Kochen, Karpatendeutsche, Kreisverband
Norbert Hecht ist unseren Leserinnen und Lesern durch seine Rezept-Artikel in der Reihe „Kochen mit dem Karpatenblatt“ bestens bekannt. Er engagiert sich aber auch in der karpatendeutschen Landsmannschaft in Deutschland. Wir trafen ihn zu einem Gespräch über den Verein, seine Aufgaben und Pläne.
Sie sind Mitglied im Kreisverband München-Oberbayern der Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei e. V. in Deutschland. Warum haben Sie sich für diese Mitgliedschaft entschieden?
Tatsächlich habe ich mich erst dafür entschieden, beziehungsweise wurde ich mir über eine Mitgliedschaft erst richtig darüber bewusst, als ich bei einem Treffen mit Herrn Josef Zellmeier, dem Vorstand des Landesverbandes Bayern, danach gefragt wurde. Es war ein sehr interessanter wie auch sehr reger Austausch über die Geschichte der Karpatendeutschen, der Landsmannschaft, unserer Familien und deren jeweiligen Bezug zur Slowakei. Das Treffen war in Verbindung mit einem Abendessen für maximal eine Stunde angedacht, tatsächlich wurden daraus über vier Stunden. Durch das sehr intensive und interessante Gespräch habe ich rasch festgestellt, dass es weitaus mehr gibt, als nur das persönliche Interesse an der Materie und den Austausch mit Gleichgesinnten. Es geht hauptsächlich darum, das Erbe der reichen karpatendeutschen Geschichte und Kultur aktiv zu bewahren und zu pflegen; aber auch um die Gemeinschaft an sich, sprich das Zugehörigkeitsgefühl.
Welche Aufgaben haben Sie im Vorstand?
Vielseitige! Das kann die Vertretung des Landesverbandes sein – beispielsweise bei der Landesversammlung des Bundes der Vertrieben, Organisation und Terminabsprache sowie Raumbuchung der monatlichen Münchner-Kreisverbandtreffen im „Haus des Osten“, wie auch der jährlichen Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes oder Hausbesuche von älteren Mitgliedern, die altersbedingt nicht mehr zu den Treffen kommen können. Einträge an die „Karpatenpost“ von Geburtstagen, Jubiläen, Todesfällen; Versenden von Geburtstagskarten, Einladungen und dem Programm zur Kreisvorstandssitzung, Pflege der Mitgliedslisten, Planung und Organisation oder Unterstützung zu Sonderaktionen etc.
Welche Ziele im Zusammenhang mit den Karpatendeutschen haben Sie sich für dieses Jahr gestellt?
Mehr Jüngere der nächsten Generationen zu finden, die Interesse an ihrer karpatendeutschen Herkunft haben, sie darin zu unterstützen beziehungsweise auch für eine Mitgliedschaft zu gewinnen. Aber auch die reiche Geschichte und Kultur der Karpatendeutschen mehr nach außen zu tragen, zum Beispiel mit einer karpatendeutschen/slowakischen Kochveranstaltung. Schließlich gilt das Kochen allgemein als ein wichtiges Kulturgut.
Ihre Vorfahren väterlicherseits stammen aus Matzdorf/Matejovce. Wann waren Sie das letzte Mal zu Besuch in der Oberzips?
Das war vom 29. Mai bis 3. Juni 2022. Obwohl recht kurz, war es doch eine sehr emotionale, erlebnisreiche und sehr aufschlussreiche, ja regelrecht denkwürdige Reise. Kurz gesagt: die Reise meines Lebens. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Oberzips?
Die Hohe Tatra! Allein der Anblick ist für mich stets sehr bewegend. Der Grüne See/Zelené pleso und seine Hütte Weszterheim/Tatranská Polianka mit dem Sanatorium von Dr. Guhr ist für mich auch sehr besonders, denn meine Ahnen waren handwerklich und sportlich eng mit ihm verbunden. In Deutschendorf/Poprad die Gegend um die katholische Kirche herum und der Matzdorfer Friedhof mit seinem sprichwörtlichen morbiden Charme natürlich. Aber auch die Zipser Burg ist für mich ein sehr bewegender Lieblingsort.
Sie sind gelernter Restaurantfachmann und schreiben für das Magazin der Deutschen in der Slowakei die Serie „Kochen mit dem Karpatenblatt“. Was ist ihr karpatendeutsches Lieblingsgericht?
Zipser Knödel/Spišské džatky nach Norbert Hecht-Art!
Wie kann man Kochen mit Gedichten verbinden?
Wenn ein Gericht besonders gut schmeckt, spricht man ja auch von einem „Gedicht“. Wenn man mit Liebe kocht, ist die Liebe nicht nur die wichtigste Zutat, sondern das Gericht am Ende auch gleichzeitig Poesie. Aber natürlich kann man auch ein Menü oder Gericht nach bestimmten Gedichten ausrichten oder umgekehrt und diese dann dazu rezitieren. Tatsächlich habe ich schon länger vor, nach meinem Gedichtband „Schwarz & Bitter wie meine Seele“ ein Menü dazu mit dem Vortrag bestimmter Gedichte daraus auszurichten.
Was sind die wichtigsten Zutaten, um ein schönes Gedicht zu schreiben?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, die wichtigste Zutat oder die wichtigsten Zutaten sind genau das, was einen am meisten bewegt – sei es Wut, Hass, Liebe, Trauer oder Freude. Gedichte schreibt man meist, um etwas zu verarbeiten – ob positiv oder negativ. Somit kann durchaus etwas Schlechtes auch eine gute Zutat für ein Gedicht sein.
Was wünschen Sie sich für den Karpatendeutschen Verein?
Weiterhin viele begeisterte, engagierte und interessierte Menschen, die das Erbe der karpatendeutschen Geschichte und Kultur fördern, archivieren und ihr Brauchtum weiterhin aktiv pflegen und somit weit in eine hoffentlich friedvoll bleibende und fortbestehende, sichere Zukunft tragen.
Das Gespräch führte Hubert Kožár. Für die Reihe „KDJ auf ein Wort“ spricht er mit jungen und junggebliebenen Leuten über die deutsche Sprache, die deutsche Minderheit und ihre Interessen.