„Uns liegt besonders am Herzen, die Jugend voranzubringen“
Obwohl Patrik Lompart vollbeschäftigt als Lehrer an einer Grundschule arbeitet, repräsentiert er ehrenamtlich die Karpatendeutschen. Er ist Vorsitzender der KDJ und dazu noch als Jugendkoordinator bei der AGDM tätig. Wir haben mit dem 31-Jährigen über seine Arbeit, seine Ziele und sein Privatleben gesprochen. Dazu sagt er auf Hopgärtnerisch, der Mundart seines Heimatortes, „ťoł, ťoł“.
Karpatenblatt: Hallo Patrik, du bist total ausgelastet, welche Beschäftigung übst du zurzeit aus?
Patrik Lompart: Jetzt arbeite ich als Grundschullehrer, wobei ich nicht Lehramt studiert habe. Ich habe Germanistik studiert und in Sozialwissenschaften promoviert.
Dank deines Studiums hast du an verschiedenen Orten gelebt. Wo hast du studiert und zu welchem Thema hast du promoviert?
Meinen Bachelorabschluss habe ich an der Katholischen Universität in Rosenberg/Ružomberok gemacht, den Master in Tyrnau/Trnava. Danach habe ich eine Stelle an der Uni in Rosenberg bekommen, deshalb kehrte ich wieder zurück. In meiner Doktorarbeit wollte ich die Pflegefamilien in der Slowakei und die in Deutschland vergleichen. Im Fokus stand also das administrative Verfahren im ganzen Verlauf der Adoption.
Du hast einige Zeit in Deutschland verbracht, um dieses System dort besser verstehen zu können. Wie sah deine praktische Forschungsarbeit dort aus?
Ich habe die Untersuchung in Berlin gemacht. Vor allem habe ich mich auf Familien konzentriert. Ich wollte wissen, wie es funktioniert, wenn ein Kind in eine Pflegefamilie in Deutschland kommt. Danach konnte ich die Bedingungen in Deutschland mit denen in der Slowakei vergleichen.
Wo liegen die Unterschiede?
Es gab sehr viele Unterschiede. Zum Beispiel: In der Slowakei habe ich einen Jungen gesehen, der bevor er in eine Pflegefamilie gekommen ist, viele Ämter besuchen musste. Er hatte elf Kontakte aufgenommen und gleichzeitig verloren. Also der Weg, ein Kind zu bekommen, ist ewig lang. In Deutschland ist es nicht so kompliziert wie bei uns. Leider steht die Bürokratie im Vordergrund und nicht das Wohl der Kinder.
So viel also zu deiner Arbeit. Ich habe gehört, dass du nicht nur Vorsitzender von der Karpatendeutschen Jugend bist, sondern dass du auch eine gewählte Funktion bei der AGDM hast. Was für eine Organisation ist das und welche Aufgaben hat sie?
Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Minderheiten ist eine Organisation mit 20 deutschen Minderheiten aus der ganzen Welt, die gemeinsam bestimmte Ziele verfolgen. Jedes Jahr haben die Repräsentanten eine Tagung und gleichzeitig haben wir uns entschlossen, solche Treffen ebenfalls für die anderen Mitglieder zu organisieren, damit sie auch in Kontakt bleiben. Vorheriges Jahr hatten wir die erste Jugendtagung in Berlin. Da kam auch Prof. Dr. Bernd Fabritius, der Bundesbeauftragte für die deutschen Minderheiten und hat seine Wünsche und Ziele geäußert. Wir bemühen uns, sie jetzt gemeinsam umzusetzen.
Du bist sicher mit deiner ehrenamtlichen Arbeit vollbeschäftigt. Hast du auch Zeit für Hobbys?
Ja, in meiner Freizeit mag ich es zu reisen und ich besuche gerne die deutschen Minderheiten in unterschiedlichen Ländern. Ich kann meine ehrenamtliche Arbeit sehr gut mit meinen Hobbys verbinden.
Durch deine Reisen hast du sicher einen guten Überblick bekommen. Was sind die Herausforderungen der Karpatendeutschen in den Regionen?
Jedes Land hat eigene Probleme im Verein, aber uns liegt besonders am Herzen, die Jugend voranzubringen. Wir müssen mit kleinen Kindern von Anfang an arbeiten. Das hängt nicht nur von den Grundschulen ab, sondern auch von den Regionen, die die Begegnungshäuser mehr nutzen sollten und die Jugend motivieren, sich zu treffen, um deutsch zu sprechen.
In Pressburg/Bratislava leben viele karpatendeutsche Senioren, die sich einmal pro Woche treffen. In den anderen Orten ist das ähnlich. Oft leben sie alleine und es fehlt ihnen der Kontakt zu jungen Menschen. Inwiefern wäre dies eine Chance, ein Projekt für sie zu entwickeln?
Ich denke, es wäre sehr hilfreich, die Senioren zu unterstützen, wie du schon erwähnt hast. Wir müssen generationsübergreifend arbeiten. Die Großeltern sollten sich mit den Eltern und Kindern zusammensetzen, so kommt es zu einem aischen Informationsaustausch.
Die Senioren erinnern sich an die Vertreibung der Deutschen. Das darf man nicht vergessen. Wie kann man dieses Thema an die junge Generation weitergeben?
Ich finde es schon wichtig, auch dieses traurige Thema der Jugend zu vermitteln, damit sie die Furcht der Epoche des 20. Jahrhunderts verstehen. Gerade habe ich kein konkretes Projekt im Kopf. Wir müssen mit den Senioren über die Vergangenheit sprechen, damit die junge Generation nicht die gleichen Fehler macht.
Wenn du dir etwas für den KDV wünschen würdest, was wäre es?
Ich wünsche mir für den KDV alles Gute für das Jahr 2020, dass wir mehr zusammenkommen und unsere Arbeit verbessern.
Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.