In Kroatien

Im Gespräch mit dem neuen ifa-Kulturmanager Max Rößler

Max Rößler ist neuer Kulturmanager des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) beim Karpatendeutschen Verein. Er ist im Januar in die Slowakei gekommen und seit dieser Zeit arbeitet er kräftig an neuen Projekten, vor allem für die Jugendlichen. Er verrät uns, wie seine Ankunft war, was er plant und warum es wichtig ist, sich zu der deutschen Minderheit zu bekennen.

Die ersten Eindrücke

Kannst du dich bitte kurz vorstellen? 

Mein Name ist Max Rößler, ich bin 26 Jahre alt und komme ursprünglich aus Paderborn. Das ist in Nordrhein-Westfalen im Westen der Bundesrepublik. Ich habe dort mein Abitur absolviert, bin zum Studium dann zunächst nach Bielefeld gezogen und habe dort Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Zum Master ging es für mich dann schon etwas Richtung Süden, nach Frankfurt am Main. Dort habe ich Politische Theorie studiert. In meinem Studium habe ich mich also viel mit Gesellschaftstheorien auseinandergesetzt, war aber dort schon an Jugendbildung interessiert. Neben dem Studium habe ich daher beim Netzwerk für Demokratie und Courage gearbeitet und Projekttage zu Rassismus, rechter Ideologie und Klassismus an Schulen gehalten.

Warum hast du dich für die Arbeit als ifa-Kulturmanager beim Karpatendeutschen Verein beworben?

Die Bildungsarbeit, die ich während meines Studiums gemacht habe, gefiel mir so gut, dass ich weiter in diese Richtung arbeiten wollte. Da meine Freundin Slowakin ist, habe ich in meiner Suche nach passenden Stellen auch hier geschaut und die Stellenausschreibung gefunden. Die Kombination Jugend- und Kinderbildung zu betreiben, die Social-Media-Kanäle des Vereins weiterzuentwickeln und journalistisch und redaktionell zu arbeiten, klang so gut, dass ich mich einfach bewerben musste! Und glücklicherweise hat es dann ja auch geklappt und ich kann jetzt meine Ideen und Energie in tolle Projekte für das Jahr 2021 stecken!

Max ist seit Mitte Dezember neuer ifa-Kulturmanager in der Slowakei.
Max ist seit Mitte Dezember neuer ifa-Kulturmanager in der Slowakei.

Im Januar bist du in die Slowakei gekommen. Wie war deine Reise von Deutschland nach Preßburg/Bratislava?

Die Reise ging erstaunlich gut! Ich hatte in der Planung etwas Sorge, da ich zwei Grenzen überqueren musste und zwei Freunde mir beim Umzug halfen. Der erste brachte mich mit meinen Sachen bis kurz vor Prag und dort haben wir uns dann mit dem zweiten Freund getroffen, meine Sachen umgeladen und er hat mich dann bis nach Bratislava gebracht. So konnte ich umziehen und wir drei konnten den Corona-Reglungen gerecht werden. Trotz dieser etwas komplizierten Planung lief alles reibungslos und ich bin dann Mitte Januar gut in meiner neuen Wohnung angekommen

Was sind deine ersten Eindrücke?

Leider konnte ich auf Grund der Einschränkungen noch nicht so viel von der Stadt sehen. Ein paar Mal konnte ich schon durch die Altstadt spazieren und finde es dort wirklich sehr schön. Ich hatte zudem die Möglichkeit mir das Museum und das Haus der Begegnung hier in Bratislava anzusehen und bin ganz begeistert von den Möglichkeiten, die diese beiden Orte bieten! Ansonsten war ich aber natürlich die meiste Zeit im Home-Office und habe so die meisten Menschen nur virtuell kennengelernt. Ich wurde dabei sehr herzlich willkommen geheißen und das motiviert mich natürlich, dass wir es trotz der Pandemie schaffen werden, großartige Projekte umzusetzen.

In Kroatien
In Kroatien

Pläne für die Zukunft

Bei uns herrscht derzeit die Pandemie und man darf nur von Zuhause aus arbeiten. Was hast du dir für dieses Jahr vorgenommen?

Die Pandemie wird voraussichtlich auch weite Teile von 2021 bestimmen. Daher plane ich den Großteil der Veranstaltungen online. Mittlerweile sind die meisten von uns schon daran gewöhnt, vieles online zu machen. Auch wenn dies offensichtliche Nachteile hat und ich Workshops und Treffen lieber in Person machen würden, so haben Online-Veranstaltungen auch ihre Vorteile.

Ich plane zum Beispiel zwei Workshops zum Thema Rassismus und menschenverachtenden Einstellungen (am 9. und am 23. April). In diesen Seminaren wird es nun ganz einfach möglich sein, dass sich junge Menschen aus Kaschau/Košice, Preßburg/Bratislava, Neutra/Nitra und vielen anderen Orten der Slowakei zusammensetzen und sich austauschen. In den Workshops sollen die Teilnehmenden lernen, wie Diskriminierung entsteht, welche Folgen es für Betroffene hat, eigene Erfahrungen und Ideen miteinander teilen und am Ende Handlungsmöglichkeiten gegen Rassismus sammeln und in kleinen Projekten umsetzen.

Vielleicht können wir auch im Karpatenblatt bald etwas über deine Projekte lesen.

Ja, ich plane zum Beispiel auch eine Veranstaltungsreihe zum Kreativen Schreiben. Hier sollen sich Jung und Alt an Übungen zum Kreativen Schreiben ausprobieren. Durch die offene Form des Ganzen können Teilnehmende, denen es gefällt, jedes Mal wiederkommen und andere können das Angebot nutzen, um einmal auszuprobieren, wie ihnen das Schreiben gefällt. Wer weiß, vielleicht findet ja jemand hier seine Passion fürs Schreiben und es kommen dann bestimmt auch großartige Texte zustande, die wir hier im Karpatenblatt veröffentlichen können. 

Das sind nur einige Beispiele für die Projekte, die ich plane, aber für alle gilt: Wenn ihr Lust habt mitzumachen, schreibt mir gerne eine Mail! Ich bin natürlich auch immer offen für neue Ideen und Anregungen. Ihr erreicht mich unter: roessler@ifa.de

Bei einer Wanderung auf dem Olymp.
Bei einer Wanderung auf dem Olymp

Corona und die Volkszählung

Wie kommst du mit der ganzen Situation klar? 

Mit dem Lockdown komme ich relativ gut zurecht. Es nervt mich zwar, dass ich nicht rausgehen kann und die Stadt besser kennen lernen kann, aber zum Glück habe ich zusammen mit meiner Freundin eine wunderschöne Wohnung gefunden. Dadurch lässt es sich hier bisher ganz gut aushalten. Aber falls der Lockdown so weitergeht: Frag mich in ein paar Monaten nochmal, dann ist es vielleicht etwas anders.

In diesem Monat haben wir die Volkszählung in der Slowakei, wieso ist es wichtig, sich daran zu beteiligen?

Die Volkszählung findet nur alle zehn Jahre statt und für alle Minderheiten bedeutet es, dass hierdurch sichtbar werden kann, wie viele Menschen sich als Teil einer Nationalität fühlen. Diese Zahlen sind dann auch die Grundlage für Bildung und Unterstützung der verschiedenen Minderheiten und beeinflussen, wie viele Projekte wir in den nächsten Jahren durchführen können.

Wenn es wieder zu Lockerungen kommen würde, welche Orte in der Slowakei würdest du gerne besuchen?

Ich will natürlich die Gebiete der deutschen Minderheiten besuchen. Ich freue mich schon darauf die Menschen persönlich zu treffen, mit denen ich im Moment nur telefoniere und Mails schreibe. Wenn das Wetter besser ist, möchte ich auch unbedingt in den Bergen wandern gehen und die wundervolle Natur genießen.

Was würdest du unseren Senioren und Jugendlichen in dieser Situation gerne mitteilen?

Ich glaube, das Wichtigste in diesen Zeiten ist es, aufeinander Acht zu geben! Das bedeutet natürlich nicht nur andere Menschen nicht zu gefährden, indem man eine Maske trägt (so nervig das auch sein mag), es bedeutet auch einander zu helfen. Ich denke, es würde uns allen guttun uns etwas umzusehen; braucht vielleicht die ältere Nachbarin Hilfe beim Einkaufen? Würde sich die junge Familie von nebenan nicht vielleicht darüber freuen, wenn den Kindern (online oder mit genug Abstand) eine Geschichte vorgelesen würde? Alle diese kleinen Gesten können helfen, dass wir diese schwierigen Zeiten besser überstehen können!

Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.