Kirche in Durlsdorf

Deutscher Gottesdienst in der evangelischen Kirche Durlsdorf

Am Sonntag, den 4. November 2018, trafen sich die Mitglieder der OG des KDVs in Poprad/Deutschendorf sowie Herr Szutor mit Familie und weitere Gäste zu einem Gottesdienst in deutscher Sprache zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen und bedeutenden Pfarrer, die in Durlsdorf/Tvarožná gelebt und gewirkt haben.

Die meisten waren das erste Mal in dieser Kirche und sahen, wie stark diese beschädigt ist. Den Gottesdienst hielt für uns in deutscher Sprache der Pfarrer aus Svit, Daniel Midriak. Im Rahmen des Gottesdienstes wurden die Anwesenden in Kürze auch mit der Geschichte von Durlsdorf und der evangelischen Kirche vertraut gemacht.

Durlsdorf wurde durch deutsche Siedler gegen Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1268. Ab 1271 gehörte Durlsdorf der Gemeinschaft der Zipser Sachsen an und ihr Pfarrer gehörte zu der Bruderschaft der XXIV königlichen Pfarrer. Jährlich wurden Richter und der Stadtrat gewählt. Die Bewohner hatten fast alle Rechte der königlichen Freistädte. Die Reformation wurde in Durlsdorf 1556 bis 1560 eingeführt.

Die evangelische Kirche in Durlsdorf

Für die Evangelischen ein wichtiges Datum war das Jahr 1613. In Durlsdorf wurden in diesem Jahr die Vorbesprechungen für die Synode, die dann 1614 in Kirchdrauf stattfand, durchgeführt. Ab dieser Synode wurde die Durlsdorfer evangelische Kirchengemeinde in das Seniorat der 13 Zipser Städte eingegliedert im Rahmen der Zipser-Scharoscher Superintendenz.

Es wird berichtet, dass die Protestanten zwei Holzkirchen errichteten. Bereits 1694 erbauten die evangelischen Bewohner mit Erlaubnis von Stanislav Lubomirsky eine Holzkirche. Der Ort wurde „Heiliger Grund“ genannt. Pfarrer Andreas Grosz baute 1758 an anderer Stelle eine neue Holzkirche in Gestalt eines griechischen, gleichschenkligen Kreuzes, die aber bei einem Brand von 1775 völlig abbrannte. Bereits 1771 beantragte die Gemeinde den Bau einer Steinkirche. 1776 erhielt sie die Baugenehmigung und bis 1778 wurde die heute noch bestehende Steinkirche errichtet. Sie wurde nach den Plänen des Poprader Architekten Friedrich Müllendorf im klassizistischen Stil durch den Neudorfer Maurermeister Bartel erbaut. Die Kirche erwies sich aber als zu klein und sie wurde um ein Gewölbe erweitert. Der erste Gottesdienst fand am 4. April 1783 statt. Gemeinsam mit der Kirche wurden auch eine evangelische Pfarrei und eine Schule erbaut.

Deutsche Bevölkerung in Durlsdorf

Wie verwurzelt der evangelische Glaube in Durlsdorf war, zeigt die für den kleinen Ort große Zahl evangelischer Pfarrer, die hier geboren wurden.

Als sich die Rote Armee der Zips näherte, begann die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung. Diese begann in Durlsdorf im September 1944 und der Höhepunkt war vom 25. November bis 1. Dezember 1944. Danach verblieben in Durlsdorf 48 verlasse Häuser. In Durlsdorf  blieb nur Pfarrer Mayerhöfer, er wurde verhaftet und in das sowjetische Arbeitslager in Grusov im Kaukasus gebracht. Er starb in diesem Lager um den 25. April 1945.

In der Gemeinde blieben keine evangelischen Einwohner und die Kirche verfiel immer mehr. Ihre Ausstattung wurde geplündert, beziehungsweise verwüstet.

Am 19. Juli 1998 wurde anlässlich des 220. Jahrestages der Einweihung der evangelischen Kirche ein Gottesdienst mit dem Bischof des Ostdistrikts Ján Midriak sowie dem Senior des Tatra-Seniorats Branislav Matejka und acht Pfarrern gefeiert. Die musikalische Gestaltung übernahm der Posaunenchor aus Einsiedel, da es ja keine Orgel mehr gibt. Es waren auch Gäste aus Deutschland dabei.

Heute, 20 Jahre später, feierte der Sohn des schon verstorbenen Bischofs Ján Midrak, Pfarrer Daniel Midriak, mit uns in deutscher Sprache den Gottesdienst in dieser Kirche.

An der Tafel der bedeutenden Pfarrer aus Durlsdorf finden wir folgende Namen: Andreas Grosz (er baute das neue Durlsdorf auf, errichtete zwei Holzkirchen und eine evangelische Steinkirche), Johann Brosz (bedeutender Naturforscher und Mathematiker, der dem englischen Naturforscher Robert Towson bei der Höhenvermessung der Hohen Tatra half), Daniel Honétzy (bedeutender Historiker,der mit seiner Frau den Einwohnern half, als in Durlsdorf die Cholera ausbrach und 1856 selbst an dieser Krankheit starb), Mathias Danielis (Gründer von Bildungsverbänden und einem Chor in Durlsdorf, gründete auch den Posaunenchor in Einsiedel) und Arpád Ernst Mayerhöffer (Dichter und Märtyrer, dessen Namen auch der Bürgerbund der Evangelischen in Durlsdorf trägt).

Zugleich erinnerten wir uns an die erste schriftliche Erwähnung von Durlsdorf vor 750 Jahren, 243 Jahre seit dem Neuaufbau von Durlsdorf, 240 Jahre seit der Einweihung der Kirche und den Reformationstag.

Nach dem Gottesdienst saßen wir noch ein bisschen im Pfarrhaus und verarbeiteten gemeinsam unsere Eindrücke von diesem Nachmittag.

FK