Kolumne: Schmidts Kater Loisl und die Elster
Čauky mňauky, allerseits. Gucken Sie die Übertragungen der Fußball-Champions-League? Mein Butler, der Herr Schmidt, freut sich immer auf einen Kommentator im tschechischen Studio, der vor, während und nach dem Spiel selbiges fachkundig und witzig analysiert. Es handelt sich um Franta Straka, eine Legende von Sparta Prag, der auch viele Jahre in Deutschland gespielt hat und als Trainer auch schon in der Slowakei tätig war.
Ich habe auch eine besondere Beziehung zur straka, der Elster. Aber zu dem Vogel, nicht so sehr zu Franta Straka. Jeder kennt Elstern. Die überaus intelligenten Rabenvögel gelten als diebisch, bestehlen die Nester anderer Vögel, haben fast keine natürlichen Feinde und machen schrecklichen Krach. Mein Garten in Prag ist mit Bäumen nur so gepflastert, auf denen die Elstern ihre Nester bauen, in denen sie ihre Brut aufziehen. Diese Viecher sind Allesfresser. Sie machen auch nicht vor Beutetieren halt, die eigentlich mir als gestandenem Kater zustehen. Etwa vor Mäusen.
Als ordentlicher Kater fange ich reichlich von denen und lege sie in der Regel als Geschenke für meinen Butler auf meiner Gartenterrasse ab. Mein Butler hat aus unerfindlichen Gründen eine Abneigung gegen tote Mäuse. Vermutlich liegt das daran, dass es keine vernünftigen Rezepte zur Zubereitung für Mäuse für die verwöhnten Gaumen der Zweibeiner gibt.
Die Elstern machen da nicht so viel Zirkus. Neulich musste ich mitansehen, wie sich drei der diebischen Vögel über eine von mir gefangene und getötete Maus hermachten, bis von der nichts mehr übrig blieb. Um es deutlich zu sagen: SO GEHT DAS NICHT! Was erlauben sich diese Elstern? Wo leben wir denn hier? Muss ich mir das gefallen lassen? Die Antwort ist klar: Wir Katzen haben die Weltherrschaft. Wir wehren uns!
Das freilich ist eine etwas heikle Angelegenheit. Ich muss bei meiner Jagd auf die Biester nämlich immer meinen Butler überlisten. Der Herr Schmidt hat prinzipiell etwas dagegen, dass ich mich an den Flugtieren vergreife. Er ermahnt mich gern: „Loislmaus, die Vögel sind kein Futter. Sie sind unsere Freunde, weil sie uns mit ihrem Gesang von morgens bis abends Freude bereiten. Also: Pfoten und Krallen weg von Vögeln!“
Die Meisen singen wirklich ganz hübsch. Und die Finken, Drosseln, Nachtigallen und Amseln auch. Aber die Elstern können gar nicht singen, nur schreien. Und das machen sie auch, wenn ich mich einem der Nester nähere. Dabei will ich doch nur spielen.
Na, bis zum Champions-League-Finale gucke ich mir jetzt erstmal nur den Franta Straka an. Will ja schließlich keinen Ärger mit meinem Butler haben. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt