Kochen mit dem Karpatenblatt: „Šulance Lubi“
Šulance (gesprochen Schulanze) sind Kartoffelnudeln und ein traditionell slowakisches Gericht, das meist mit Mohn gereicht wird. Tatsächlich finden sich Šulance bereits im ersten in slowakischer Sprache von Jan Babilon 1870 in Pest herausgegebenen Kochbuch – „Prvá kucharská kniha v slovenskej reči“. Doch werden sie immer seltener gekocht. Völlig zu Unrecht, denn hausgemacht ist meist gar nicht so aufwendig, wie man meinen mag.
Auch andere, viel weniger aufwendige traditionelle Gerichte sind vielerorts vom Speiseplan verschwunden oder vom „Aussterben“ bedroht. Zum einen liegt es an einer anderen, bewussteren, sprich gesünderen, zum anderen aber auch an einer viel ungesünderen Ernährungsweise mit Fertigprodukten oder Fast Food. Die meisten Menschen arbeiten körperlich zudem nicht mehr so hart wie einst, was auch mit ein Grund für eine geänderte Ernährung ist. Hinzu kommt, dass die meisten das „richtige“ Kochen verlernt haben. Natürlich sind Vorlieben für bestimmte Zutaten oder Speisen auch der jeweiligen Mode oder entsprechender Verfügbarkeit unterworfen. Obwohl viele Gerichte früher recht deftig waren, war der Speiseplan unserer Vorfahren doch sehr viel gesünder als heutzutage.
Im Juli muss ich oft an meine Mutter (Luba, von wenigen Auserwählten Lubi genannt) denken, denn in diesem Monat hatte sie Geburtstag. Sie liebte alles, was mit Nuss war, vor allem backte sie gerne mit Nüssen. Sie war ganz verrückt nach ihnen, als wären sie Medizin. Vielleicht weil Nüsse reich an Lecithin sind, dieses gilt ja als regelrechte Gehirnnahrung. Daher kam mir in den Sinn, wenn ich jetzt fürs Karpatenblatt Šulance koche, dann mit Haselnuss. Außerdem hat die Marille jetzt Saison und darum kredenzt die Hechteria die Šulance mit einem Marillengröstl, weil es eben gut dazu passt. So hat mich meine selige Mutter doch tatsächlich posthum inspiriert. Sie brachte mir bereits als Kind nicht nur das Kochen bei, sondern brachte mir auch mit vielen slowakischen Gerichten die Heimat näher. Ihre Leidenschaft fürs Kochen lebt nun in mir weiter und da ich diese an dieser Stelle an Sie weitergeben darf, dürfen Sie, wenn Sie wollen, das Gericht auch „Šulance Lubi“ nennen.
DIE ZUTATEN
Für 4 Personen
1,2 kg Pellkartoffeln
350 g Mehl
3 Eigelb (die Hechteria empfiehlt, das Eiweiß später für Baiser zu verwenden)
2 Prisen Salz
Etwas zerlassene Butter
100 g gemahlene Haselnüsse
225 g Butter
3-4 Esslöffel Zucker
Zum Garnieren
4 Rosmarinzweiglein
Für das Marillengröstl
500 g Marillen
5 Esslöffel Zucker
200 ml Weißwein Ihrer Wahl
1 Teelöffel Zimt
5-10 g Rosmarin
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Kochen und „Dobrú chuť“/“Guten Appetit“! Buttermilch, dunkles Bier oder ein Grüner Veltliner sind dazu nicht verkehrt. Abends passt auch mal ein Glas Marillenlikör oder Amaretto auf Eis dazu.
Norbert Hecht