Johann König – 16 Jahre Arbeit für die KDA

In der Aprilausgabe des Karpatenblattes haben wir den langjährigen Leiter der Karpatendeutschen Assoziation, Johann König, mit einem Nachruf geehrt. Sein musikalisches Können, mit dem er uns etwa auf den Veranstaltungen des Karpatendeutschen Vereins viel Freude bereitete, ist von CDs und inzwischen auch auf YouTube abrufbar und wird nicht in Vergessenheit geraten. Im Folgenden soll Johann Königs erfolgreiche Arbeit für die Karpatendeutsche Assoziation gewürdigt und ein Ausblick gegeben werden.

Nach den politischen Veränderungen des Jahres 1989 in der Tschechoslowakei war es der im August 1990 gegründete Karpatendeutsche Verein in der Slowakei, der sich um Hilfsprogramme bemühte, mit denen der Aufbau kleiner und mittlerer Betriebe unterstützt und damit die wirtschaftliche Entwicklung in den Regionen der Karpatendeutschen vorangebracht werden sollte.

Im Jahr 1992 war es soweit, der KDV als Träger des Projektes „Förderung der kleinen und mittleren Betriebe“ konnte von der Bundesrepublik Deutschland bereitgestellte Fördermittel vergeben.

KDS – Die Karpatendeutsche Stiftung

Das Interesse an dieser Förderung und der Aufwand für das Bearbeiten der Anträge wuchs schnell. Es war daher sinnvoll, eine eigene Einrichtung innerhalb des KDV zu gründen, die sich dieser Aufgaben annahm. Die Karpatendeutsche Stiftung (KDS), eine gemeinnützige Organisation zur Gewerbeförderung, entstand 1993. Ihr Leiter war Wilhelm Gedeon (*1922, +2014). Die Gesamtfördersumme stieg von 1992 bis 1996 von 81.280 Euro auf 308.533 Euro.

In der Slowakei änderte sich 1996 die Gesetzeslage für Stiftungen. Es entstand eine rechtliche Unsicherheit, die kurzzeitig zu einem Rückgang der Förderanträge führte.

KDA – Die Karpatendeutsche Assoziation

Es bestand kein Zweifel daran, die Förderung weiterzuführen. Die Rechtsform der Stiftung wurde 1997 angepasst und das neue Statut vom Innenministerium der Slowakischen Republik bestätigt. Mit „Karpatendeutsche Assoziation“ (KDA) bekam die gemeinnützige Einrichtung auch einen neuen Namen. Die Karpatendeutsche Assoziation wird von einem Vorstand geleitet, dessen Mitglieder Vertreter der fünf Regionen Pressburg, Hauerland, Oberzips, Unterzips und Bodvatal sind. Dazu kommen die Vorsitzenden des KDV und der KDA.

Logo Stiftung KDA
Das Logo der KDA zum 20-jährigen Bestehen

Zum Vorsitzenden der KDA wurde Wilhelm Gedeon gewählt. Er führte diese Funktion bis 2001 aus. Danach leitete bis zum Jahr 2004 Frau Dr. Danica Remeteiová die Assoziation. Mit der neuen, klaren Rechtslage für die Förderung stieg die Zahl der Anträge und auch die der Fördermittel, die 2004 bei knapp einer halben Million Euro lagen.

Die Bedingungen für die Darlehensgewährung änderten sich mit der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei. In der sehr schwierigen Zeit von 1992 bis 1995 waren nur 70 Prozent des Kredits zurückzuzahlen. Danach bis 1997 noch 90 Prozent und seitdem ist es die gesamte gewährte Kreditsumme. Die Kreditzinsen liegen stets deutlich unter den bei Banken für Unternehmen üblichen.

Jan König
Johann König übernahm 2004 den Vorsitz der KDA

2004 – Johann König übernimmt

Als Johann König im Jahr 2004 das Amt des Vorsitzenden der Karpatendeutschen Assoziation übernahm, konnte diese beachtliche Zahlen ihrer „Hilfe zur Selbsthilfe“ vorweisen. Bis 2003 erhielten 271 Unternehmen Fördermittel in Höhe von 3,3 Millionen Euro. Kontinuierlich setzte Johann König diese Arbeit fort. In den 16 Jahren seiner Tätigkeit wurde die beachtliche Fördersumme von 9,5 Millionen Euro insgesamt an 433 Unternehmen vergeben.

Erfolgreiche Bilanz

Seit 2006 wird er dabei von der Ökonomin Heidi Schürger unterstützt. Die Fördersumme stieg inzwischen auf jährlich über 600.000 Euro pro Jahr für durchschnittlich 27 unterstützte Betriebe. Diese Zahlen verdeutlichen, mit welcher Verantwortung und buchhalterischen Kenntnis hier gearbeitet wird und dass die Vergabe von Fördermitteln an Sach- und ökonomisches Wissen geknüpft sein muss. Hier konnte sich Johann König auf eine gute Zusammenarbeit mit den Vorstandsmitgliedern aus den Regionen verlassen. Diese führen vor Ort Vorgespräche und sind wichtige Berater bei der Entscheidungsfindung über die Kreditvergabe.

Ost-West-Gefälle

Betrachten wir die regionale Verteilung der Förderanträge beziehungsweise der vergebenen Fördermittel, so fällt ein Gefälle von Ost nach West auf. Dazu sind in der folgenden Tabelle Zahlen für den Zeitraum 1992 bis 2019 aufgeführt:

Region                                       Anzahl der Projekte Fördersumme
in Tausend Euro
Pressburg31499
Hauerland1092.236
Oberzips2574.909
Unterzips971.627
Bodvatal2103.598
Summe70412.869

Die Erklärung ist recht einfach. Die Westslowakei, insbesondere die Gegend um Pressburg/Bratislava, ist beliebtes Investitionsziel ausländischer Investoren, dort wird fast Vollbeschäftigung erreicht.

Breites Spektrum an unterstützten Projekten

Die 704 genehmigten Projekte umfassten sehr unterschiedliche betriebliche Vorhaben. Sie reichen von Handwerk über Handel, Kfz-Service, Gastronomie, Tourismus bis hin zum Gesundheitswesen.

Von Projekten wird hier gesprochen, weil es möglich ist, mehrfach Fördermittel zu beantragen. Die Zahl der geförderten Unternehmen ist daher etwas kleiner als die angegebene Projektzahl. Alphabetisch geordnet, beginnen sie bei Apotheken, Architekturbüros, Arztpraxen und Autoservice, es geht weiter mit Bäckereien, Baubetrieben, Blumenläden, Dachdeckern und Druckereien, Frisiersalons und forstwirtschaftlichen Kleinbetrieben, gastronomische Einrichtungen und Hotels, Betriebe, die mit Holz handeln, es transportieren, zu Möbeln oder Spielzeug verarbeiten. Nennen wir noch aus der umfangreichen Liste die Lebensmittelhersteller und -händler, Massagesalons und metallverarbeitende Betriebe, Sägereien und Tischlereien.

Obwohl dies nur ein kleiner Ausschnitt aus dem breiten Spektrum der Förderung durch die KDA ist, wird erkennbar, dass keine Branche ausgeschlossen ist und jedes gute Konzept Unterstützung findet.

Beispiele der erfolgreichen Tätigkeit

Das wohl bekannteste, von der KDA geförderte Projekt ist wohl die Gaststätte (Motorest) Salaš u Franka in Alt Lublau/Stará Lubovňa. Nicht nur das Konzept war gut erarbeitet, das Ergebnis kann sich sehen und wegen der stets guten Küche auch schmecken lassen.

Der Hauptteil der Projekte liegt im Handwerk und bei den Dienstleistungen. Die Verteilung ist folgende:

BrancheAnteil in Prozent
Handwerk/Produktion35,2
Gesundheitswesen14,6
Handel9
Land-/Forstwirtschaft6,5

Die Arbeit geht weiter

Abschließend soll hier der Mut von Existenzgründern beziehungsweise Kleinbetrieben anerkannt werden, also von all denen, die sich um den Aufbau von Arbeitsstätten, deren Erweiterung oder Modernisierung bemühen. Ihnen wird die KDA auch in Zukunft ein hilfreicher Begleiter beim Erreichen ihrer Projektziele sein.

Der Vorstand der KDA war in der glücklichen Lage, mit Peter Sorger, dem bisherigen Vorstandmitglied der KDA für die Region Bodvatal, und daher mit den Aufgaben und Problemen vertraut, einen kompetenten Nachfolger für den KDA-Vorsitz wählen zu können. Er wird sich auf die Unterstützung durch die Regionalvertreter Michal Stolár (Pressburg), Hilda Steinhüblová (Hauerland), Mária Recktenwald (Oberzips), Erika König (Unterzips) verlassen können. Die fünfte Region, die Region Bodvatal, vertritt er auch weiterhin.

Dr. Heinz Schleusener

Informationen über die KDA

Auf der Internetseite www.kda.sk wird über die KDA und Kontaktmöglichkeiten informiert. Gerne kann per Telefon oder E-Mail auch direkt angefragt werden. Peter Sorger und Heidi Schürger freuen sich auf Ihr Interesse.