Gedenktag der Russlanddeutschen
„Russlanddeutsche Geschichte ist deutsche Geschichte. Sie geht uns alle an!“, meinte der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Prof. Dr. Bernd Fabritius, anlässlich des Gedenktages der Russlanddeutschen am 28. August.
Laut Fabritius sei es ein wichtiges Anliegen, auch in einer Zeit, in der größere Versammlungen und Gedenkveranstaltungen nicht möglich sind, wichtigen historischen, und in besonderer Weise identitätsstiftenden Ereignissen zu gedenken: „Dazu gehört zweifelsohne das Schicksal der Deutschen aus Russland, die im Jahr 1941 – nach dem Überfall des Deutschen Reichs auf die Sowjetunion – basierend auf einem kollektiven Vorwurf der Kollaboration als ‚Diversanten und Spione‘ mit den Nazis auf Grundlage des Erlasses des Obersten Sowjets ‚Über die Umsiedlung der in den Rayons des Wolgagebiets lebenden Deutschen‘, des sogenannten ‚Stalin-Erlasses‘ vom 28.8.1941, deportiert und in Sibirien und anderen unwirtlichen Regionen der Sowjetunion harter Zwangsarbeit in den sogenannten Arbeitsarmeen und weiteren Repressionen unterworfen wurden.“ Ein Großteil der Volksgruppe überlebten diese Maßnahmen nicht; viele von den Überlebenden waren ihr Leben lang durch das Erlebte gezeichnet.
Zahl der Toten auf 700.000 geschätzt
Eine Rehabilitierung der Russlanddeutschen sei laut Fabritius trotz Rücknahme des Kollaborationsvorwurfes bis heute nicht erfolgt. Dieser weitere Zivilisationsbruch im 20. Jahrhundert habe auf die Deutschen in der Sowjetunion umso härter gewirkt, weil sie in den Jahrhunderten zuvor als überaus geachtete Bürger des Russischen Reichs an dessen Entwicklung wesentlich beteiligt waren. Mehrheitlich auf Einladung der Zarin Katharina der Großen ins Land gekommen, lebten sie in der Sowjetunion weitgehend autonom in der zu einer blühenden Landschaft aufgebauten sogenannten Wolga-Republik, konnten dort Deutsch als Amtssprache verwenden, ihr eigenes Schulwesen ausbauen und ihre Religion frei ausleben.
Dies fand 1941 ein jähes Ende
Folgende Verfolgung und Entrechtung führten letztlich nach dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs zu einer Rückkehr der meisten Russlanddeutschen als Aussiedler und Spätaussiedler in ihre Ursprungsheimat Deutschland. Die Bundesregierung erkennt dieses besondere Kriegsfolgeschicksal der Deutschen aus Russland in besonderer Weise an. Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten forderte alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich auch mit diesem oft unbekannten Aspekt deutscher und gesamteuropäischer Geschichte auseinanderzusetzen, „denn nur auf dem Fundament der Geschichte kann uns eine gute Zukunft gelingen.“
aussiedlerbeauftragter.de/Red