Ist es „sexy“ Europäer zu sein?
Die Hanns-Seidel-Stiftung in der Slowakei hat in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für europäische und nordatlantische Beziehungen Schüler dazu aufgerufen, sich mit aktuellen europapolitischen Themen im Rahmen des Europäischen Essaywettbewerbs auseinanderzusetzen. Es konnten Beiträge in deutscher oder slowakischer Sprache eingereicht werden. In der Kategorie „Slowakische Sprache“ gewann dieses Jahr Anna Čujová vom Gymnázium sv. Moniky in Prešov/Eperies. Auszüge aus dem Text lesen Sie hier.
Wir sind bereits 15 Jahre Mitglied in der Europäischen Union. Wir sind keine Neulinge mehr und die meisten Rechte und Verpflichtungen, die mit der Mitgliedschaft verbunden sind, kennen wir. Natürlich sind wir uns der Rechte stärker bewusst, als der Pflichten, das hängt mit der menschlichen Natur zusammen. Als fünfzehnjähriges EU-Mitglied gelangen wir aber in eine Position, die man als „Krankheit“ bezeichnen kann. Das Urteil lautet: Diagnose Pubertät.
Warum gerade Pubertät? Und kann man aus ihr herauswachsen? Wir hilft uns, Gründedafür zu finden, dass es sexy ist, in der EU zu sein? Warum ist es für uns überhaupt gut, in der EU zu sein und wer würde am liebsten mit dem nächsten Transport Richtung Osten wieder austreten? Also noch einmal.
Warum Pubertät?
Die Pubertät zeichnet sich dadurch aus, dass sie nur die Zeit heilen kann. Ihre Symptome gehen allen in der Umgebung auf die Nerven und jeder wartet darauf, dass sie wieder weggeht. Nach dem Jahr 1989 haben wir angefangen, ein uns wenig bekanntes Eck, den Westen, zu entdecken und nach einer langen Verbannung aus der Beteiligung an der Globalisierung haben wir wie kleine Kinder angefangen, die Errungenschaften des nahenden 21. Jahrhunderts zu entdecken.
Wie ein Kleinkind, in der bereits selbstständigen Slowakischen Republik, wollten wir ans Schaufenster heranreichen, hinter dem wir alles gesehen haben, das uns all die vergangenen Jahre gefehlt hatte. Wir wollten auch in der Partie der „ supergroßen und reichen Staaten“ mitspielen, doch wir haben so viele Fehler beim Eintritt in die Vorschulvorbereitungen gemacht, dass wir fast bei der Erfüllung der Beitrittsbedingungen in den „Klub“ disqualifiziert worden wären.
Wie in den Kinderschuhen
Zum Glück stiegen unsere Chancen, nachdem wir uns dessen bewusst wurden. Doch wir haben beim EU-Beitritt 2004 wieder wie ein Wickelkind angefangen. Nach und nach haben wir die Welt um uns herum kennengelernt, wir haben alle Spielzeuge verwendet, die uns angeboten wurden, haben davon profitiert, dass sie uns guter Dinge vieles beibringen wollten, wie man später ein Beitrag für unsere Freunde sein kann, für Europäer, und wie man uns auf „reiche Zeiten“ vorbereitet. Dann kam aber die Pubertät. Obwohl laut der letzten Messungen 2017 rund 74 Prozent der Slowaken äußerten, dass sie mit der EU-Mitgliedschaft zufrieden sind, sind wir immer noch nicht bestens dran. (…)
Wir Bürger, Pubertierende, müssen uns vor allem klar machen, was wir von der EU wirklich wollen. Und gleichzeitig müssen wir uns bewusst machen, dass wir neben der Vorteile einer EU-Mitgliedschaft auch aisch gewisse Verpflichtungen haben. Erst wenn wir es schaffen, auch sie anzunehmen, erst dann wachsen wir in die Rolle eines vollwertigen Mitgliedes hinein. (…)
Lang anhaltender Frieden
In der heutigen globalisierten Welt kann eine Konformität der Gesellschaft größere Macht haben als eine Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig, neben der Mitgliedschaft in einer Gruppierung von Staaten auch auf die eigene Souveränität zu achten und bei Wahlen im Land an die Authentizität der Äußerungen und Taten der gewählten Politiker zu denken. (…)
Am Ende möchte ich sagen, es ist „in“ Europäer zu sein. Auch wenn wir verschiedene Entwicklungsstufen durchlaufen, verfolgen wir auch Polarisierungen von Ansichten zu verschiedenen Themen und wir schaffen manche Situationen nicht, die wir schaffen sollten, das Ziel der Europäischen Union wird aber erfüllt. Sie hält den Kontinent zusammen und stellt Frieden sicher, einen Frieden, der der längste in der Geschichte ist. Sie ermöglicht es uns, uns zu entwickeln und es funktioniert auch eine Solidarität den Schwachen gegenüber. Sie schafft eine Familie der Nationalitäten und auch wenn sie ihre Fehler hat, ist sie so spezifisch und praktisch, dass man sie nur schwer durch etwas Besseres ersetzten könnte.