Familiennamen in der Slowakei (5. Teil)
Im 18. Jahrhundert kam eine ethnische Gruppe in das Gebiet der heutigen Westslowakei, der auch heute noch einige Bewohner des Landes ihren deutschen Nachnamen verdanken: die Holzhacker.
Die Einwanderung der Holzhacker hängt mit dem Einwanderungspatent von Kaiser Jozef II. aus dem Jahr 1782 zusammen. Es mangelte in mehreren Bereichen an Fachleuten, auch in der Forstwirtschaft. Dies war bei der Adelsfamilie Pálffy und ihren ausgedehnten Wäldern der Fall. Die ethnische Gruppe der Holzhacker wurde von den Pálffys mit dem Ziel eingeladen, die Forstwirtschaft anzukurbeln, Wälder zu erneuern, Ordnung in der Verwaltung zu machen. Die Holzhacker kamen auf das Gebiet der heutigen Westslowakei aus den Alpenländern (zum Beispiel aus Tirol und der Steiermark, Salzburg, Graz, Bayern, Schlesien). Sie brachten neue, fortschrittliche Technologien und Werkzeuge mit. Die Holzhacker-Familien lebten zerstreut, vorwiegend in den Wäldern der Kleinen Karpaten. Beruflich waren sie Heger (Waldhüter), Holzhacker, Holzfäller, Kohler.
Bedeutung der Bezeichung Huncokári
In der slowakischen Sprache entwickelte sich für die Holzhacker die Bezeichnung „Huncokári“, was von Holzhacker beziehungsweise Holzfäller abgeleitet wurde. In ihrem Dialekt klangen diese Berufe wie „Hulc hoka“, „Hulzok“, „Hulzokr“. Sie selbst nannten sich „Waldleute“. Sie setzten in ihrer eigenen Lebensweise fort, pflegten auch ihre Sprache, Küche und Kultur. Sie feierten ihre eigenen Feste. Die größten Gemeinschaften der Holzhacker aus den Grenzgebieten Deutschlands und Österreichs lebten in der Nähe von Bösing/Pezinok, Modern/Modra, Schattmannsdorf/Častá und Malatzka/Malacky. Sie arbeiteten auf den Herrschaftsgütern der Pálffys, mit denen sie spezifische, ausgezeichnete Beziehungen hatten. Die Deutschen wurden vor den Slowaken bevorzugt, ihre Arbeitgeber kannten sie als qualifizierte Arbeiter, sie waren bescheiden, prinzipienfest, lustig und freundlich. Die Waldleute bilden eine große Familie. Die Holzhacker isolierten sich zuerst von der Umgebung, aber später assimilierten sie sich schrittweise.
Hier finden Sie ausgewählte Familiennamen der Holzhacker und ihre Bedeutung:
Eckhardt. Ein aus Rufnamen entstandener Familienname.
Fraas. Übernamen für Wörter, die über diese Bedeutungen verfügten: Fresser, Vielfraß, Nimmersatt, Schlemmer.
Graus. Dieser Familienname entstand als abfälliger Übername für einen furchterregenden Menschen, es bedeutete Grausen, Schrecken.
Grosshappel. Zusammensetzung aus „Gross“ und „Happel“. Bei „Gross“ handelt es sich um einen Übernamen, was groß, dick, angesehen, vornehm bedeutet. In der Zusammensetzung kann dieses Wort auch auf Reichtum und Ansehen des ersten Namensträgers hinweisen. Happel sollte auf den Rufnamen hinweisen.
(Ge)Schwandner. 1 Eine Erklärung ist, dass Schwandner ein Herkunftsname zu dem Ortsnamen Schwanden (Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Schweiz) ist. 2 Eine andere, dass er von Schwand durch Suffix -ner abgeleitet wurde. 3 Es könnte sich auch um einen Herkunftsnamen zu dem häufigen Ortsnamen Schwand handeln. 4 Es könnte auch ein Wohnstättenname sein, was mit dem Ausroden des Waldes, einer gerodeten Stelle zusammenhängt. Es liegt eine Form mit Ge- vor, diese Form dient als Name für einen Platz, an dem gerodet wird.
(G)Schill. Der Stamm Schill steht entweder für 1 Herkunftsname zu dem gleichlautenden Ortsnamen (Schlesien) oder es geht um 2 Übernamen (in der Bedeutung von schief, krumm, schielend).
Hirner. Die Form Hirner sollte eine Form mit Suffix -er sein. Hirn stützt sich auf den Übernamen (Bedeutung von Hirn, Verstand). Hirner ist 1 ein schwäbisch-bayerischer Übername (für nachdenken, sich besinnen). 2 Oder ein Herkunftsname zu den Ortsnamen Hirn (Allgäu) oder Hürnheim (Schwaben).
Kern. Kern ist entweder 1 ein Berufsübername für einen Bauern oder 2 Übername für einen tüchtigen Menschen, in der bildlichen Bedeutung – wesentlicher Gehalt, Hauptsache, das Beste.
Leitner. Es handelt sich um einen 1 Wohnstättennamen für jemanden, der an einem Hang wohnte oder um 2 einen Herkunftsnamen zu den Siedlungsnamen Leiten, Leithen (Bayern, Österreich), Leiten (Tschechien) oder Leuthen (Bayern, h. Polen).
Nagl. Nagl ist eine bayerisch-österreichische Schreibweise von Nagel, was z. B. 1 einen Berufsübernamen für den Nagelschmied darstellte. 2 Möglicherweise Übername für einen überheblichen Menschen.
Reisenauer. Herkunftsname von Reisenau in Österreich, in der Nähe von Salzburg.
Schön. Der Ursprung dieses Familiennamens versteckt sich in Wörtern, die für herrlich, glänzend, hell, weiß, fein stehen.
Stieglitz. Dieser Familienname entstand entweder als 1 ein Berufsübername oder 2 ein Übername. Es handelt sich um eine Entlehnung aus dem Slawischen, dieses Wort bezeichnete 1 den Vogelhändler oder 2 einen fröhlichen, auch einen bunt gekleideten Menschen.
Wagner. Berufsname für den Wagner, Wagenmacher.
Weber. Berufsname, verwendet für die Woll-, Leinen- und Barchentweber.
Wolfsberger. Der Familienname kann sich auf den Siedlungsnamen Wolfsberg (Bayern, Österreich) beziehen.
Weitere Familiennamen, die typisch für Holzhacker sind: Aschenschwandtner, Groff, Gruber, Hartinger, Kindl, Kittner, Mayerhoffer, Nietschneider, Reisinger, Sandtner, Steiner, Steinhauser, Tanglmayer, Trautenberger und viel mehr.
HORVÁTHOVÁ, Margaréta. Nemci na Slovensku: Etnokultúrne tradície z aspektu osídlenia, remesiel a odievania. Dunajská Streda: Lilium Aurum, 2002. 123 S. ISBN 80-8062-152-7.
TAČOVSKÝ, Ladislav. Kronika rodu Hirner na pozadí huncokárskej histórie. Trenčín: Agentúra Pardon TN s.r.o., 2013. 132 S. ISBN 978-80-971217-1-6.
ŠIKULOVÁ PETRAKOVIČOVÁ, Agáta – SLOBODOVÁ NOVÁKOVÁ Katarína. Die Wälder von Modra und ihre Geschichte. Modra: Stadt Modra, 2020. 185 S. ISBN 978-80-570-2086-8.
BERANEK, Franz, J. Deutsche Holzhacker in den Kleinen Karpaten. In Neues Pressburger Tagblatt, 1930. S. 3 – 4.
GOTTSCHALD, Max. Deutsche Namenkunde: Unsere Familiennamen. Mit e. Einf. In d. Familiennamenkunde von Rudolf Schützeichel. – 5. verb. Auflage. Berlin – New York: Walter de Gruyter, 1982. ISBN 3-11-008618-2.
KOHLHEIM, Rosa – KOHLHEIM, Volker. Lexikon der Familiennamen: Herkunft und Bedeutung von 20 000 Nachnamen. Mannheim – Leipzig – Wien – Zürich: Duden Verlag, 2008. 719 S. ISBN 978-3-411-73111-4.
Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) [online]. © Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. [25.3.2021] Verfügbar unter: https://www.namenforschung.net/