Im Strom der Zeit: Sobotischt
Die Gemeinde Sobotischt/Sobotište liegt am Fuße der Weißen Karpaten/Biele Karpaty in der Westslowakei, etwa sieben Kilometer nördlich von der Stadt Senitz/Senica entfernt. Ihre reiche Geschichte reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück.
Sobotischt wurde erstmals in einem Dokument aus dem Jahr 1251 erwähnt. Im Mittelalter war der Ort ein Marktflecken. Märkte fanden hier immer samstags statt. Die Mehrheit der Bevölkerung meldete sich zum Luthertum, das sich von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an im Herrschaftsgut Branč verbreitete – vor allem dank des Adelsgeschlechts Nyary/Ňári. Die meisten Familien ernährten sich durch Ackerbau, Vieh- und Schafzucht.
Bereits im Jahr 1546 errichteten die Habaner in Sobotischt einen Bruderhof. Sie ließen sich hier auf die Einladung des Grafen František Nyary nieder, der sie von seinen Besitztümern in Mähren kannte. Sie kauften vom Bauern Kliment Papp ein trostloses Mühlengebäude als Teil des verlassenen Maierhofs, der sich in dieser Zeit außerhalb des Dorfes befand. Dann lebten und verwalten sie die Höfe dort mehr als vier Jahrhunderte.
Die Mühle
Die Mühle hat die Form eines Längsgebäudes mit einer zum ehemaligen Platz orientierten Fassade. Die Hauptfassade mit weißem Streifenrahmen ist mit einem Satteldachgiebel ausgestattet. Der Mühlenantrieb ist entlang der Westfassade ausgerichtet, wo sich Holzräder befanden. Die Wassermühle lief mit Oberantrieb, der mit Wasser des Malina-Baches angetrieben wurde. Die Reste der Zu- und Abflusskanäle sind in unmittelbarer Nähe des peripheren Mauerwerks der Mühle erhalten geblieben.
An der Fassade sind vier Datierungen zu finden (1739, 1816, 1822, 1921). Die heutige äußere Gestaltung der Mühle ist das Ergebnis einer Rekonstruktion im Jahr 1739. Aus dieser Zeit sind in dem Gebäude heute die Aufteilung der Innenräume und die tragenden Holzelemente erhalten. Die jüngere Bearbeitung fand im Jahr 1816 statt. Das Jahr 1850 wurde im Inneren erwähnt und steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Erneuerung der technologischen Ausstattung. Bis zum Jahr 1930 war nur die Wasserkraft mit Hilfe von zwei Holzrädern über den oberen Antrieb genutzt. Nach diesem Jahr wurde ein Rad entfernt und nur ein Holzrad blieb. Eine weitere wesentliche Änderung erfolgte im Jahr 1930, als das Antriebssystem der Mühle neben der Wasserkraft auch von einem Hilfselektromotor angetrieben wurde. Bauarbeiten wurden nach dem Jahr 1945 nicht mehr durchgeführt.
Das Mühlengebäude
In der Vergangenheit war das Mühlengebäude in einen Wohn- und einen Betriebsteil unterteilt. Die Wohnräume befanden sich entlang der Fassade. Die Betriebsräume waren im hinteren Trakt des Gebäudes und hatten einen separaten Eingang im ersten Stock, der über eine Holztreppe und ein Vordach zugänglich war. Während des Betriebs befand sich die Mühle in dem gemeinsamen Eigentum des Bruderhofes, der sie pachtete. Das verdiente Geld wurde an die gemeinsame Kasse überwiesen. In der Mühle wurde bis zum Jahr 1959 Getreide für Brot gemahlen. Durch eine Entscheidung des Ministeriums für Lebensmittelindustrie in Prag vom 1. November 1960 gab es in der Slowakei keine handwerklichen Mühlen mehr. Dann wurde die Mühle teilweise als Lager und Tischlerwerkstatt genutzt und verfiel.
Auf der Grundlage von künstlerischen und historischen Forschungsarbeiten wurde die Mühle im Jahr 1963 zum Nationalen Kulturdenkmal erklärt. Nach dem Niedergang der Mühle im Bruderhof in Großschützen/Veľké Leváre, die im Jahr 1976 durch einen Brand zerstört wurde, war die Wassermühle in Sobotischt die letzte erhaltene Mühle der Habaner in der Slowakei.
Die Habanermühle heute
Im Jahr 2000 wurde das Gebäude statisch abgesichert und ein Jahr später erhielt es eine neue Dachwerkkonstruktion, die die historische kopiert. Im Jahr 2019 begann ein umfassender Wiederaufbau. Die Fassade wurde in ihrer ältesten Form der Spätrenaissance restauriert. Gleichzeitig wurde die ursprüngliche technische Anlage der Mühle renoviert und das Mühlenrad mit Windschutz wiederhergestellt. Die Mühle wurde im März 2021 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – mit einer Exposition über das Leben der Habaner in Sobotischt.
Rastislav Fiľo