Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky mňauky, allerseits! Der duftende Flieder in meinem Garten in Prag ist verblüht, jetzt sind die Rosen dran und demnächst auch die Pfingstrosen, die gar keine Rosen sind, wie ihr Name behauptet. Mir ist das relativ egal. Hauptsache, sie sehen hübsch aus.
Ich liebe meinen Garten in dieser Zeit zwischen Frühling und Sommer. Der Mai war ja ziemlich frisch und nass. Jetzt gibt sich die Sonne alle Mühe und zwingt mich auf die Suche nach einem schattigen Plätzchen. Den habe ich unter einem prächtigen Gehölz mit dem Namen Japanischer Ahorn gefunden. Da krieche ich drunter und werde wie mit einem Fächer von der Hitze abgeschirmt. Ab und zu schaue ich nach drinnen, ob mein Butler, der Herr Schmidt, mir lecker Fresschen und Trinken zubereitet hat. Wenn schon alter Kolonialstil, dann richtig. Wobei ich das mit dem Kolonialstil sogleich bereue. Das war ja keine wirklich gute Zeit für die, die nicht die Kolonialherren waren, sondern die, die Herrschaften von vorn und hinten bedienen mussten. Es hat ein bisschen gedauert, bis die früheren Kolonialmächte darauf gekommen sind. Die Entschuldigung und manchmal auch eine finanzielle Entschädigung kommen da heute ein bisschen spät.
Zwischen den Vier- und Zweibeinern ist der Kolonialstil bis heute das A und O. Wo kämen wir Katzen hin, wenn wir uns zu unserem eh schon schweren Leben auch noch selbst versorgen müssten. Dazu haben wir unsere Sklaven, ich meinen Herrn Schmidt. Und das ist auch gut so. Wir lassen uns das auch nicht von irgendwelchen Gutkatzen kaputt machen.
Wie man eh tunlichst nur davon abraten kann, bestimmte neue Moden bei den Menschen auch bei uns Katzen einführen zu wollen. In den Katzenzeitungen wird es beispielsweise niemals so etwas wie Gendersternchen geben. Das kann man ja gar nicht lesen. Und schon gar nicht laut vorlesen. Natürlich gibt es unter uns Katzen Mädels und Burschen. Und von mir aus auch Katzen, die sich eher zwischen Mädels und Burschen sehen. Aber für uns waren, sind und bleiben das alles Katzen. Jeder von uns Vierbeinern versteht diese Ansprache, keiner ist sauer, wenn er nicht extra erwähnt wird.
Man stelle sich vor, wir Freigänger versammeln uns des Nachts an unserem üblichen Treffpunkt und einer hält eine kurze, aber wichtige Information bereit, die er uns anderen mitteilen muss. Etwa die, wonach in einem der Gärten in unserer unmittelbaren Umgegend massiv Mäuse zugange sind. Wenn er diese für uns interessante Mitteilung macht und uns zuvor formvollendet mit „Liebe Kätzinnen und Kater“ anredet, dann sind die erwähnten Mäuse womöglich eher umgezogen als der Redner seine Rede beendet hat. Alles Mumpitz! Am Ende würden die Zweibeiner uns den Status der Nützlichkeit entziehen. Der ist entscheidend für unser Zusammenleben seit ewigen Zeiten. Als Mäusetöter sind wir Katzen ja eigentlich Nutztiere. Wie Rinder oder Schweine. Nur sind wir außerdem auch noch sehr viel hübscher als die genannten Vierbeiner. Es gibt nicht wenige Zweibeiner, die mit unserer Schönheit prahlen. Welcher Rinder- oder Schweinezüchter tut das schon. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt