicht das Gefühl, als wäre ich bei einem ersten Treffen.
Du hast erwähnt, dass du Geschichte magst. Welche Epoche findest du besonders spannend?
Besonders spannend finde ich aus der globalen Perspektive das 20. Jahrhundert. Das ist eine Epoche, die die Mehrheit der Bevölkerung noch frisch im Gedächtnis hat. Außerdem hat sie ein starker Aufschwung der technologischen Entwicklung begleitet. Dieser hat eine schnellere Verbreitung von Informationen und Wissen ermöglicht, was zur Vernetzung der Welt geführt hat. Am Ende des Jahrhunderts war ein Großteil der Welt bereits stark politisch, wirtschaftlich, kulturell und infrastrukturell miteinander verbunden. Die Vertrautheit mit einer nur unlängst vergangenen Zeit in Kombination mit unserer neu erworbenen Fähigkeit, unser Leben bis ins Detail mit der neuen Technik zu dokumentieren, führen dazu, dass sich diese Epoche sehr greifbar und dementsprechend spannend anfühlt.
Deine Heimatstadt ist Preßburg/Bratislava. Wenn wir hier als Gäste zu Besuch wären, wohin würdest du uns mitnehmen? Warum?
Da ich im Touristeninformationszentrum arbeite, finde ich, dass dies eine gut passende Frage ist. Denen, die nur Zeit hätten, einen Ort zu besuchen, würde ich empfehlen, einen Spaziergang vom Michaeler Tor zum Martinsdom zu unternehmen. Jemanden, der sich nicht besonders für Geschichte interessiert, würde ich ins nordöstliche Preßburg mitnehmen – nämlich in den Waldpark.
Der KDV hat eine lange Tradition in der Slowakei. Wie hast du vom KDV beziehungsweise der KDJ erfahren?
Mit 12 habe ich das erste Mal vom Begriff „Karpatendeutsche“ gehört, als mein Mitschüler im Geschichtsunterricht über seine Vorfahren und seine Herkunft gesprochen hat. Da hat er bemerkt, seine Eltern seien aus der Mittelslowakei stammende Karpatendeutsche. Es dauerte allerdings bis zu meinem 20. Lebensjahr, bis ich mehr über den Verein erfahren hatte. Ich bin tatsächlich zuerst auf den Podcast Karpatenfunk gestoßen, der vom Karpatenblatt zusammengestellt wird. Über dessen offizielle Website habe ich mehr über das Magazin und den Verein erfahren, wodurch mein Interesse an einer Zusammenarbeit geweckt wurde. Kurz danach, im Vorfrühling 2021, habe ich Kontakt mit dem Verein aufgenommen und seitdem assoziiere ich mich mit dem KDV.
Du bist ein engagierter Mensch, was machst du in deiner Freizeit?
Ich versuche definitiv, wenn möglich, mir in meinem Alltag dafür Zeit zu nehmen, entweder in der Altstadt herumzulaufen oder im Wald spazieren zu gehen. Ich bin ein ziemlich familienorientierter Mensch, deswegen versuche ich auch regelmäßige Familientreffen in meinen Zeitplan einzuarbeiten. Sonst gehören noch ein bisschen Sport, Sprachenlernen und Reisen zu einem idealen Tag.
Was könnte man besser machen, damit die Tradition der karpatendeutschen Kultur und der Karpatendeutsche Verein noch viele Jahre erhalten bleiben?
Eine Grundlage dafür ist meiner Ansicht nach die Förderung des Deutschunterrichts, besonders in den von Karpatendeutschen bewohnten Gebieten. Dadurch entstünde eine „zusätzliche“ gemeinsame sprachliche Ebene. Obwohl heutzutage die Karpatendeutschen bestimmt auch Slowakisch beherrschen, könnte dies eine Art Entgegenkommen der deutschen Minderheit nach einem stürmischen 20. Jahrhundert sein.
Andererseits scheint es attraktiv, genau das zu unternehmen, worum sich neuerdings der KDV in der Region Preßburg bemüht: Es sollen Gelegenheiten dafür geschaffen werden, dass sich Leute, die sich für den KDV oder die deutsche Sprache interessieren, regelmäßig treffen. Der Verein bereitet gerade im Haus der Begegnung Preßburg einige Veranstaltungen für den Winter vor. Dadurch, dass die Menschen bei einer solchen Gelegenheit zusammenkommen, entsteht auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das sehr wichtig für die Bewahrung und Weiterentwicklung der Gemeinschaft und deren Erbes ist.
Was planst du für das Jahr 2022?
Vieles hängt von der epidemiologischen Lage ab, also von den künftig gültigen Corona-Maßnahmen. Ich habe jedenfalls vor, mit der Arbeit im Touristeninformationszentrum weiterzumachen. Was mein Studium und meine Sprachkenntnisse angeht, würde ich gerne an einem Sommerfachkurs zum Thema Europäischer Integration an einer deutschen Universität teilnehmen. Natürlich mache ich beim KDV weiter mit – bereits im Januar haben wir einiges vor.