Kochen mit dem Karpatenblatt: Utopenec
Utopenec ist ein tschechischer Kneipenklassiker, der auch in der slowakischen Kneipe (krčma) bekannt und beliebt ist. Wörtlich übersetzt bedeutet dieses Gericht „Ertrunkener“ und wird traditionell gern als pikanter Imbiss zum Bier gereicht.
Es wird aus den seit dem späten 19. Jahrhundert bekannten Špekáčky (Speckwürsten) hergestellt. Ursprünglich bestehen diese in Tschechien aus 20 Prozent Schweinefleisch, 50 Prozent Rindfleisch und 30 Prozent Speckwürfeln. Die Špekáčky werden in Scheiben geschnitten oder halbiert und zusammen mit Zwiebeln in einem Essigsud eingelegt. Dieser Sud wird je nach Geschmack beziehungsweise Rezept mit Pfeffer, Lorbeer, Zucker, Salz, Knoblauch und Piment gewürzt und die Würste werden dann für eine Woche im Glas eingelegt.
Einer Legende nach wird das Gericht einem Müller und Gastwirt namens Šamánek zugeschrieben. Dieser lebte vor über 100 Jahren in der Gegend von Beroun und soll die Špekáčky ursprünglich nur in einem sauren Essig-Wasser-Aufguss und später mit Zwiebeln und Gewürzen zubereitet haben. Zur Namensherkunft gibt es mehrere Theorien. Der Legende nach sollen die Würste in der Lake „ertrunken“ sein. Eine andere Erklärung führt den Namen darauf zurück, dass Šamánek bei der Reparatur seines Mühlenrades tödlich verunglückte und ertrank. Dies fand sich dann im Namen des Gerichts wieder.
Mit der Zeit haben sich verschiedene Varianten von „Utopenci“ entwickelt. Natürlich hat auch die Hechteria eine eigene Version auf ihrer Speisekarte. Wer keine Špekáčky bekommt, kann auch eine Fleisch-/Stadtwurst oder eine Lyoner verwenden. Die Hechteria verwendet dafür eine Wurst, die in Bayern als „Dicke“ oder „Knacker“ bekannt ist. Diese Wurst kann kalt oder warm genossen werden, wird mild geräuchert und besteht ebenfalls aus Schweine- und Rindfleisch sowie Speck. Als ich bei meinem neuen Haus- und Hofmetzger eigens für dieses Rezept nachfragte: „Haben Sie Dicke?“ war die Antwort der (vollschlanken) Verkäuferin hinterm Tresen: „Aber natürlich haben wir auch Dicke. Nehmen Sie mich doch gleich mit nach Hause.“ Amüsiert stellte ich beim Aufblicken von der Warenauslage fest, dass die Dame wirklich Humor hat. Ich erklärte jedoch sicherheitshalber mit Nachdruck: „Nein, so war das nicht gemeint. Ich meinte natürlich die Wurstsorte Dicke.“
Zutaten für 4 Personen (als kleiner Imbiss):
- 6 Špekáčky, Dicke oder Fleischwurst Ihrer Wahl
- 3 mittelgroße Zwiebeln, in halbe Ringe geschnitten (halbe Zwiebel pro Wurst)
- 2-3 Essiggurken, der Länge nach halbiert und in Scheiben geschnitten
- 2-4 Chilis, halbiert mit Kernen
Für den Essigsud:
- 0,5 l Wasser
- 250 ml Weißweinessig
- 5 Lorbeerblätter
- 7 Pimentkörner, zerdrückt
- 1 TL Salz
- 1 EL Zucker
- 6 Wacholderbeeren, zerdrückt
- 12 schwarze Pfefferkörner
- 1 Bund Dill, grob gehackt
- 4-6 Knoblauchzehen, fein geschnitten
Zubereitung:
- Wasser, Essig, Salz, Zucker, Pfeffer, Piment, Wacholderbeeren, Knoblauch, Dill und Lorbeerblätter in einem kleinen Topf 10 Minuten aufkochen, dann von der Herdplatte nehmen und abkühlen lassen.
- Zwiebeln in halbe Ringe schneiden, Chilis halbieren und Essiggurken in Scheiben schneiden.
- Von den Würsten die Haut entfernen und in Scheiben schneiden oder der Länge nach halbieren.
- In einem großen oder zwei mittelgroßen Einmachgläsern abwechselnd Wurst und Zwiebeln schichten. Nach jeder Lage mit einem Löffel etwas Dill und Knoblauch aus dem Essigsud sowie einige Gurkenscheiben und einen halben Chili hinzugeben. Das Ganze leicht andrücken und mit dem Essigsud auffüllen. Deckel draufmachen.
Hechteria-Tipp: Wer keine Einmachgläser hat, kann stattdessen leere Gurkengläser verwenden.
- Die Gläser für eine Woche (mindestens 3 Tage) in den Kühlschrank stellen.
- Utopenci pur oder mit etwas Brot und einem Bier servieren und langsam genießen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Kochen und „Dobrú chuť“/„Guten Appetit“! Neben einem tschechischen oder slowakischen Bier sind dazu auch ein bayrisches Weißbier oder ein Glas Silvaner recht passend. Als poetische Begleitung gebe ich gern mein aus meiner Prager Zeit inspiriertes Gedicht „Es geschah beim Heiligen Nepomuk“ dazu: „Einst vor vielen Jahren, war es genau dort, als ich stand am rauschenden Ort, auf der Karlsbrücke, die Schloss die Tücke in meinem Leidensfluss und hatte ihn erfahren, meinen schönsten Kuss. Damals im Böhmerland.“