Jugend debattiert 2024: Landesfinale in Preßburg
Das nationale Halbfinale und Finale des Deutsch-Sprachwettbewerbs „Jugend debattiert“ fanden am 20. und 21. Juni in Preßburg/Bratislava statt. Debattantinnen und Debattanten aus der ganzen Slowakei kamen zusammen, um ihre Rhetorik-Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und zu zeigen, dass sie in der Lage sind, kritische Fragen zu stellen, ihre Meinung zu äußern und sich mit den Ansichten anderer fair und sachlich auseinanderzusetzen.
Seit 2016 nimmt die Slowakei am renommierten Wettbewerb der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) teil. „Jugend debattiert“ ermöglicht es Schülern von weiterführenden Schulen, nicht nur ihre Deutschkenntnisse und ihr sprachliches Geschick zu zeigen, sondern auch, sich im Wettbewerb zu aktuellen gesellschaftlichen Themen zu äußern. Jeweils zwei Jugendliche vertreten die Pro- und Kontra-Seite eines vorgegebenen Themas. Erst kurz vor Beginn der Debatte erfahren die Teilnehmenden, welche Seite sie einnehmen werden. Zunächst hält jeder eine Eröffnungsrede, um das Publikum in das Thema einzuführen und die eigene Position darzulegen. Danach kommt es zu einer freien Aussprache, in der Argumente ausgetauscht werden, gefolgt von einer Schlussrede. Zwei Zeitwächter behalten dabei die Uhr im Auge und ermahnen die Debattierenden mit einem Glockenschlag zur Einhaltung der Redezeit.
Halbfinale: Medienkompetenz als Unterrichtsfach
Das Halbfinale am 20. Juni eröffnete Christoph Henßen von der ZfA. Dabei begrüßte er nicht nur die Debattierenden und das Publikum im Konferenzsaal des Centrum Salvator, sondern auch die fünfköpfige Jury. Das Team der Jury unter dem Vorsitz von DAAD-Lektorin Dr. Angelika Schneider komplettierten Vertreter der Deutschen Schule Bratislava, des Instituts für Auslandsbeziehungen, des Freiwilligendienstes Kulturweit und einer Alumna des letztjährigen Landesfinales. Sie bewerteten die Sachkenntnis, die Gesprächsfähigkeit, die Überzeugungskraft und das Ausdrucksvermögen der Jugendlichen.
Für die Landesmeisterschaft 2024 in Preßburg qualifizierten sich die acht Besten der Schulfinale, um die Frage zu diskutieren: „Soll in der Slowakei Medienkompetenz als eigenständiges Fach in den Lehrplan aufgenommen werden?“ Diese Debatte spiegelte die wachsende Bedeutung der Medienkompetenz in einer zunehmend digitalisierten Welt wider. Während die Pro-Seite etwa eine Chance zum Schutz vor Propaganda sah, argumentierte die Kontra-Seite, dass der Unterricht zur ungewollten Einflussnahme auf die Kinder genutzt werden könnte. Nach zwei intensiven Debatten qualifizierten sich die vier Besten für das öffentliche Finale am darauffolgenden Tag im Goethe-Institut.
Finale: Wahlalter ab 16 Jahren
Das Landesfinale am 21. Juni begann mit Grußworten der Gastgeberin und stellvertretenden Leiterin des Goethe-Instituts, Dr. Iveta Sládeková Ondrejková, sowie des Kultur- und Presseattachés der deutschen Botschaft, Stefan Kruschke. In der Bibliothek des Instituts wurde die kontroverse Frage behandelt: „Soll in der Slowakei das allgemeine Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt werden?“ Das Publikum zeigte sich gespalten. Auch die Debattierenden lieferten sich ein spannendes Für und Wider. Während die Pro-Seite ein Absenken des Wahlalters als Gegengewicht zu einer Gerontokratie (Herrschaft der Alten) sah, war die Kontra-Seite nicht von der Reife der 16-Jährigen überzeugt.
Die Finalisten, die sich aus Schülern aus Neutra/Nitra, Eperies/Prešov und Preßburg zusammensetzten, boten eine beeindruckende Debatte auf hohem sprachlichem Niveau. Das Programm ergänzten musikalische Beiträge der „Jugend debattiert“-Alumni, bevor die Jury ihre Rückmeldung gab und die Siegerehrung stattfand. Nach intensiven Beratungen wurde Liliana Križanová vom Gymnasium Kyrill und Method in Neutra zur Siegerin gekürt und Rastislav Birčák vom Evangelischen Kollegialgymnasium in Eperies zum Zweitplatzierten. Beide Debattanten dürfen im kommenden Herbst nach Berlin reisen, um die Slowakei im internationalen Finale der Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa zu vertreten.
Das Projekt „Jugend debattiert“ trägt dazu bei, dass junge Menschen ihre Ansichten in deutscher Sprache überzeugend vertreten können und regt einen aktiven und fairen Meinungsaustausch an. Wir freuen uns bereits auf die nächsten spannenden Debatten und gratulieren allen Teilnehmenden zu ihren beeindruckenden Leistungen.
Peter Mons