Ein feierliches Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz
Es war ein schöner sonniger Nachmittag, den wir mit guten Büchern und wertvollen Gedichten ausgefüllt haben. Ein gemütliches Beisammensein haben wir uns bei unserem Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom geschenkt.
Unser Motto für diesen Nachmittag war: „Lassen wir die Blumen sprechen.“ Dazu haben wir wieder das Buch „Es flüstern und sprechen die Blumen: Eine Blütenlese in Bild und Gedicht“ in die Hände genommen. Daraus haben wir das Gedicht „Anemonen“ von Friedrich Georg Jünger (1898-1977) gelesen.
Das Buschwindröschen – Anemone nemorosa – haben die Schweizer Gärtnereien zur Pflanze des Jahres 2023 gewählt, haben wir im Internet gelesen. Als Begründung hieß es: „Diese attraktiven Pflanzen begleiten uns nicht nur das ganze Gartenjahr, sondern sie leisten als Bienenweiden auch für unsere Insekten ihren wertvollen Beitrag. Bereits früh kündet das Buschwindröschen den Frühling an.“ Wir haben bei unserem Treffen noch ein weiteres Blütengedicht gelesen: „Flieder“ von Karl Kraus (1874-1936). Zu jedem Gedicht ist eine Blume von einem Künstler gezeichnet. Es ist richtig schön, dieses Buch zu lesen!
Krimi-Autorin Ingrid Noll
Im Programm für unseren literarischen Nachmittag hatten wir auch die gut bekannte Krimi-Autorin Ingrid Noll aus Weinheim. Sie wurde am 29. September 1935 in Shanghai geboren. Ingrid Noll studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Bonn. Sie ist Mutter dreier erwachsener Kinder und vierfache Großmutter. Nachdem die Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt Bestseller wurden. 2005 erhielt Ingrid Noll den Friedrich-Glauser-Ehrenpreis für ihr Gesamtwerk. Wir hatten mit der Autorin auch schon schriftlichen Kontakt. Den ersten Brief von ihr bekamen wir im Januar 2011. Darin steht: „(…) Herzlichen Dank für Ihren Brief und die beiden Zeitungsausschnitte. Natürlich habe ich mich sehr gefreut, dass man auch in anderen Ländern meine Bücher liest.“ Es war für uns eine große Freude, dass wir ihren ersten Roman „Der Hahn ist tot“ mit einer Widmung bekommen haben.
Diesmal haben wir ihr Büchlein „Traum und Leben“ bekommen. Darin zeigt sich Ingrid Noll von ihrer sanften Seite. In dem Buch sind zehn autobiografische Geschichten über das Leben einer Kriminalautorin zu finden. Die Autorin liebt Blumen, schreibt sie in einer der Geschichten in dem Büchlein. Sie legt immer eine schöne Ansichtskarte mit Blumen dazu. Auf einer Karte an uns steht unter anderem: „(…) Ich wünsche Ihnen noch viel Energie für Ihre Projekte, vor allem aber Gesundheit und Lebensfreude. Mit herzlichen Grüßen Ingrid Noll.“
Kreise auf dem Wasser
Auch diesmal haben wir im Programm ein Buch gehabt, das die Frauen schon vorher gelesen haben und uns als ein gutes Buch empfohlen haben. Es geht um den Roman „Kruhy na vode“ (Kreise auf dem Wasser). Geschrieben hat es Mária Slivenská. Auf der Rückseite des Buches steht: „Diesen Roman schrieb das Leben selbst. Im Hintergrund der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit wird das Leben von zwei Eheleuten beschrieben. Sie haben ein Unternehmen aufgebaut, sie verloren alles, aber sie haben wieder ein neues Zuhause geschaffen (…)“ Vieles in diesem Roman hat sich in Göllnitz/Gelnica abgespielt. Bei einem Feuerwehrball lernten sich zwei junge Leute, Maria und Andrej, kennen. Die Zeit war nicht leicht, aber mit etwas Glück ist es ihnen gelungen, die Schwierigkeiten zu meistern. Andrej saß gern am Thurzov-See, wo sein Enkelsohn Steinchen ins Wasser geworfen hat. „Schau, Opa, Kreise auf dem Wasser!“ „Das ganze Leben sind nur Kreise!“, sagte Andrej. „Aber schöne Kreise und ein schönes Leben“, sagte das Kind leise.
Blick in die Antike
Bei unserem Literaturkränzchen wollten wir auch über Werke aus der Antike sprechen. Dafür haben wir die Sage von Orpheus und Eurydike aus der griechischen Mythologie ausgewählt. Orpheus und Eurydike ist ein lyrischer Gesang, der in der Seele des Menschen ein angenehmes Wohlbefinden entstehen lässt.
Die erste Woche im Juni kann man noch zu den Pfingstfeiertagen zählen. Die Frauen haben uns auf ihren Handys die Pfingstrosen aus ihren Gärten gezeigt. Die waren herrlich, wundervoll! Wir haben dann auch das Gedicht „Pfingstrose“ von Ferdinand von Saar (1833-1906) gelesen. Es stammt auch aus dem Buch „Es flüstern und sprechen die Blumen.“ Zum Abschluss unseres Literaturkränzchens sangen wir ein paar schöne deutsche Lieder, die von den Frauen von der Singgruppe „Spitzenberg“ ausgewählt wurden. So haben wir feierlich das 24. Lesejahr eröffnet.
Ilse Stupák