Gedenken an den ersten Transport vor 80 Jahren
Am 25. März 1942 stiegen fast eintausend jüdische Frauen und Mädchen in Deutschendorf/Poprad in einen Viehwagon. Sie trugen ihre besten Kleider und in der Illusion eines Abenteuers fuhren sie in die Welt. Laut eines damaligen Gesetzes mussten sie sich „zur Arbeit“ melden. Sie glaubten daran, dass sie drei Monate in einer Fabrik arbeiten werden und dann zurück nach Hause kommen. Die Wirklichkeit war aber eine andere. Der Zug, der um 20.20 Uhr Deutschendorf verließ, kam tags darauf im Konzentrationslager Auschwitz an, wo die Hölle auf Erden begann. Wir Schüler der Hotelfachschule in der Hohen Tatra (SOŠ Vysoké Tatry) haben am 23. März 2022 in den Räumen des Podtatranske múzeum des 80. Jahrestages dieses traurigen Ereignisses gedacht.
Mit unserem Lehrer Vladimír Andraš haben wir Ausschnitte aus den Studentenarbeiten unserer Vorfahren gelesen und an Edita Grosmanová, geborene Friedmannová (1924-2020) gedacht, die im ersten Transport war. Durch die Erinnerungen der Überlebenden haben wir die Geschichten der lange vergessenen jüdischen Familien aus Poprad erlebt, wo während der Tschechoslowakischen Republik Slowaken, Deutsche, Ungarn, Katholiken, Protestanten, Juden Seite an Seite freundschaftlich lebten, ohne nach Herkunft oder Religionszugehörigkeit zu unterscheiden. Wir haben auch der Deutschendorfer Mädchen gedacht, die im ersten Transport waren. Wir haben viele Informationen über das Zentrum in Deutschendorf erfahren, das von März bis Oktober 1942 fast 10.000 Menschen durchliefen.
Mit einem Besuch haben uns auch hohe Gäste beehrt, Vertreter der jüdischen Religionsgemeinde aus Eperies/Prešov (ŽNO PO): die Vorsitzende Ing. Margita Eckhausová sowie der Sekretär PaedDr. Peter Chudý, der mit uns traurige Erinnerungen teilte. Von seiner Familie starben 16 Mitglieder in Konzentrationslagern und nur seine Mama Klára, die im ersten Transport war, und seine Oma kehrten zurück. Außerdem besuchten uns der Geistliche Peter Háber und der stellvertretende Vorsitzende der ŽNO PO Ing. Denis Tomko.
Vortrag über den Transport
Am 24. März waren wir zudem auf einem Vortrag über die Frauen des ersten Transports, der am Gymnasium Kukučínova in Deutschendorf/Poprad stattfand. Den Vortrag hielt Peter Vanko, der Lektor am jüdischen Museum in Sereď ist. Wir haben viel Neues über den ersten Transport erfahren. Bei der Gedenktafel am Bahnhof haben wir zum Gedenken an die Mädchen und Frauen Steine mit hebräischer Aufschrift niedergelegt. Darauf stand übersetzt: „Wir gedenken – wir vergessen nicht“ und die Zahl 80.
Anlässlich des runden Jahrestages des ersten Transports sollten wir im Zusammenhang mit der derzeitigen Situation in der Welt darüber nachdenken, ob wir erleben wollen, was die Familien, Kinder und Mädchen vor 80 Jahren erleben mussten.
Wir wollen uns noch ganz herzlich bei unseren Mitschülern bedanken: Vanesa Toporcerová, Kevin Horváth, Milan Grichov, Alexandra Špaková und Štefan Hudáček haben uns mit Wort und Musik auf unserer Gedenkveranstaltung die vergessene Geschichte des jüdischen Poprad nähergebracht. Ein großes Dankeschön geht auch an unseren Lehrer Vladimír Andraš dafür, dass er gerade uns junge Leute an dem Projekt des Holocaust-Dokumentationszentrums „Nachbarn, die wir vergessen haben“ mitmachen lässt und uns die Geschichten der Menschen erzählt, die auch heute noch, nach so vielen Jahren, Tränen in den Augen haben, wenn sie sich an ihre Nächsten erinnern. Persönlich nehme ich es so wahr, dass der Verweis für uns junge Menschen ist, an diese traurigen Ereignisse zu erinnern. Denn wie Edita Grosmanová sagte: Ein Krieg hat keinen Sieger, sondern nur Verlierer.
Patrícia Britaňáková
Hotelfachschule in der Hohen Tatra, III. A