Kolumne: Schmidts Kater Loisl
Čauky mňauky, allerseits! Ich möchte heute als stolzer tschechischer Kater ein hohes Lied auf den tschechischen Erfindungsreichtum singen, andere bis zur Weißglut zu ärgern. Ich finde es nämlich grandios, dass die Menschen in Tschechien den apokalyptischen Krieg des Irren Putin gegen die Ukraine nicht nur mit Trauer und Wut begleiten, sondern auch witzig. Zulasten von Putins Russland.
Ich denke dabei an die zielgerichtete Umbenennung von Straßennamen. Nicht immer nur mit behördlicher Genehmigung. So klebte jemand gleich nach Beginn des Krieges eine kleine, aber unübersehbare blau-gelbe ukrainische Fahne aus Papier auf das Straßenschild „Ruska“.
Besonders super empfand ich die Änderung von Straßennamen rund um die russische Botschaft in Prag-Bubeneč. Die Stadt widmete 2020 die Straße und den kleinen Platz vor dem Haupteingang der Botschaft dem ermordeten russischen Oppositionellen Boris Němcov. Die Botschaft wollte das unterlaufen und benutzte dann als offizielle Adresse die eines Konsulatsgebäudes auf der „Korunovační“-Straße. Die wiederum ist jetzt nach dem Beginn des Krieges in „Straße der ukrainischen Helden“ umbenannt worden. Und da gibt es nun kein Vertun mehr. Die Straße heißt so und die russische Botschaft muss neue, hochnotpeinliche Visitenkarten und Briefbögen drucken lassen.
Der Spazierweg, der als letzte Art Straße die russische Botschaft umfasst, ist als Ausweichadresse ungeeignet. Er heißt seit 2020 „Promenada Anny Politkovské“ (deutsch: Anna-Politikowskaja-Promenade). Die Journalistin Anna Politkowskaja hatte kritisch über die russischen Kriege in Tschetschenien und über Korruption in Russland berichtet und war 2006 feige von Putin-Getreuen erschossen worden.
Ich denke, jetzt verstehen Sie, weshalb ich ein sehr stolzer tschechischer Kater bin. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt