Der Pressburger Kunstverein
Vor 133 Jahren entstand der Pressburger Kunstverein. Kunstliebhaber gründeten ihn, um Künstler zusammenbringen und zeitgenössische Kunst einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bis heute kann man seine Spuren in der slowakischen Hauptstadt finden.
Der Hauptinitiator und Gründer des Vereins war Graf Stefan Esterházy. Einladungen zur ersten Generalversammlung erhielten 23 Mitglieder. Sieben von ihnen bezahlten eine Gebühr von einhundert Forint und konnten sich so als „Gründungsmitglied“ bezeichnen. Offiziell wurde der Verein am 15. Januar 1885 gegründet. Neben der Familie Esterházy gehörten dazu zum Beispiel der Industrielle Ján Ludwig, Bischof Jácint János Rónay und die Witwe von Ignatius Ocskay.
Ordentliche Mitglieder waren Mitglieder aller Pressburg Adelsfamilien wie Andrássy, Palffy oder Apponyi. Im Verein waren Menschen unterschiedlicher Berufe, verschiedener Nationalitäten, Glaubensrichtungen und sozialer Stellung. Der offiziell genehmigte Name in deutscher Sprache war Pressburger Kunstverein und ungarisch Pozsonyi Képzőművészeti Egylet.
Erste Ausstellung 1886
Unter den ursprünglichen Mitgliedern waren nur vierzehn, die künstlerischen Berufen nachgingen: zehn Maler und Karikaturisten sowie vier Architekten. Die erste Ausstellung wurde am 24. Januar 1886 in den Räumlichkeiten des Primatialpalais eröffnet. Ausgestellt wurden mehr als 33 Werke. Die Ausstellung war unter den Bewohnern der Stadt recht erfolgreich. Aufzeichnungen aus der Zeit zeigen, dass über 3500 Menschen die Ausstellung besuchten.
Trotz ihres anfänglichen Erfolges hat die Gruppe im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts nur acht Ausstellungen organisiert. Mit dem neuen Jahrhundert übernahmen vier Maler die Organisation von Ausstellungen – Eduard Majsch, Gabriel Modrovich, Ľudovít Pitthordt und Moritz Stankovits. Dank ihrer Tätigkeit und ihrer künstlerischen Fähigkeiten begann der Verein jährlich auszustellen.
Unterstützung junger Künstler
Ab 1902 hat der Kunstverein eine neue Rolle in der Unterstützung junger Künstler übernommen. Der erste war der Bildhauer Alois Rigele. Er erhielt auf Majchs Empfehlung ein Jahresstipendium. Der pensionierte Rigele blieb seinen Wurzeln treu und war von 1923 bis 1940 der Vorsitzende des Pressburger Kunstvereins. Zusätzliche aktive Aussteller waren zum Beispiel der Maler Kornel Spányik, der Maler Karl Frech oder der Bildhauer Robert Kühmayer, der zusammen mit Alois Rigele, das „Mädchen mit Reh“ auf der Hviezdoslav-Straße in Pressburg schuf.
Nach 1914 bis zum Ende des Krieges im Jahr 1918 wurde keine Gemeinschaftsausstellung mehr organisiert und viele Mitglieder des Kunstvereins waren im Krieg aktiv.
Neue Aktivität nach dem Ersten Weltkrieg
Mit der neu gegründeten Tschechoslowakei im Jahr 1919 nahm der Kunstverein seine Tätigkeit unter der Leitung von Professor R. Messer wieder auf. In seiner Ansprache auf der Generalversammlung wurde die Rolle des Vereins als „Pflege alter und zeitgenössischer Kunst“ festgehalten. Trotz der politischen Veränderungen wurde die slowakische Sprache erst im Jahr 1923 im Pressburger Kunstverein verwendet, neben dem Deutschen.
Im Jahr 1921 wurde der erste Ball in der Reduta unter dem Namen „Narrenschiff“ abgehalten. In besonderen Zeitungen war zu lesen: „Das Narrenschiff ist eine christlich-jüdische Institution für schmerzlos Erholung der Pubertätshormone.“ Nach vielen Jahren fand der Verein im Jahr 1926 seinen festen Sitz im Hause des Architekten Endre Szönyi in der Kapitulská Straße. Im Jahr 1931 gab es strukturelle Veränderungen im Verein.
Das Ende des Vereins
Der Zweite Weltkrieg beeinflusste die Arbeit einzelner Künstler, aber auch die Kunst selbst. Die letzte offizielle Ausstellung des Pressburger Kunstvereins wurde am 23. Mai 1942 im Hause der Kunst unter dem Titel „Landesausstellung ungarischer Künstler“ eröffnet. Im Jahr 1944 fand wegen der Bombardierung Bratislavas keine Ausstellung statt. 1945 wurde ein Dekret zur sofortigen Auflösung des Pressburgers Kunstvereins „aus Gründen der Staatsicherheit“ herausgegeben.
Anna Paulinyová