Der Weg einer slowakischen Astrobiologin zu internationalen Weltraumorganisationen
Dr. Michaela Musilová ist eine slowakische Astrobiologin, die es durch harte Arbeit bis in die größten Weltraumorganisationen geschafft hat. Sie erzählt uns ihre Lebensgeschichte, warum sie nun ihrer Traumarbeit nachgeht und wie sich Träume manchmal ändern.
Musilová ist im Herzen von Preßburg/Bratislava geboren und stammt aus einer mehrsprachigen Familie. Die meiste Zeit ihrer Kindheit hat sie im Ausland verbracht, weil ihr Vater als Diplomat gearbeitet hat. Über die Jahre hatte sie immer größeres Interesse an außerirdischem Leben, erzählt Musilová und erinnert sich dabei an zwei besondere Kindheitserlebnisse. Einmal hat sie den ersten slowakischen Astronauten, Ivan Bella, getroffen, ein anderes Mal Eugene Cernan, den Mann, der bis heute der Letzte war, der auf dem Mond war. Dank herausragender akademischer Ergebnisse hat Musilová mehrere Stipendien bekommen: zum Beispiel für das „University College of London“ oder für das „California Institute of Technology“. Diese Gelegenheiten haben es ihr ermöglicht, in die Welt der Astrobiologie einzutauchen. Ihre Forschungsarbeiten führten sie in verschiedene Teile der Welt – nach Grönland, Spitzbergen oder Japan etwa.
Als Slowakin in der Welt der Astronomie
In der Slowakei sei die Astrobiologie derzeit nicht so stark entwickelt und müsse noch ihren eigenen Weg finden, meint Musilová. Laut ihr sei es nicht immer einfach, als Slowakin bei internationalen Weltraumorganisationen zu arbeiten. Ein Problem sei dabei, dass die Slowakei nicht Mitglied der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ist. Dennoch hat sie es mit Beharrsamkeit zur ESA und zur US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft NASA geschafft. Mit nur 21 Jahren wurde sie Gastforscherin bei der NASA und machte dort gemischte Erfahrungen. So sagte etwa ein Forscher, der für die NASA arbeitete, einmal zu ihr: „Ihre Ideen sind beeindruckend, aber Sie sind keine US-Amerikanerin.“
Nach unterschiedlichen Erfahrungen in der Forschungswelt hat sie sich entschieden, zurück in ihr Heimatland zu gehen, um sich hier der Weltraumwirtschaft zu widmen: „Ich bin in die Slowakei zurückgekommen, um die Situation zu einem Besseren zu wenden.“ Sie wurde Leiterin der Slowakischen Organisation für Raumfahrtaktivitäten und leitete 2017 das Projekt für den ersten slowakischen Satelliten „SKCube“. Inzwischen gibt es mehrere slowakische Raumfahrtunternehmen und seit 2022 ist die Slowakei auch ein europäischer Kooperationsstaat der ESA.
Die größten Weltraumorganisationen und dann?
Laut Musilová seien NASA und ESA ähnlich und dennoch unterschiedlich. Der größte Unterschied sei die weite Vielfalt bei der ESA, die bei der NASA nicht existiere. Das größte gemeinsame Problem sei für sie die Bürokratie. Es dauere immer lange, Entscheidungen zu treffen, und deswegen scheinen Weltraumunternehmen schneller Entdeckungen zu machen. Darüber hinaus hat sie mehrere Male negative Erfahrungen als Frau in diesem Arbeitsfeld erlebt. „Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nicht ernst genommen wurde, auch wenn ich viel besser als meine männlichen Kollegen war.“ Laut ihr seien ihr auch manche Chancen von ihrem Vorgesetzten weggenommen worden.
Eine Mission hat Musilová sogar bis nach Hawaii geführt. Dort hat sie für sieben Jahre als Leiterin der simulierten Mars- und Mond-Expeditionen gearbeitet. Vor zwei Jahren hat sie schließlich einen neuen Weg eingeschlagen: Sie hat eine slowakisch-US-amerikanische Nichtregierungsorganisation gegründet und das Projekt „Astro Seven Summit“ ins Leben gerufen. Dabei besteigt sie mit ihren Kollegen die sieben höchsten Berge aller Kontinente, um dort das Leben unter extremen Bedingungen sowie die Auswirkungen des Klimawandels zu beobachten. Außerdem ermöglicht ihr die NGO Bildungsprogramme durchzuführen. Darüber hinaus dreht sie Dokumentarfilme über alle Expeditionen. Diese neue Erfahrung gefalle ihr – jetzt mache sie, was sie wolle.
Was sie aus ihrem beruflichen Werdegang gelernt hat
Auch wenn sich ihr Traum vom Astronautin-Sein nicht erfüllt hat, sei sie trotzdem zufrieden mit ihrem Berufsweg. Über die Jahre sei sie aufgewacht und habe gelernt, realistischer zu sein. Der jüngeren Generation wolle sie mit auf den Weg geben, dass „sie nicht auf ihre Träume verzichten sollen, sondern sie verfolgen, auch wenn sie sich über die Jahre ändern können.“
Camille Catherine