Martin Surman Majeczki

„Die Sprache ist ein riesiger Schatz“

Martin Surman-Majeczki ist stellvertretender Vorsitzender der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, der landesweiten Jugendorganisation der ungarndeutschen Jugend. Seit 2014 vertritt er auch die deutsche Selbstverwaltung des Komitates Pesth. Als er gewählt wurde, war er gerade einmal 18 Jahren alt und ist somit der jüngste gewählte Vertreter der Ungarndeutschen. Im Gespräch mit dem Karpatenblatt verrät er, wie es um die ungarndeutsche Jugend bestellt ist.

Karpatenblatt: Wie lange engagierst du dich denn schon für die ungarndeutsche Jugend?

Martin Surman-Majeczki: Ich bin in einem kleinen ungarndeutschen Ort in Mittelungarn aufgewachsen. So habe ich viele Traditionen schon als Kind mitbekommen und miterlebt. Mein Engagement fing am Ende der Grundschule in Hartian (ungarisch Újhatyán) an, aber intensiver wurde es dann am Deutschen Nationalitätengymnasium Budapest. Da habe ich bemerkt, dass nicht alle ungarndeutschen Jugendlichen so eine starke Identität haben wie ich. Man sollte sich aber dafür einsetzen, dass unsere Volksgruppe eine Zukunft hat. Ich habe damals einen Freiwilligendienst bei der örtlichen deutschen Selbstverwaltung absolviert und so hat es dann begonnen.

Was war dann der erste Schritt?

Wir haben mit einigen begeisterten Jugendlichen den Freundeskreis Schwäbischer Jugendlicher in Hartian gegründet. Seitdem sind wir eine der aktivsten Jugendlichen der landesweiten Organisation.

Martin Surman Majeczki
Martin Surman-Majeczki ist der stellvertretende Vorsitzende der Gemeinschaft der Ungarndeutschen Jugend.

Warum ist das eine schwäbische Organisation?

Die meisten Ungarndeutschen sind nicht richtige Schwaben, sondern kamen im 18. Jahrhundert aus verschiedenen Teilen Deutschlands nach Ungarn. Bei meiner Familienforschung habe ich herausgefunden, dass die Mehrheit der ungarndeutschen Hartianer aus Schwaben stammt, aus kleineren Ortschaften zwischen Dillingen an der Donau und Donauwörth im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben.

Hat der Schwäbische Freundeskreis auch Kontakte zu den Schwaben in Deutschland?

Ja, wir waren im Sommer auch in Schwaben. Tapfheim ist unsere Partnerstadt und wir haben sehr guten Kontakt zu der dortigen Jugend. Es ist wie ein Austausch, wir haben auch bei den dortigen Jugendlichen übernachtet. Wir haben auch das Donauschwäbische Kulturmuseum in Ulm besichtigt. Für mich war es beeindruckend, als ich auf einer Ulmer Schachtel fahren durfte. Es ist auch immer ein Erlebnis über die Friedhöfe zu spazieren und auf den Grabsteinen die gleichen Familiennamen zu lesen wie daheim.

Was macht denn die Ungarndeutsche Jugendorganisation, um die jungen Leute in ihrer Identität zu stärken?

In den alljährlichen Programmen wollen wir erreichen, dass die Jugendlichen einander kennenlernen. Wir versuchen immer mehr junge Leute aus mehreren Landesteilen zusammenzubringen. Wir haben zum Beispiel eine Vorsilvester-Feier, das ist der größte Jugend-Schwaben-Ball in Ungarn. Auch das Fußballturnier ist eine große Veranstaltung. Ich bin aber mehr für die kleineren Programme, an denen man sich mit anderen Jugendlichen austauschen kann. Ich organisiere zum Beispiel grenzüberschreitende Projekte. Wir hatten etwa eine grenzüberschreitende Fahrradtour rund um den Neusiedler See und Ende des vergangenen Jahres haben wir die Karpatendeutsche Jugend in Kaschau besucht.

Wie sah die Zusammenarbeit mit den Karpatendeutschen bislang aus?

Wir hatten bislang kaum Kontakte mit dem karpatendeutschen Jugendverein, meine Generation zumindest. Aber das ändert sich jetzt. Wir haben mit Patrik Lompart lange Gespräche geführt, wie wir das ändern können. Ich habe die KDJ auch nach Ungarn eingeladen und wir haben überlegt, dass wir in diesem Jahr etwas gemeinsam unternehmen könnten.

Martin Surman Majeczki
Beim Besuch im Haus der Begegnung der Karpatendeutschen in Kaschau

Wie sieht es mit der deutschen Sprache in Ungarn aus?

In Ungarn ist die Situation der deutschen Sprache immer schwieriger. Es hängt aber von der jeweiligen Region ab, ob beispielsweise die Mundart weitergegeben wird. Einige junge Menschen beherrschen noch die Mundart, sie sind dann meist aus Südungarn. Für uns, die in der Nähe der Hauptstadt leben, gab es praktisch keine Möglichkeit mehr, die Mundart zu erlernen. Es gibt natürlich einige Redewendungen, die wir im Alltag benutzen. Aber meine Generation musste die Sprache in der Schule wieder erlernen. Ein Problem ist auch, dass die Jugendlichen an den deutschen Schulen, oft nicht den Mut haben, die Sprache im Alltag zu verwenden. Ich denke aber, dass man ihnen durch internationale Begegnungen, zeigen kann, dass die Sprache ein riesiger Schatz ist, den man nicht nur für eine gute Note braucht, sondern durch den man auch andere Vorteile im Leben hat.

Red