Ein feierliches Literaturkränzchen in der Adventszeit
Die Frauen vom Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom haben sich in der stillen Adventszeit bei schönen Gedichten und guten Büchern in unserer Küche getroffen. Wir haben uns entschieden, dass nur vier teilnehmen – wie es die Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie erlaubten.
Begonnen haben wir mit Joseph von Eichendorff und seinem Gedicht „Weihnachten“, wo er einen festlich geschmückten Ort mit weihnachtlichen Lichtern beschreibt. Joseph von Eichendorff war für uns in der Slowakei unbekannt, aber im Haus der Begegnung gibt es eine gute Bücherei, wo wir vieles über ihn erfahren haben. Er ist 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien geboren. Im Jahr 1857 ist er in Neisse in Oberschlesien gestorben.
Er war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Mit etwa fünftausend Vertonungen gehört er zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern und ist auch als Prosadichter bis heute bekannt. Wir kannten seine Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ schon, die als Höhepunkt und zugleich Ausklang der Romantik gilt. Aus der Bücherei haben wir auch die schöne und gefühlvolle Erzählung „Das Schloss Dürande“ gelesen und darüber gesprochen. Diese Erzählung hat der Autor selbst als sein bestes Werk bezeichnet. Seine Gedichte gehören zu den schönsten Gedichten der deutschen Sprache.
Gefühlvolles Eichendorff-Gedicht
Eine Bereicherung für uns war die Fernsehsendung „Ich trage einen großen Namen“ im SWR. Dort war am 15. November 2020 Georg Freiherr von Eichendorff, Graf Strachwitz, der dreifache Urenkel dieses großen deutschen Romantikers, zu Gast. Joseph von Eichendorff war ein Heimatdichter, der seine Heimat geliebt hat, aber er musste sie verlassen. Der Gast erzählt: „Die Familie fährt mit mehreren jungen Leuten jedes Jahr auf den Spuren des großen Dichters nach Lubowitz in Polen. Sie lesen seine Gedichte und sorgen dafür, dass er nicht in Vergessenheit gerät.“
Zum Abschluss dieser Reise wird immer das Lied „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ gesungen. Dieses gefühlvolle Gedicht haben wir bei unserem Literaturkränzchen auch gelesen. Man sagt, dass Poesie und Literatur eine magische Kraft haben, die einem hilft sich über Wasser zu halten. Bei den Gedichten von Joseph von Eichendorff gilt das auf jeden Fall.
Geschichten, die glücklich machen
Für unseren feierlichen Nachmittag haben wir auch das Buch „Geschichten, die glücklich machen“ ausgewählt. Es ist von Clara Paul und wurde im Insel Verlag Berlin 2000 herausgegeben. Es ist schon die 16. Auflage. Auf der Rückseite des Buches steht: „Was macht uns glücklich? Glücklich macht, wenn wir der schlechten Laune ein Schnippchen schlagen, dem Trübsinn die lange Nase zeigen oder ein Unglück abwenden konnten. (…) Wenn auf einmal so ein Tag ist, an dem man die ganze Welt umarmen könnte.“
Von den schönsten Momenten des Glücks erzählen diese Geschichten, die bekannte aber auch unbekannte Autoren geschrieben haben. Auf der Seite 209 steht von Bertolt Brecht (1898 – 1956) „Das Paket des lieben Gottes“. Es ist eine Weihnachtsgeschichte, eine schöne Erinnerung an den Weihnachtsabend 1908 in Chicago.
Die Leute vom Marienmoor
Für unseren Literaturnachmittag haben wir auch wieder Hans Ernst (1904 – 1984) ausgewählt, der in München geboren wurde. Durch einen glücklichen Zufall verschlug es ihn bereits in früher Jugend aufs Land. Hier verdiente er sich sein erstes Geld als Knecht, versuchte dann sein Glück als Schauspieler und schließlich als Schriftsteller. Er verfasste insgesamt 116 Romane, die die Alpenregion zum Schauplatz handlungsstarker Dorfgeschichten machen. Hans Ernst war ein stets heiterer und ausgeglichener Mensch, dem die Natur, seine bayerische Heimat, sowie seine Familie über alles gingen.
Diesmal haben wir sein Buch „Die Leute vom Marienmoor“ gelesen und darüber gesprochen. Die Bewohner des kleinen Städtchens Rafenstein versuchen mit allen Mitteln, den Neusiedlern im Marienmoor das Leben schwer zu machen. Doch die neuen Nachbarn lassen sich nicht beirren. Als einige angesehene Einheimische sich tatkräftig für sie einsetzen, bricht schließlich das Eis. Die jungen Leute freundeten sich an und mit der Zeit dachte niemand mehr in Rafenstein daran, dass vor ein paar Jahren da drüben noch nichts war als Sumpf und Moor.
Auf den Spuren von Vincent van Gogh
Dem niederländischen Maler und Zeichner Vincent van Gogh (1853 – 1890) haben wir uns auch nochmal gewidmet. Die Lehrerin Mgr. Rose Wencel hat ihr Fotoalbum mitgebracht, mit den Fotos begaben wir uns auf die Spuren von Vincent van Gogh. Außerdem schauten wir uns ein kurzes Video im Internet an: Es hieß „Ausstellung Vincent van Gogh in Paris“ und war wunderbar. Die Besucher gingen direkt zwischen den beweglichen Bildern. Man hörte Musik, man sah Kornfelder, auf einem großen Bildschirm waren Briefe, die Vincent van Gogh seinem Bruder geschrieben hat. Man sah Vasen voller Blumen, blühende Bäume, Autoporträts von Vincent van Gogh und die weltbekannten Sonnenblumen.
Eines der bekanntesten Bilder von Vincent van Gogh sind die Sonnenblumen in der Vase. Zwei Jahre vor seinem Tod schrieb er: „Am liebsten würde ich mein Atelier mit einem halben Dutzend Sonnenblumen dekorieren – die Sonnenblumen sind eine Kostbarkeit, die mit ihrer Klarheit, mit ihrer Reinheit auf dem verschiedensten Hintergrund strahlt.“
Ilse Stupák