Eine Einladung ans Ende der Welt
Durch Obermetzenseifen kann man nicht hindurch fahren. Man kann hinfahren und dann zurückfahren. Deswegen vermutet man, das sich nicht weit von der Gemeinde das Ende der Welt befindet. Diese Vermutung ist nicht ganz präzise, denn zwischen Obermetzenseifen und dem Ende der Welt steht ein Wald. Hinter diesem Wald steht noch ein Wald. Irgendwo hinter diesem zweiten Wald könnte aber schon das Ende der Welt sein.
Die Obermetzenseifner haben sich vor vier Jahren entschieden, dass sie dieses Ende der Welt ein bisschen verschieben. Warum ich darüber schreibe? Weil bei dieser Entscheidung die Karpatendeutschen aus der Gemeinde die Hauptrolle gespielt haben.
Sie hatten den Plan, den Rand der Welt durch einen Steig zu verrücken – wie Christoph Kolumbus, als er am Ende des 15. Jahrhunderts seine erste Entdeckungsreise nach Westen gemacht hat. Mit dem kleinen Unterschied, dass es in Obermetzenseifen nicht um eine Seereise ging und dass es sich um etwas kleinere Entfernungen handelt.
In der Natur etwas über die Deutschen erfahren
Trotz der sichtbaren Ähnlichkeit mit den Reisen von Kolumbus hat der Steig in Obermetzenseifen ein deutliches Plus. Er dient nämlich auch als Lehrpfad. Abenteurer, die ihn besteigen, können neue Informationen aufnehmen und um neue Kenntnisse reicher zurückkehren. Deswegen führt der Pfad an Orten vorbei, die für die Obermetzenseifner historische Bedeutung haben. Diese Orte hat man von Unkraut und Gestrüpp bereinigt, so dass man nun sieht, wo man steht. Außerdem wurden Tafeln angebracht, auf denen beschrieben ist, warum man da steht.
Selbstverständlich ist die Beschriftung außer in slowakischer auch in deutscher Sprache. An Orten, wie „Bei der Mauer“, „Am alten Radweg“, beim „Sägewerk“, bei der „Alten Mühle“, beim „Hammerwerk“, beim „Mittelalterlichen Stollen“ oder beim „Metzengraben“ kann man einen Eindruck von der Weisheit und Handfertigkeit unserer Vorfahren erhalten und sich ein Bild davon machen, was die Deutschen in dieser Region zu Wirtschaft und Kultur beigetragen haben. Der ganze Pfad läuft durch die bezaubernde Natur im Schatten großer Bäume, die den Besucher im Sommer vor der Hitze schützen.
Gemeinsam Anpacken
So einen rund acht Kilometer langen Pfad muss man aber auch pflegen. Auch wenn sich die meisten Besucher still und scheu wie Wildtiere benehmen, so gibt es doch auch Ausnahmen, die sich wie Menschen verhalten. Sie hinterlassen zum Beispiel deutliche Spuren ihrer Anwesenheit – in Form von Müll. Es ist nötig, diese Spuren zu beseitigen. Außerdem muss man mähen, die Brücken, Treppen und Geländestangen instand halten und eine Menge andere Arbeit um den Pfad leisten. Und damit der Besuch des Lehrpfades für die Besucher ein angenehmes Erlebnis ist, muss man alle diese Arbeiten regelmäßig das ganze Jahr über machen. So was konnte nicht nur auf den Schultern der Ortsgemeinschaft des Karpatendeutschen Vereins lasten.
Zum Glück stehen die Karpatendeutschen in Obermetzenseifen nicht alleine da. Vereine, die in der Gemeinde tätig sind, helfen bei den Pflegearbeiten. Der Jagdverband, der Fischerverein, der Touristenverein, der Moto-Klub, aber auch einzelne Personen übernahmen die Arbeit an einzelnen Abschnitten des Pfades. Die Verantwortung für die Koordination der Freiwilligen und auch für die Finanzierung übernahm die Selbstverwaltung. Dank derer gibt es in den letzten zwei Jahren am Lehrpfad immer etwas Neues. Einmal kommt eine Bank dazu, einmal ein Dächlein, wo man vor dem Regen Unterschlupf findet, einmal eine neue Tafel mit Informationen. So findet auch der Besucher, der schon einmal über den Lehrpfad marschiert ist, beim nächsten Besuch immer etwas Neues.
Ein Pfad entfaltet sich
Einen großen Sprung in der Entwicklung der Infrastruktur des Pfades hat man in diesem Jahr gemacht. Dank zweier Dinge. Das eine ist die Replik eines mittelalterlichen Schmelzofens, den Peter Drab am Pfad aufgebaut hat. Ganz freiwillig, ohne Anspruch auf irgendeine Belohnung. Er hat selbst auch die Funktion des Ofens vorgeführt und vor den Augen der Zuschauer aus Eisenerz Roheisen geschmolzen. Da bleibt nur eines zu sagen: Dankeschön!
Der zweite Impuls war, dass die Selbstverwaltung in diesem Jahr von der Stiftung „Nadácia Slovenskej Sporiteľne“ eine finanzielle Unterstützung für den Lehrpfad bekommen hat. So haben die Besucher des Lehrpfades nun zum Beispiel Fahrradständer, Wegweiser, neue Tafeln, zwei Altane und weitere Elemente bekommen, die den Besuch des Pfades angenehmer machen, mehr und bessere Informationen liefern und bei der Orientierung helfen.
Mit öffentlichen Geldern wurde außerdem die Herausgabe einer Broschüre finanziert. Die informiert über Obermetzenseifen allgemein, aber auch über den Lehrpfad.
Einladung nach Obermetzenseifen
Die Ideen, wie man den Pfad attraktiver und informationsreicher gestalten kann, sind noch lange nicht am Ende. Schon heute spricht man über neue Elemente, die den Besuchern das Leben, das Geschick, den Verstand und den Fleiß unserer Vorfahren noch besser vermitteln.
Der Lehrpfad hat außerdem seinen Schutzengel. Julius Fabian ist täglich dabei und kümmert sich, dass am Pfad alles in Ordnung ist. Er hat immer neue Ideen, wie man das Werk noch ein bisschen attraktiver machen kann. Auch ihm sollte man bei dieser Gelegenheit Danke sagen.
Seid ihr schon neugierig? Dann kommt nach Obermetzenseifen und lasst euch über den Pfad an Orte, die viel Geschichte und auch ein bisschen Nostalgie ausstrahlen, führen. Alles in den Armen der bezauberten Natur. Bei uns könnt ihr ein paar Momente lang alle Probleme der Welt vergessen und eine Menge Energie für viele Tage schöpfen. Bei den Obermetzenseifnern seid ihr immer herzlich willkommen.
Jozef Schmiedl