Deutschland schützt den Luftraum über der Slowakei

Deutschland schützt den Luftraum über der Slowakei

Aufgrund der Entwicklung in der Ukraine nach dem Angriff der Russischen Föderation am 24. Februar 2022 entschied die Führung der NATO, defensive Maßnahmen in Ost-, Zentral- und Südosteuropa unter dem Begriff „verstärkte Wachsamkeits-Aktivitäten“ (enhanced Vigilance Activities – eVA) zu verstärken. Hierzu zählt unter anderem die Aufstellung multinationaler Kampfverbände in NATO-Ländern in Zentral- und Südosteuropa.

Der deutsche Beitrag umfasste seit März 2022 die Aufstellung der deutschen Flugabwehrraketengruppe PATRIOT als Teil einer deutsch-niederländischen Air and Missile Defence Taskforce in der integrierten NATO-Luftverteidigung. Teile des Raketenfliegerabwehrgeschwaders 1 in Husum auf der Luftwaffenbasis in Sliač in der Slowakei wurden bis zum 14. Juni 2023 in die Bundesrepublik rückverlegt oder nach Polen und Litauen verlegt. Die Luftverteidigung der Slowakei wurde von Einheiten der italienischen Streitkräfte übernommen.

Seit dem 2. September 2023 beteiligt sich die deutsche Luftwaffe am Schutz des Luftraums der Slowakischen Republik. Als Teil des Integrierten Luft- und Raketenabwehrsystems der NATO (NATINAMDS) wird zu diesem Zweck die Alarmrotte, zwei Mehrzweckkampflugzeuge Eurofighter EF2000 des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 vom Stützpunkt Neuburg an der Donau in Bayern, eingesetzt. Deutschland stärkt damit den Schutz des NATO-Ostflügels und ermöglicht gleichzeitig eine Intensivierung der Ausbildung slowakischer Fluglotsen für das bodengesteuerte Abfangen von Luftzielen.

Der Luftraum der Slowakischen Republik wurde ab dem 1. September 2022 vorübergehend mit Kampfflugzeugen SAAB JAS 39 Gripen der Luftstreitkräfte der Tschechischen Republik und Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon der Luftstreitkräfte Polens überwacht. Ab dem 1. Juli 2023 wurde die Überwachung auch von ungarischen Flugzeugen JAS 39C durchgeführt. Dies geschah, nachdem die Slowakische Republik am 9. September 2022 den Betrieb ihrer MiG-29-Jagdflugzeuge eingestellt und diese im März 2023 an die Ukraine übergeben hatte.

Die ersten Demonstrationsflüge von deutschen Eurofighter-Flugzeugen fanden am Wochenende des 2. und 3. September 2023 statt. Nach dem Start vom Mutterstützpunkt Neuburg flogen sie in den Luftraum über dem Riesengebirge und dem Adlergebirge in der Tschechischen Republik, wo sie Treibstoff aus einem Airbus A400M Atlas-Tankflugzeug übernahmen. Anschließend ging es weiter in den Luftraum der Slowakei, wo sie das Programm des Internationalen Luftfahrttages SIAF 2023 auf dem Stützpunkt Kuchyňa ergänzten. Anschließend kehrten sie über Tschechien zurück zu ihrem Heimatstützpunkt. Dies geschah, um die Neutralität Österreichs nicht zu verletzen. Deutsche Flugzeuge sollen bis zum 22. Dezember 2023 Luftraumüberwachungsaufgaben über der Slowakei erfüllen.

Über das Kampfflugzeug

Der Eurofighter ist ein zweimotoriges Mehrzweckkampfflugzeug, das von der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH, einem Konsortium aus Airbus, BAE Systems und Leonardo gebaut wird. Das Projekt wird von der NATO Eurofighter and Tornado Management Agency verwaltet. An der Produktion der Flugzeuge sind europaweit 400 Subunternehmer beteiligt, und im gesamten Projekt wurden über 100.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die Entwicklung des Flugzeugs begann 1983, als Italien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien das FEFA-Programm (Future European Fighter Aircraft) starteten. Frankreich schied 1985 aus. Der Erstflug des Eurofighter-Prototyps fand am 27. März 1994 in Bayern statt. Am 2. September 1998 erhielt das Flugzeug den Namen Typhoon. In Deutschland und Österreich wird es als EF2000 bezeichnet. Der erste serienmäßig hergestellte Eurofighter wurde am 13. Juni 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt und am 4. August desselben Jahres bei der deutschen Luftwaffe in Dienst gestellt.

Bis August 2023 wurden fast 600 Flugzeuge dieser Art gebaut und weitere 100 Stück sind bestellt. Nutzer der Maschine sind die Luftstreitkräfte von fünf europäischen Ländern – Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich und Spanien – sowie von vier arabischen Golfstaaten – Katar, Kuwait, Oman und Saudi-Arabien. Das Flugzeug wird als einsitziges Mehrzweckkampfflugzeug und als doppelsitziges Ausbildungsflugzeug produziert. Es ist mit einer 27 mm Bordkanone bewaffnet und kann 7,5 Tonnen Waffenzuladung tragen. Bei einer Leermasse von rund 11 Tonnen und einer Startmasse von bis zu 24 Tonnen erreicht es eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,2 (1432 km/h) in Bodenhöhe und Mach 2,35, was knapp 2500 km/h entspricht.

Msc. Martin Stolár, RNDr. Michael J. Stolár