Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky, mňauky allerseits! Und Ihnen allen ein gutes neues Jahr! Eigentlich würde es ausreichen, wenn ich Ihnen einmal mehr zu Ihrer Frau Präsidentin gratulierte, während ich mich für den tschechischen Präsidenten schon wieder schämen muss. Aber für mein fürstliches Honorar sind denn doch ein paar mehr Zeilen erforderlich.
Also: Demokratie, wie sie die Zweibeiner haben, hat in meinem Weltbild keinen Platz. Auf dieser Erde haben wir Katzen die Weltherrschaft und das ist gut so. Fragen Sie unerfahrene Katzenhalter, die glauben, uns erziehen zu können. Das geht gar nicht. Wenn es gegen die Zweibeiner geht, sind wir zudem sehr solidarisch.
Besitzer von Hunden leben in dem Größenwahn, dass sie ihren Vierbeinern alles vorschreiben können. Das kann nicht verwundern, weil sie von den Kläffern in jeder Situation angebetet werden, die natürlich das Stöckchen oder das Bällchen holen, wenn ihre Halter das verlangen. Haben Hundebesitzer nicht nur Macht über die Hunde, sondern auch noch über andere Menschen, wird es gefährlich. Noch gefährlicher, wenn sie ein offizielles Amt haben, das ihnen erlaubt, den anderen Menschen alles vorzuschreiben. Sie finden Demokratie nur toll, wenn sie in dieser Demokratie alles entscheiden dürfen. Kritik ist nicht erwünscht – obwohl sie angeblich ein fester Bestandteil der Demokratie bei den Zweibeinern sein soll.
Der mächtigste Hundebesitzer in Tschechien ist Herr Präsident Zeman. Er und seine Familie nennen einen Golden Retriever ihr eigen. Der Kläffer hat schon mal negative Schlagzeilen gemacht. Er hatte im November 2013 angeblich dafür gesorgt, dass der Herr Präsident ins Krankenhaus musste. Das war so: Der Herr Präsident musste nachts mal für kleine Präsidenten raus, knipste aber das Licht nicht an und stolperte so über einen wertvollen Teppich, den der Hund vorher mit seinen Pfoten in totale Unordnung gebracht hatte – vermutlich, um eine streng riechende Hinterlassenschaft auf dem teuren Perser zu verstecken. Der Herr Präsident jedenfalls trug von seinem Sturz ein schmerzendes Knie davon, das behandelt werden musste. Vermutlich hat sich der Herr Präsident seinen Hund anschließend richtig zur Brust genommen und ihm die Erschießung angedroht, falls er noch einmal versuchen würde, ihn zu stürzen. Das muss erhebliche Wirkung auf den Hund gehabt haben. Seither ist nicht mehr über einen solchen oder ähnlichen Fall berichtet worden.
Der Herr Präsident suchte sich fortan andere Feinde, denen er auch schon mal mit einem Gewehr in der Hand die Erschießung androhte: die bösen, weil von Natur aus kritischen Journalisten. Die sind zwar in der Demokratie der Zweibeiner vorgesehen, aber sie sind für die Herrschenden eine fürchterliche Plage und wegen ihrer ständigen Kritik äußerst unbeliebt. Auch bei unserem Herrn Präsidenten. So lässt er auch keine Gelegenheit aus, diese Plagegeister so kräftig es geht zu beschimpfen. In seiner Weihnachtsbotschaft tobte er gegen Journalisten der besten tschechischen Zeitung „Hospodářské noviny“ und der Wochenzeitung „Respekt“. Sie verdienten „tiefste Verachtung“, befand der Herr Zeman. Weil sie ihm mit ihrer ständigen Kritik auf die Nerven gehen.
Und nun komme ich noch einmal auf die Solidarität unter uns Katzen zurück, die ich großartig finde, weil wir uns so gegenseitig schützen, sollte uns mal jemand derart verbal anpissen. Eine solche Solidarität scheint es unter zweibeinigen Journalisten in Tschechien nicht zu geben. Es gab am Tag danach nicht einen einzigen Kommentar in den anderen Blättern zum Schutz der Kollegen, zum Schutz der Pressefreiheit und zum Schutz der Demokratie der Zweibeiner.
Jetzt wissen Sie, weshalb wir Katzen auf solch eine Demokratie pfeifen. Čauky, mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt