Ein Nachmittag mit deutscher Poesie und Prosa in Einsiedel an der Göllnitz
Es war ein sonniger Septembernachmittag in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom. Die Frauen vom Literaturkränzchen hatten sich für einen „Nachmittag mit deutscher Poesie und Prosa“ entschieden, um das 22. Lesejahr mit einem feierlichen Beisammensein zu genießen. Wertvolle Gedichte und gute Bücher bringen Freude und schöne Momente, denn „Jeder Tag trägt ein kleines Glück in sich. Momente, die das Leben hell und schön machen.“
Begonnen haben wir unser Literaturkränzchen mit dem Gedicht „Septembermorgen“ von Eduard Mörike. Dieser wurde 1804 in Ludwigsburg geboren und starb 1875 in Stuttgart. Er war ein deutscher Lyriker, Erzähler und Übersetzer. Er war auch evangelischer Pfarrer. Nach dem Gymnasium in Stuttgart besuchte er das evangelische Seminar Urach. Die wichtigste Etappe seiner Erziehung zum württembergischen Landpfarrer begann für Eduard Mörike mit dem Eintritt in das Tübinger Stift.
Über Eduard Mörike haben wir bei unserem Literaturkränzchen schon öfter gesprochen und wir kennen mehrere Gedichte von ihm. In der SWR-Sendung „Ich trage einen großen Namen“ war Dr. Martin Mörike, ein Nachfahre des Schriftstellers, zu Gast. Er sagte: „Eduard Mörike war ein Spätromantiker, er gehörte zu den Romantikern wie Arnim, Brentano oder Hölderlin. Mörike war aber auch ein Naturlyriker, seine Gedichte werden heute noch vorgetragen.“ Die „Reise nach Prag“ und die „Idylle vom Bodensee“ hatte er als interessant beschrieben. Wir haben bei unserem Treffen einen Auszug aus dem 1. Gesang der „Idylle vom Bodensee“ gelesen.
Patrick Modiano und „Der Horizont“
Für den Nachmittag haben wir auch den Roman „Der Horizont“ von Patrick Modiano auf unserem Programm gehabt. Geboren ist er am 30. Juli 1945 in Boulogne – Billancourt bei Paris. Er ist ein französischer Schriftsteller der Gegenwart und hat rund dreißig Romane geschrieben. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. So erhielt Patrick Modiano etwa 2014 den Nobelpreis für Literatur. Er lebt in Paris.
Sein Roman „Der Horizont“ kam 2013 in München im Carl-Hanser-Verlag heraus. Darin ist auf interessante Weise die Erinnerung des Schriftstellers Jean Bosmans an seine Jugend vor 40 Jahren beschrieben. Während einer Demonstration in Paris der 1960er Jahre trifft er sich in einem Metroeingang zufällig mit Margaret Le Coz. Sie ist in Berlin geboren und arbeitet in Paris. Die beiden werden ein Liebespaar. Der Autor stellt dem Leser die Vergangenheit und die Gegenwart vor. Wir erleben mit den beiden ihre Zeit in Paris und in Berlin. Auf der Rückseite des Buches steht: „Die Geschichte eines jungen Paares während der unruhigen Sechzigerjahre in Paris, ein großer Roman über das Vergehen der Zeit.“
Büchergruß aus Deutschland
Unseren feierlichen Nachmittag hat Dr. Peter Prange aus Tübingen für uns noch feierlicher gemacht. Er hat uns seinen Roman „Eine Familie in Deutschland“ direkt vom S. Fischer-Verlag Frankfurt am Main schicken lassen. Es war eine Karte dazu gelegt, auf der stand: „Mit den besten Empfehlungen des Autors, von den Fischer Verlagen geschickt. Herzlich …“ „Eine Familie in Deutschland“ erfand Dr. Peter Prange im Jahre 2018. Diese Serie beinhaltet zwei Bände: „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“ und den zweiten Band „Am Ende die Hoffnung“, der 2019 erschien. Darin geht es um die Isings, die seit Generationen im Wolfsburger Land im Städtchen Fallersleben leben. Hermann Ising hat für seine Kinder ein neues Haus gebaut, denn es geht aufwärts in Deutschland. Alles verändert sich für die Familie, als der Befehl kam, eine gigantische Automobilfabrik zu bauen. In der Fabrik soll ein Auto für alle Deutschen hergestellt werden – der „Volkswagen“. Die Kinderärztin Charly, die Filmproduzentin Edda, der Autoingenieur Georg und der Parteisoldat Horst müssen sich alle entscheiden: Sollen sie mitmachen und sich beugen oder sich widersetzen? Dr. Peter Prange beschreibt die deutsche Jahrhundert-Tragödie und den Weg einer Familie vom Tag der Machtergreifung der Nazis bis zum Kriegsbeginn. Es ist ein spannendes und unterhaltsames Thema. Es lohnt sich diesen Roman zu lesen.
Zum 120. Todestag von Ada Christen
Es ist gut, dass es das Internet gibt. Und es ist gut, dass es die Buchhandlung Roth in Offenburg gibt, die jede Woche ein neues Gedicht, dessen Autor und interessante Bücher präsentiert. So sind wir auf das Gedicht „Nach dem Regen“ und Ada Christen aufmerksam geworden.
Ada Christen (eigentlich Christi(a)na von Breden) ist 1839 in Wien geboren und 1901 in Inzersdorf gestorben. Sie war eine österreichische Schriftstellerin und Dichterin. Sie wuchs zunächst in Wohlstand und gesicherten Verhältnissen auf. Die Familie wohnte auf dem Alsergrund, einer Vorstadt von Wien. Wegen seiner Beteiligung an der Revolution 1848 wurde der Vater zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, an deren Folgen er später starb.
Die Familie geriet dadurch ins Elend und Ada Christen musste ihren Unterhalt selbst verdienen – zunächst als Blumenmädchen und Näherin, dann als Angehörige eines Wandertheaters. Sie versuchte es auch als Schriftstellerin. 1868 erschien ihr erster Gedichtband „Lieder einer Verlorenen“, weitere Gedichtbände folgten, aber auch Erzählungen, Romane und Dramen. Ab 1874 lieferte sie auch Beiträge für Zeitschriften und Zeitungen. Ada Christen wird auch „Herzpoetin“ genannt. Zum Schluss haben wir das Gedicht „Ein Aufatmen“ vorgetragen. Wir haben uns an ihren 120. Todestag erinnert.
Ilse Stupák